Zusammenfassung
Unter Streß verstehen wir den Zustand allgemeiner Aktivierung eines Organismus, wie er durch die Einwirkung von Reizen zustande kommt. Solche Reize, die als Stressoren bezeichnet werden mögen, können sowohl physiologischer als auch psychischer Natur sein. Physiologischer Streß kommt durch die Organtätigkeit unmittelbar beeinflussende Faktoren wie Kälte, Hitze, Nahrungsmangel, Sauerstoffmangel zustande. Psychischer Streß basiert vor allem auf von Artgenossen ausgehenden Signalen, seine Hauptkomponente ist daher der durch die soziale Umwelt verursachte psychosoziale Streß. Die Abhängigkeit vielfacher Organfunktionen von der Populationsdichte einer Art, d.h., von der Individuen-zahl pro Raumeinheit, dokumentiert diesen psychosozialen Streß in eindeutiger Weise. Zahlreiche Studien in dieser Richtung wurden vor allem an Nagetieren unternommen, Bestätigungen der dabei gewonnenen Befunde kommen aber auch aus anderen Säugetierordnungen einschließlich der Primaten, so daß eine grundsätzliche Verallgemeinerung möglich ist. Mit einer Zunahme der Populationsdichte geht eine Verzögerung des Wachstums des Tieres einher, die schließlich zu einer kleineren Endgröße führt. Das Körpergewicht nimmt ab. Der Eintritt der Geschlechtsreife wird hinausgeschoben, im Extrem sogar ganz unterdrückt. Die Brunftzyklen werden verlängert. Die Zahl der Jungen nimmt ab, ebenso deren Überlebensdauer. Auf dem Niveau einzelner Organe zeigt sich eine Vergrößerung der Nebennierenrinde. Die Geschlechtsorgane werden reduziert, die Spermienbildung der Männchen wird verzögert. Bei den Weibchen verringert sich die Ovulation und die Einnistung befruchteter Eier in die Gebärmutterschleimhaut.
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Literatur
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© 1983 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig
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Hemmer, H. (1983). Streß. In: Domestikation. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87819-9_5
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