Zusammenfassung
Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des deutschen Journalismus, daß sich nach dem Wiederaufbau der Publizistik in der Bundesrepublik kaum jemand für Fragen der journalistischen Berufsethik interessierte. Die Politiker vertrauten auf den Gesetzgeber, daß er die Rechte und Pflichten der Medien unter dem Leitbild der „öffentlichen Aufgabe“ gut abgewogen habe. Die Journalistenverbände argwöhnten, die Ethikforderung könne sich als ein Trojanisches Pferd zum Zweck der Einschränkung der Pressefreiheit erweisen; auch die Verleger fürchteten, daß berufsethische Regeln zu einer Einschränkung ihrer unternehmerischen Entscheidungsfreiheit führen könnten. Und wenn vom 1956 gegründeten Presserat und seinen „Richtlinien für die publizistische Arbeit” die Rede war, dann wurde seine Spruchpraxis mangels Sanktionsmacht als das Gerede eines „zahnlosen Tigers“ abgetan. Selbst die Medienwissenschaften, mit Kritik am praktischen Journalismus sonst nicht zu knapp, blieben abstinent: Sie waren damit beschäftigt, erst einmal die Funktionsweise der Massenmedien empirisch zu erforschen und verstehen zu lernen. Nicht einmal in der Journalistenausbildung wurde Berufsethik als journalistische Handlungsmaxime vermittelt; bis heute gibt es kein Handoder Lehrbuch, das die Grundzüge journalistischen Handelns nach Maßgabe berufsethischer Kriterien darlegt.
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© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Haller, M., Holzhey, H. (1992). Einleitung. In: Haller, M., Holzhey, H. (eds) Medien-Ethik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-99816-3_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-12305-9
Online ISBN: 978-3-322-99816-3
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