Zusammenfassung
„Wer Individualität und Kollektivität zu Gegensätzen macht, bloß um den Rechtsanspruch des schöpferischen Individuums und das Mysterium des Einzelwerks wahren zu können, begibt sich der Möglichkeit, im Zentrum des Individuellen selber Kollektives zu entdecken; Kollektives in Form von Kultur ... im Sinn des ‘Habitus’, der den Künstler mit der Kollektivität und seinem Zeitalter verbindet und, ohne daß dieser es merkte, seinen anscheinend noch so einzigartigen Projektionen Richtung und Ziel weist“ (Bourdieu 1983, 132). Dies fuhrt Pierre Bourdieu im Rahmen seiner Überlegungen über den Zusammenhang zwischen Struktur und Praxis in Anlehnung an Erwin Panofsky aus, der das Konzept der „mental habits“ zur Bezeichung „unbewußter Schemata“ verwendete, die eine Kultur und Epoche charakterisieren. Bourdieus Interpretation nach erzeugen die für einen spezifischen Typus von Umgebung konstitutiven Strukturen, die empirisch als Regelmäßigkeiten gefaßt werden können, Habitusformen. Dabei handelt es sich um Systeme dauerhafter Dispositionen, das heißt um Strukturen, die sich in der Praxis reproduzieren, dabei eine Regelmäßigkeit und Situationsadäquatheit aufweisen, die kollektiv abgestimmt sein kann, ohne die planende Tätigkeit eines „Dirigenten“ vorauszusetzen (Bourdieu 1979, 164f.).
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Osietzki, M. (1999). „… unser Ohr dem Nichtgesagten öffnen …“. In: Füßl, W., Ittner, S. (eds) Biographie und Technikgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97340-5_11
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