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Zusammenfassung

Niemand vermag über alles zu beraten und zu entscheiden, was ihn direkt oder mittelbar betrifft. Deshalb beauftragt er andere, an seiner Stelle zu sprechen, Entschlüsse zu fällen oder Streitigkeiten auszufechten. Stellvertretung gehört zu den universalen Organisationsformen der Vergesellschaftung. Advokaten führen für ihre Mandanten Prozesse, Banken verwalten das Vermögen ihrer Kunden, Priester beten für ihre Gemeinden, Intellektuelle denken für ganze Gesellschaften. Vereine bestellen Vorstände, Belegschaften wählen Interessenvertreter, Wahlvölker entsenden Abgeordnete in Parlamente. Immerzu sind Individuen und kollektive Akteure damit beschäftigt, Vertreter zu finden, die für sie handeln sollen. Freiwillig oder aus Zwang verzichten sie auf die Lasten der Freiheit, ihre Selbständigkeit und Souveränität, ihre Handlungsmacht.

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Anmerkungen

  1. Eine besonders elegante und gleichzeitig ökonomische Variante ist das Modell der „konstitutionellen Monarchie“. Das Parlament repräsentiert die Vielfalt des Wahlvolks, der Monarch hingegen seine Einheit.

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  2. Der logische Zusammenhang, von dem hier die Rede ist, ändert natürlich nichts an der Tatsache, daß die meisten sozialen Gruppen ihre Vertreter nach dem Kriterium ikonologischer Ähnlichkeit auszuwählen pflegen. Ein Parteivorsitzender muß die „Ochsentour“ durch alle Vertretungsstufen seiner Organisation hinter sich haben. Nicht einmal der Pressesprecher des Vorstands, als Sprachrohr eine ganz untergeordnete Instanz, darf von außen kommen. Die Vorstellung einer Vertretung ohne deskriptive Repräsentation (vgl. Griffiths 1968, S. 445) liegt offenbar jenseits des gesellschaftlich Denkbaren. Daß die deutsche Nation von einem Polen oder Franzosen problemlos repräsentiert werden kann, ist vollkommen undiskutabel. Das Tabu des Fremden verleitet zu dem archaischen Irrglauben, der Vertreter müsse stets ein Mann aus der eigenen Mitte sein, ein Tabu, das meist nur durch externe Macht zu brechen ist. Die Zuweisung von Kandidaten in fremde Wahlbezirke ist nur ein Beispiel dafür, wie deskriptive Repräsentation durch symbolische Repräsentation ersetzt wird.

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  3. Dies gilt auch für Michels ( 1987, S. 154 ff.), der im Wachstum der Massenpartei eine wesentliche Ursache für den Zwang zur technischen Spezialisierung und damit für die Bildung der Oligarchie gesehen hat.

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  4. Mit Absicht wurde hier eine Formulierung gewählt, die an das klassische Diktum des frühen Mosca erinnert:,Wer je an einer Wahl teilnahm, weiß genau, daß der Abgeordnete nicht von den Wählern,ausgewählt’ wird, sondern, in der Regel, sich von ihnen,auswählen` läßt. Oder, wenn das zu unfreundlich klingt, können wir es auch so ausdrücken: Seine Freunde sorgen für seine Wahl. In jedem Fall ist seine Kandidatur das Werk einer Gruppe von Leuten, die sich zu einem gemeinsamen Zweck vereinigt haben, das Werk einer organisierten Minderheit, die ihren Willen der nicht organisierten Mehrheit unausweichlich aufzwingt“ (G. Mosca, Sulla teorica dei governi es sul geverno parlamentare, Turin 1884, S. 250f., hier zitiert nach Röhrich 1981, S. 160).

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  5. Zum Folgenden vgl. auch Colemans ( 1979, S. 25 ff.) Theorie des Machtgewinns korporativer Akteure. Man kann diese Theorie ohne weiteres auch als Theorie der Stellvertretung lesen. Der korporative Akteur ist nicht einfach nur ein Organisationsapparat, sondern es sind die Repräsentanten und Funktionäre dieses Apparats, die die Vertretungsmacht gewinnen.

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  6. Wie unwahrscheinlich ein Konsens bei steigender Mitgliederzahl wird, mag folgende Rechnung illustrieren (vgl. Vanberg 1979, S. 110). Bei n Akteuren und einer Ja/NeinEntscheidung gibt es 2’ Möglichkeiten. Wenn bei den n Akteuren Ablehnung und Zu-stimmung gleich wahrscheinlich sind, dann ist die Wahrscheinlichkeit eines Konsens 2:2e. Bei zehn Mitgliedern ist dann die Wahrscheinlichkeit einer einstimmigen Entscheidung 2:1024. Daß in der sozialen Wirklichkeit trotzdem hin und wieder einvernehmliche Entscheidungen zustande kommen, dürfte daher rühren, daß kaum ein Individuum oder eine Gruppe gänzlich frei ist von kollektiven Vorstellungen und Meinungstendenzen. Die Mathematik des Konsens gilt sozusagen für den Naturzustand freier Aktormonaden. Oder anders gesagt: Der Prozeß der Gesellschaft beginnt damit, daß keiner mehr für sich, sondern so wie die anderen abstimmt.

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  7. Gulowsen (1985, S. 350) hat in einer instruktiven Studie dieses Machtsystem der „hearocracy“ analysiert:,Organizational democracy turns into,hearocracy, a term that derives from the combination of,democracy` with,hierarchy`, and a futile attempt to,hear` opinions from the membership. In the hearocracy, only people with bureaucratic training and inclination manage to stay engaged; others get tired, lose interest and withdraw. While overloading the electorate, hearocracy has a tendency to pacify the members. The majority is silenced, often the minorities as well. The ability to listen to the grass roots is lost. Debate between those of differing viewpoints stops. It is no longer to create a viable opposition to the leadership. Though formally a democratic structure, the fully developed hearocracy is a system which screens and supports the oligarchy and makes it govern on behalf of the silent majority.”

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  8. Die folgenden Hinweise beziehen sich auf das Betriebsverfassungsgesetz von 1972.

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  9. Mit „Legalismus“ ist hier keineswegs nur eine strikt an Verfahrensregeln ausgerichtete Vertretungspolitik gemeint, die sich lediglich an geltenden Vorschriften orientiert. Auch anerkannte und standfeste Betriebsräte (vgl. Kotthoff 1981, S. 201 ff.), die vorgegebene Rechte allererst durchzusetzen versuchen, halten sich an diesen Handlungsrahmen. Erst jene Betriebsräte sprengen dessen Grenzen, die sich als soziale Gegenmacht verstehen und das Recht als strategisches Machtinstrument ansehen (vgl. Kotthoff 1981, S. 233 f.).

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  10. Das Partnerschaftsgebot hindert die Geschäftsleitung freilich nicht daran, auf altbekannte Machttechniken zurückzugreifen, wie sie schon Brigl-Mathiass ( 1926, S. 125 f.) analysiert hat: Korruption des Betriebsrats durch direkte materielle Vorteile, Neutralisierung durch Übertragung peripherer Aufgaben, zielstrebige Überlastung mit Belanglosigkeiten, Zugeständnisse an Nebenfronten, Einbindung durch Mitverantwortung, soziale Isolierung gegenüber den Vertretenen.

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  11. Verstöße gegen die Friedenspflicht nehmen daher oftmals die Form spektakulärer Aktionen an, die eher auf Öffentlichkeit als auf die Tradition des kollektiven Arbeitskampfs setzen. Pressekonferenzen, Demonstrationen oder ein Hungerstreik des Betriebsrats appellieren vornehmlich an ein unbeteiligtes Publikum. Nur Werksbesetzungen mobilisieren die Belegschaft selbst und nutzen ihr Machtpotential.

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  12. Überdies kann die Eigendynamik kollektiver Aktionen auch den Repräsentanten ins Abseits manövrieren und das institutionelle Tauschverhältnis zwischen Betriebsrat und Management zerstören. Der Betriebsrat tauscht nämlich gewisse materielle Zugeständnisse gegen die Neutralisierung des kollektiven Konfliktpotentials. Er wechselt die Befriedung der Belegschaft gegen die Kooperationsbereitschaft der Gegenseite ein. Damit aber die Geschäftsleitung diese Befriedung schätzen lernt, muß ihr von Zeit zu Zeit die Möglichkeit des Konflikts vor Augen geführt werden. Ohne die Kampfbereitschaft der Belegschaft kann kein Betriebsrat glaubwürdig drohen. Doch eine glaubwürdige Drohung ruiniert zugleich das, was er dem Gegner als Tauschobjekt anbieten kann. Zur Glaubwürdigkeit von Drohungen vgl. auch Paris/Sofsky 1987, S. 17 ff.

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  13. Dieses Doppelgesicht organisierter Vertretungsmacht hat Müller-Jentsch ausführlich am Beispiel der Gewerkschaft analysiert ( 1982, S. 422ff.).

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  14. Vierkandt 1928, S. 407: „Der Zuschauer steht gleichsam auf einem höheren sittlichen Niveau als der Handelnde, weil er keine entgegengesetzten Tendenzen zu überwinden braucht; und durch den von ihm geübten Druck gelingt es ihm, den Handelnden in seine Höhe emporzuziehen.“

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  15. Die Fallstudie gibt ein soziologisches Portrait eines Betriebsrats aus dem süddeutschen Metallbetrieb. Sie beruht auf Gremien-und Arbeitsplatzbeobachtungen sowie auf zahlreichen Gesprächen mit Betriebsräten und Arbeitern, darunter einem offenen Intensivinterview mit der hier beschriebenen Person.

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  16. Bei allen großen Betrügern ist ein Vorgang bemerkenswert, dem sie ihre Macht verdanken. Im eigentlichen Akt des Betrugs, unter all den Vorbereitungen, dem Schauerlichen in Stimme, Ausdruck, Gebärden, inmitten der wirkungsvollen Szenerie überkommt sie der Glaube an sich selbst: dieser ist es dann, der dann so wundergleich und bezwingend zu den Umgebenden spricht. Die Religionsstifter unterscheiden sich dadurch von jenen großen Betrügern, daß sie aus diesem Zustand der Selbsttäuschung nicht herauskommen: oder sie haben ganz selten einmal jene helleren Momente, wo der Zweifel sie überwältigt; gewöhnlich trösten sie sich aber, diese helleren Momente dem bösen Widersacher zuschiebend. Selbstbetrug muß da sein, damit diese und jene großartig wirken. Denn die Menschen glauben an die Wahrheit dessen, was ersichtlich stark geglaubt wird“ (Nietzsche 1969, S. 487 f.). So verblüffend die Parallele auf den ersten Blick erscheinen mag, der Funktionär und Delegierte moderner Vertretungsorgane gleicht. was das Ausmaß seines Selbstbetrugs angeht, eher dem Religionsstifter als dem großen Betrüger.

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  17. Ihre Lüge ist also nicht jene bösartige, totale Lüge, die von vornherein weiß, daß sie lügt und in der arglistigen Täuschung anderer nur ein legitimes Mittel der eigenen Heilsstrategie erblickt. Vgl. Weinrich 1974, S. 56f.

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  18. Zu einem Überblick über die Figuren der Redekunst vgl. Schlüter 1974. Bekanntlich lassen sich viele Muster für ganz verschiedene Absichten und Funktionen einsetzen (docere, delectare, movere). Dennoch passen manche Figuren recht genau zu einzelnen Aspekten der repräsentativen Rhetorik.

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  19. So z.B. Hitler am 20. 3. 1936 in Anspielung auf die Aschermittwochsliturgie: „Ich bin aus dem Volk gekommen. In fünfzehn Jahren habe ich mich aus diesem Volk langsam mit dieser Bewegung emporgearbeitet. Ich bin nicht von jemand eingesetzt worden über dieses Volk. Aus dem Volk bin ich gewachsen, im Volk bin ich geblieben, zum Volk kehre ich zurück. Ich setze meinen Ehrgeiz daran, keinen Staatsmann auf der Welt zu kennen, der mit mehr Recht als ich sagen kann, Vertreter seines Volkes zu sein!“ (zit. nach Stern 1981, S. 17f.).

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  20. Eine bemerkenswerte Variante des Selbstlobs ist die Identifikation der eigenen Person mit einem Wert, der angeblich von einer historischen Situation gefordert ist. Der Redner tut so, als verkörpere er selbst diese Tugend in reinster Form, als sei er die Inkarnation der unabweisbaren geschichtlichen Tendenz. Man erinnere sich z.B. an Dantons Verteidigungsrede vor dem Revolutionstribunal 1794, hier in der bekanntesten Version: „Privatkühnheit ist ohne Zweifel zu tadeln, aber jene Nationalkühnheit, die ich so oft gezeigt, mit welcher ich so oft für die Freiheit gekämpft habe, ist die verdienstvollste aller Tugenden. — Sie ist meine Kühnheit, sie ist es, der ich mich hier zum Besten der Republik gegen meine erbärmlichen Ankläger bediene. Kann ich mich fassen, wenn ich mich auf eine so niedrige Weise verleumdet sehe? Von einem Revolutionär wie ich darf man keine kalte Verteidigung erwarten. Männer meines Schlages sind in Revolutionen unschätzbar, auf ihrer Stirne schwebt das Genie der Freiheit“ (Büchner, Dantons Tod, III., 4 ).

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  21. Nicht nur individuelle, auch kollektive Repräsentanten benutzen diese Technik. Sie gehört zur Rhetorik aller Organisationen, die Vertretungsmonopole für sich in Anspruch nehmen. Um auch hierfür ein historisches Beispiel zu geben, das die Anhänger rivalisierender Parteien direkt anruft: „Sozialdemokratische Arbeiter! Christliche Arbeiter! Arbeiter in der NSDAP! Ihr alle leidet die schlimmste Not! Eure Familien, eure Kinder, ihr selbst werdet von der ausbeuterischen Diktatur des Artikels 48 getroffen! Ihr habt alle nur einen Feind: das räuberische Kapital und seine Knechte in den Regierungen, in den Polizeipräsidien, in den verräterischen Gerwerkschaftsbüros. Das ist die kapitalistische Klassenfront, die Front der Young-Sklaverei… Eure Lage ist nicht ausweglos… Die Kommunistische Partei zeigt euch den Weg!“ (Aufruf der KPD zur Reichstagswahl 1930, zit. nach Schlüter 1974, S. 219f.).

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  22. Zur Personalisierung moderner Politik im Zeitalter der Intimität vgl. die Studie von Sennett (1983).

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  23. Wenn man heilige Aufgaben hat, zum Beispiel die Menschen zu bessern, zu retten, zu erlösen — wenn man die Gottheit im Busen trägt, Mundstück jenseitiger Imperative ist, so steht man mit einer solchen Mission bereits außerhalb aller bloß verstandesmäßigen Wertungen — selbst schon geheiligt durch eine solche Aufgabe, selbst schon der Typus einer höheren Ordnung!“ (Nietzsche 1969a, S. 1173 ).

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  24. Ich möchte dem Hause dasselbe sagen, wie ich den Mitgliedern dieser Regierung gesagt habe:,Ich habe nichts zu bieten als Blut, Mühsal, Tränen und Schweiß.’ Wir haben eine Prüfung von der allerschwersten Art vor uns. Wir haben viele, viele lange Monate des Kampfes und des Leidens vor uns… Sie fragen: Was ist unser Ziel? Ich kann es in einem Wort nennen: Sieg — Sieg um jeden Preis, Sieg trotz all dem Schrecken, Sieg, wie lang und beschwerlich der Weg dahin auch sein mag; denn ohne Sieg gibt es kein Weiterleben… Ich übernehme meine Aufgabe voll Energie und Hoffnung, und ich bin überzeugt, daß es nicht geduldet werden wird, daß unsere Sache Schiffbruch erleide. So fühle ich mich in diesem Augenblick berechtigt, die Hilfe aller zu fordern, und ich rufe:,Kommt denn, laßt uns gemeinsam vorwärtsschreiten mit vereinter Kraft.’ “ (Churchill: Antrittsrede im Unterhaus 1940, zit. nach Schlüter 1974, S. 253 f.).

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  25. So hat z.B. der Betriebsrat Forderungen der Belegschaft und der Direktion unter einen Hut zu bringen, um von seinen Wählern erneut gewählt und von der Betriebsleitung akzeptiert zu werden. Gleichwohl ist er kein neutraler Mittler, keine unabhängige Schiedsinstanz, sondern eher der Diener zweier Herren. Er wahrt die Interessen der Belegschaft und diejenigen des Betriebs. Als Vertreter ist er von der Unterstützung des Kollektivs abhängig, als Lohnarbeiter untersteht er der Direktion.

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  26. Auch die Gewerkschaften sind von der Struktur des ökonomischen Austauschs alles andere als frei. Schon die ersten Korporationen waren nicht nur Interessenorgane gegen den Klassengegner, sondern auch wirtschaftliche Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit, und zwar nicht nur für den akuten Streikkonflikt, sondern auch für die friedliche Existenzsicherung. Ihre Nachfolger sind die selbständigen genossenschaftlichen Bank-, Wohnungsbau-und Versicherungsgesellschaften, die sich von ihren privaten Konkurrenten kaum unterscheiden und mit der Vertretung kollektiver Klasseninteressen nichts zu tun haben.

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  27. Von Vorteil ist dabei naturgemäß, wenn die Komplexität sozialer Kreise die Kontrolle unmöglich macht. Schon im politischen System der späten römischen Republik, die ja noch keine Parteien im heutigen Sinne kannte, trat an die Stelle rivalisierender Adelsgefolgschaften ein kompliziertes Netzwerk von Verbindungen (necessitudines). Bei den Magistratswahlen wählte ein und derselbe Wähler häufig zwei miteinander verfeindete Politiker mit ganz konträren Auffassungen. Der rasche Wechsel der Gegenstände för-derte den spontanen Wechsel zwischen den Fraktionen, und das Fehlen eines Überwachungsapparats gestattete flexible Voten der Klientel. Vgl. Meier 1982, S. 59, 177f.; Christ 1984, S. 147.

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  28. Nicht zu vergessen sind hier auch jene Massenrevolten, die sich im Namen traditioneller Autoritäten auf die Säuberung unliebsamer lokaler Eliten beschränken. Sie genießen das Wohlwollen der Machtspitzen, denen der Aufstand die Blutarbeit gegen die Emporkömmlinge abnimmt.

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  29. Dies mag damit zusammenhängen, daß die Gesellschaftstheorie den Akzent auf die sozialen Ursachen von Revolutionen setzt und militärische Aktionen als bloße Palastrevolten unzufriedener Obristen abtut. Dagegen war den Praktikern der Revolution die ausschlaggebende Rolle des Militärs stets bewußt.

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Sofsky, W., Paris, R. (1991). Stellvertretung. In: Figurationen sozialer Macht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-97217-0_4

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