Skip to main content

Die Antike als Nationalunternehmen

25. April 1874: Vertrag zwischen Griechenland und dem Deutschen Reich zur Ausgrabung Olympias

  • Chapter
Mit Deutschland um die Welt

Zusammenfassung

Bereits dem 18. Jahrhundert galten Spiele und Heiligtum des alten »Olympia« als Inbegriff des antiken Griechenland. 1874 übernahmen deutsche Archäologen die Grabungshoheit auf griechischem Boden, um die antike Stätte und ihre Wettkampfanlagen freizulegen. Eine wissenschaftliche Operation von beträchtlicher Symbolik: Die neu zu formierende Nationalkultur des Deutschen Reiches sollte in der antiken Kultstätte des »agonalen Menschen« (Jacob Burckhardt) ihren Resonanzraum finden. Trotz erheblicher Anstrengungen und immenser finanzieller Aufwendungen gelang es deutschen Gelehrten nicht wirklich, den Begriff »Olympia« in die deutsche Kulturgeschichte einzuschreiben. Statt dessen ist die moderne Wiederbelebung Olympias durch internationale Sportwettkämpfe seit 1896 mit dem Namen Pierre de Coubertins verbunden. Doch war auch das Werk deutscher Spaten weder bedeutungs- noch folgenlos. Der annektionistische Charakter des mit Griechenland abgeschlossenen Vertrages, die raumgreifenden Aktivitäten der Archäologen und die Spiegelung deutscher Expansionsträume in den Koloniegründungen der griechischen Ökumene weisen das Olympia-Unternehmen und die ihm verwandten archäologischen Exkursionen als Inkubationsphase der deutschen Kolonialzeit aus.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literatur

  • Boetticher, Adolf: Olympia. Das Fest und seine Stätte. Nach den Berichten der Alten und den Ergebnissen der Deutschen Ausgrabungen. 2. Aufl. Berlin 1886

    Google Scholar 

  • Curtius, Ernst, Friedrich Adler und Gustav Hirschfeld (Hg.): Die Ausgrabungen zu Olympia. Bd. I. Berlin 1876

    Google Scholar 

  • Schliemann, Heinrich: Ilios. Stadt und Land der Trojaner. Leipzig 1881

    Google Scholar 

  • Borbein, Adolf Heinrich: Klassische Archäologie in Berlin vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. In: Willmuth Arenhövel, Christa Schreiber (Hg.): Berlin und die Antike. Berlin 1979, 99–150

    Google Scholar 

  • Deuel, Leo.: Heinrich Schliemann. Eine Biographie (New York 1977). Aus dem Amerikanischen von Gertrud Baruch. München, Wien 1979

    Google Scholar 

  • Griewank, Karl: Wissenschaft und Kunst in der Politik Kaiser Wilhelms I. und Bismarcks. In: Archiv für Kulturgeschichte 34 (1952), 288–307

    Article  Google Scholar 

  • Marchand, Suzanne L.: Down from Olympus. Archeology and Philhellenism in Germany 1750–1970. Princeton 1996

    Google Scholar 

  • Siebler, Michael: Troia — Homer — Schliemann. Mythos und Wahrheit. Mainz 1990

    Google Scholar 

Download references

Authors

Editor information

Alexander Honold Klaus R. Scherpe

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2004 Springer-Verlag GmbH Deutschland

About this chapter

Cite this chapter

Honold, A. (2004). Die Antike als Nationalunternehmen. In: Honold, A., Scherpe, K.R. (eds) Mit Deutschland um die Welt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02955-3_4

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02955-3_4

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-02045-1

  • Online ISBN: 978-3-476-02955-3

  • eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)

Publish with us

Policies and ethics