Zusammenfassung
In der Geschichte des Romans gibt es kein Werk, in dem das Denken einen solchen Raum einnimmt. Daher auch die spöttischen Bemerkungen, Musils Intelligenz sei größer als seine schriftstellerische Begabung. Diese Dummheit kann man mit einem Umkehrschluss widerlegen: Seine Essays, obwohl vor Intelligenz funkelnd, sind nicht mehr von großem Interesse. Musil ist nur als Romancier ein großer Denker. Sein Denken in Der Mann ohne Eigenschaften ist untrennbar mit den Figuren, mit ihren Situationen verbunden; es ist kein polyhistorisches Denken, das Streifzüge durch verschiedene Bereiche der Wissenschaft unternimmt und so den Roman schwerfällig machen würde; es konzentriert sich auf den existentiellen Aspekt der Realität; es ist ein spezifisch romanhaftes Denken: Es enthüllt das, was einzig der Roman enthüllen kann.
Similar content being viewed by others
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Kundera, M. (2000). Der Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil. In: Radisch, I. (eds) Mein Jahrhundertbuch. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-02728-3_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-02728-3_4
Publisher Name: Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-7400-1141-3
Online ISBN: 978-3-476-02728-3
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)