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Das Lager (KZ und GULag) als Stigma der Moderne

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Terroristische Diktaturen im 20. Jahrhundert
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Zusammenfassung

Die Annalen der Geschichte sind wahrlich nicht arm an Gewalt, mindestens und nachweisbar, seit es Klassen und Schriftzeugnisse gibt. Denken wir an die antiken Sklavenjagden, an die Kreuzzüge und die europäische Eroberung der Welt oder an den dreißigjährigen Krieg. Aber unserem Jahrhundert blieb es vorbehalten, Gewalt in bisher einmaliger Entfaltung zu betreiben. Allein schon zahlenmäßig: etwa 100 Millionen Menschen, so wird geschätzt, sind den verschiedenen Gewaltexzessen unserer Epoche zum Opfer gefallen. Die anfängliche Anomalität der Geschehnisse setzte sich durch Jahrzehnte fest; sie wurde gewöhnlich, ja banal — für die Täter und nicht selten auch für die Opfer. Ganze Gesellschaften boten den Boden und den Rahmen riesiger Exekutionsstätten. Im Namen einer höheren Moral zerbrachen deren Stammwerte unter dem Ansturm des Bösen. Es war wie eine Wiederholung des spätmittelalterlichen Totentanzmotivs auf gigantischer Stufenleiter. Die Melodie folgte den Ideologien der Vernichtung. Aber ausgeführt wurde das Stück mit den rationalen und technischen Mitteln der Moderne. Die instrumentale Effizienz der industriellen Massengesellschaft betrieb ein nie gehörtes, abseitiges Geschäft aufs perfekteste und destruktivste. Sie schlug der Zivilisation rationaler Beherrschung des Menschen und der Natur, der sie entstammte, unauslöschlich ins Gesicht.

Die hier vorgetragenen Thesen fußen auf meinem Buch: Maschinen des Terrors. Das Lager (KZ und GULAG) in der Moderne, Münster 1993. Dort finden sich auch nähere Hinweise zu den Zitaten.

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Literatur

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Matthias Vetter

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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Armanski, G. (1996). Das Lager (KZ und GULag) als Stigma der Moderne. In: Vetter, M. (eds) Terroristische Diktaturen im 20. Jahrhundert. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99851-4_7

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

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