Zusammenfassung
Der Antisemitismus hat nach einer Phase der Beharrung bis in die späten fünfziger Jahre hinein in der Bundesrepublik stetig Anhänger verloren. Für diesen Rückgang war weniger der individuelle Einstellungswandel bei den Angehörigen der noch antisemitisch beeinflußten Generationen verantwortlich als die normativ und sachlich neuorientierte Erziehung der nachwachsenden Generation, die Liberalisierung der politischen Kultur und die Ikbuisierung des Antisemitismus in der Öffentlichkeit. Wie in allen westlichen Industrienationen hat die Bildungsexpansion das demokratische Potential gestärkt und zu einem Abbau stereotypen Denkens beigetragen. Die Ergebnisse der Umfrageforschung lassen demnach für die nächsten Jahre ein weiteres Abnehmen des Antisemitismus erwarten, da mit den älteren Generationen die Hauptträger antijüdischer Einstellungen aussterben werden. Rückgang bedeutet nicht ein Verschwinden des Antisemitismus, vielmehr bleibt trotz günstiger politischer und wirtschaftlicher Bedingungen in der Bundesrepublik ein Sockel an antijüdischen Eingestellten erhalten. Aus krisentheoretischer Sicht wird deshalb eingewendet, die Nagelprobe auf demokratisch-liberale Haltungen sei in der Bundesrepublik noch nicht erfolgt. So ist es nicht auszuschließen, daß die in den 80er Jahren anwachsende Ausländerfeindlichkeit aus nationalistischen Motiven auch wieder zu einer stärkeren Ablehnung der Juden führt.
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© 1991 Leske + Budrich, Opladen
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Bergmann, W., Erb, R. (1991). Forschungsausblick. In: Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91415-6_13
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Print ISBN: 978-3-8100-0865-7
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