Skip to main content

Weltgeschichte und Heilsgeschehen

1950

  • Chapter
Der Mensch inmitten der Geschichte

Zusammenfassung

Wir setzen gewöhnlich voraus, daß es zwei Welten gibt: die Welt der Natur und die Welt der Geschichte. In der einen weiß sich der Mensch mehr oder minder fremd, weil sie ohne ihn, von Natur aus, ist; mit der andern mehr oder minder vertraut, weil sie eine von ihm hervorgebrachte, menschliche Welt ist. In beiden Welten geschieht etwas, aber das Naturgeschehen scheint in die menschliche Welt zumeist nur herein, sofern es kulturfördernd und -hemmend ist. Wir fragen darum auch nicht nach dem Sinn der Natur, sondern nur nach dem Sinn der Geschichte. Der Mensch wird zwar immer wieder von seiner eigenen Welt und Geschichte wie von etwas Fremdem und Sinnfremdem überwältigt; was ihn dabei überwältigt, ist aber doch ein Geschehen, das auf dem Handeln des Menschen beruht. Diese Unnatur des geschichtlichen Geschehens gehört zur »Natur« des Menschen. Je künstlicher, kultivierter und zivilisierter unsere Zustände sind, desto mehr verlangen wir zurück zur Natur. Das seit Rousseau vernehmliche »Unbehagen in der Kultur« und die Flucht zur Natur bestätigt nur, daß wir kultur-geschichtlich existieren und der Natur entfremdet sind.

Eine historisch ausgeführte Darstellung des hier zusammengefaßten und verschärften Leitgedankens enthält Weltgeschichte und Heilsgeschehen (Sämtliche Schriften 2, S. 7ff.).

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Notizen

  1. Zur Frage der Ableitung des verum vom factum siehe B. Croce, La Filosofia di G. Vico, besonders Anhang 3.

    Google Scholar 

  2. Siehe dazu die grundsätzliche Erörterung von Leo Strauß, Political Philosophy and History, Journal of the History of Ideas, Jan. 1949.

    Google Scholar 

  3. K. Nishida, Die morgenländischen und abendländischen Kulturformen in alter Zeit vom metaphysischen Standpunkt aus gesehen. Abhandl. der Preuß. Akad. der Wiss. 1939.

    Google Scholar 

  4. Vgl. Laotse, Tao Te King § 8, 43, 78.

    Google Scholar 

  5. Siehe Eugen Herrigels unübertrefflich konkrete Analyse des Zengeistes in: Zen in der Kunst des Bogenschießens, Konstanz 1948.

    Google Scholar 

  6. Siehe D. T. Suzuki, Die große Befreiung, Kap. 7. Konstanz 1948.

    Google Scholar 

  7. Eine von K. Nishida gemalte Tuschzeichnung zeigt auf weißem Papier nichts weiter als einen schwarzen leeren Kreis. Die ihm zur Seite gemalten Schriftzeichen besagen wörtlich: Mond, Geist (Herz), einsam, Kreis, Licht, zehntausend Dinge (das All), verschlucken. Diese Wortfolge meint ungefähr folgendes: ein Geist (Herz), der vollkommen rund, erleuchtet und leer geworden ist, ist wie das einsame Licht des Vollmonds: er vermag alles zu fassen und zu verschlucken.

    Google Scholar 

  8. Wir Philologen, § 259ff.

    Google Scholar 

  9. Siehe K. Reinhardt, Von Werken und Formen, Godesberg 1948, S. 163ff.

    Google Scholar 

  10. Vgl. W. von Humboldt, Politischer Briefwechsel, Berlin 1935, Brief Nr. 77.

    Google Scholar 

  11. A. von Tocquevilles Einleitung zur Demokratie in Amerika.

    Google Scholar 

  12. H. Cohen, Die Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, Leipzig 1919, S. 307ff. und 293ff.

    Google Scholar 

  13. F. Schlegel, Athenäumsfragmente Nr. 222.

    Google Scholar 

  14. Siehe Schelling, Werke I. Abt. V, S. 249; Kierkegaard, Begriff der Angst, Kap. 3, § 2.

    Google Scholar 

  15. Gottesstaat, XII, 10 bis 13 und 17 bis 20; XI, 4 und 6.

    Google Scholar 

  16. Nach Nietzsche hat O. Weininger das christliche Argument gegen den Kreislauf wieder zur Geltung gebracht. Über die letzten Dinge, Wien 1907, S. 95ff.

    Google Scholar 

  17. Th. Haecker, Der Christ und die Geschichte, Leipzig 1935, S. 122.

    Google Scholar 

  18. Hegel, Werke IX (3. Aufl.), S. 89f.

    Google Scholar 

  19. Hegel, Werke IX, S. 26f.

    Google Scholar 

  20. Brief an Schiller vom 9. März 1802; vgl. Gespräche I, S. 494f.

    Google Scholar 

  21. Briefe von und an Hegel, S. 13.

    Google Scholar 

  22. Hegel, Werke IX, S. 20.

    Google Scholar 

  23. Briefe von und an Hegel, S. 401f.

    Google Scholar 

  24. Vgl. Augustin, Gottesstaat V, 1 und 8, über die teilweise Übereinstimmung von Fatum und Vorsehung im heidnischen und christlichen Glauben.

    Google Scholar 

  25. Siehe vom Verf. Von Hegel bis Nietzsche, Zürich 1941, S. 219ff. (Sämtliche Schriften 4, S. 209ff.).

    Google Scholar 

  26. Grundsätze der Philosophie der Zukunft, § 21.

    Google Scholar 

  27. Siehe A. Harnack, Der Vorwurf des Atheismus in den ersten drei Jahrhunderten, Texte und Untersuchungen zur Gesch. der altchristlichen Lit., N. F. (1905) XIII, 4.

    Google Scholar 

  28. Siehe dazu Michael Carrouges, La Mystique du Surhomme, Paris 1948.

    Google Scholar 

  29. Bossuet, Discours sur l’histoire universelle, III. Teil, Kap. 8.

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Bernd Lutz

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1990 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Löwith, K. (1990). Weltgeschichte und Heilsgeschehen. In: Lutz, B. (eds) Der Mensch inmitten der Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-03324-6_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-03324-6_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-00713-1

  • Online ISBN: 978-3-476-03324-6

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics