Zusammenfassung
Daß hierarchische Positionen in Betrieben Macht verleihen, wird von nicht wenigen Ökonomen im Anschluß an die politische Philosophie des klassischen Liberalismus bestritten. Ihre Argumente sind nicht leicht von der Hand zu weisen. Zwar konstituieren betriebliche Hierarchien in der Regel formal eindeutige Befehlsrechte. Aber die Ware Arbeitskraft zeichnet sich bekanntlich durch die Eigenschaft aus, daß sie sich auch nach ihrem Verkauf nicht von ihrem Verkäufer trennen läßt und der neue Eigentümer es weiterhin mit dem alten Besitzer zu tun hat. Die in Arbeitsverträgen üblicherweise festgelegten, eindeutigen und relativ wenig spezifizierten Unterordnungs- und Befehlsverhältnisse gelten daher faktisch immer nur beschränkt: wieweit ein Vorgesetzter für einen Befehl auch gegen die Wünsche und Vorstellungen des Herrschaftsunterworfenen Gehorsam findet, hängt von den subjektiven Kosten ab, zu denen dieser entweder aus dem Herrschaftsbereich abwandern, also einen günstigeren Betrieb finden kann, oder aber seinen Vorgesetzten durch Zurückhaltung schwer ersetzbarer Leistungen unter Druck zu setzen vermag. Ob eine Arbeit gemacht wird und wie, unterliegt also immer nur zum Teil der Anweisungsbefugnis des Vorgesetzten, wie weit diese Anweisungsbefugnis rechtlich auch gehen mag. Anders gesagt, die faktischen Verfügungsrechte über die Aspekte des Arbeitsprozesses, die der Wortlaut von Arbeitsverträgen weitgehend den ‚Arbeitgebern‘ zuweist, liegen in Wirklichkeit nie vollständig bei einer Seite, sondern teilweise bei den Beschäftigten, teilweise bei den Unternehmern.
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Behrens, J. (1984). Die Reservearmee im Betrieb. In: Jürgens, U., Naschold, F. (eds) Arbeitspolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89388-8_5
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