Zusammenfassung
Bereits dem 18. Jahrhundert galten Spiele und Heiligtum des alten »Olympia« als Inbegriff des antiken Griechenland. 1874 übernahmen deutsche Archäologen die Grabungshoheit auf griechischem Boden, um die antike Stätte und ihre Wettkampfanlagen freizulegen. Eine wissenschaftliche Operation von beträchtlicher Symbolik: Die neu zu formierende Nationalkultur des Deutschen Reiches sollte in der antiken Kultstätte des »agonalen Menschen« (Jacob Burckhardt) ihren Resonanzraum finden. Trotz erheblicher Anstrengungen und immenser finanzieller Aufwendungen gelang es deutschen Gelehrten nicht wirklich, den Begriff »Olympia« in die deutsche Kulturgeschichte einzuschreiben. Statt dessen ist die moderne Wiederbelebung Olympias durch internationale Sportwettkämpfe seit 1896 mit dem Namen Pierre de Coubertins verbunden. Doch war auch das Werk deutscher Spaten weder bedeutungs- noch folgenlos. Der annektionistische Charakter des mit Griechenland abgeschlossenen Vertrages, die raumgreifenden Aktivitäten der Archäologen und die Spiegelung deutscher Expansionsträume in den Koloniegründungen der griechischen Ökumene weisen das Olympia-Unternehmen und die ihm verwandten archäologischen Exkursionen als Inkubationsphase der deutschen Kolonialzeit aus.
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Literatur
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Honold, A. (2004). Die Antike als Nationalunternehmen. In: Honold, A., Scherpe, K.R. (eds) Mit Deutschland um die Welt. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02955-3_4
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