Zusammenfassung
Nach der schweren Niederlage der SPD in der Bundestagswahl vom 15. September 1957 bemühte sich die Parteiführung verzweifelt um eine „programmatische Eingliederung“ der SPD in die „herrschende Ideologie der Bundesregierung“1. Nur so, glaubten Fritz Erler, Willy Brandt und Herbert Wehner, könne die Sozialdemokratie die „schreckliche Vereinsamung“2, in der sie sich auf dem Höhepunkt der Adenauer-Ära befand, aufbrechen. Die Auseinandersetzungen zwischen dem SPD-Parteivorstand und der großen Mehrheit der sozialistischen Studenten müssen vor diesem Hintergrund gesehen werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Theo Pirker, Die SPD nach Hitler, München 1965, S. 276.
Hartmut Soell, Fritz Erler, Bonn-Bad Godesberg 1976, Bd. 1, S. 367.
Ebd., Bd. 2, S. 901, 1115. Die Formulierung „Demokraten im SDS“ stempelte die politischen Gegner im SDS als „Verfassungsfeinde“ ab.
Standort „Archiv der sozialen Demokratie“, Friedrich-Ebert-Stiftung, PV-Protokolle 1959; vgl. mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 13.2.1959 in Bonn, S. 3.
Ebd.
Ebd., S. 4.
Ebd.
Vgl. den Abschnitt „Ein Weimarer Parteisozialist“, oben S. 111 ff.; vgl. auch Soell, Fritz Erler (Anm. 2), Bd. 2, S. 901 f., 1115 f.
SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 13.2.1959 in Bonn, S. 4.
Standort ZI 6, Sammlung Heinz Brakemeier, Sozialistische Hochschulgemeinschaft 1956 – 1961, hektogr. Flugblatt der SDS-Hochschulgruppe Marburg. Auf dem Seminar referierten u. a. Prof. Dr. Reinhard Höhn (Hamburg), ein Offizier der Bundeswehr und ein Vertreter der schweizerischen und der israelischen Miliz. Laut Jürgen Seifert waren das Verhalten von Helmut Schmidt auf dem studentischen Kon-greß gegen Atomrüstung, die dort ausgelöste „Szene“ mit Monika Mitscherlich und die Kontroverse im Januar 1959 die Hauptursachen dafür, daß „H. S. einer unserer härtesten Gegner“ wurde. Er sei bereits damals „einer der eifrigsten Verfechter des Eintretens für die Bundeswehr“ gewesen: „Er machte damals selbst Bundeswehrdienst mit als Reserveoffizier. Der Mannheimer DK-Beschluß und die ähnliche Reaktion der Naturfreundejugend mußten ihn stören.“ (Vgl. Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986, S. 4)
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 13.2.1959 in Bonn, S. 4.
Ebd.
Ebd., mschr. Vorschläge und Beschlüsse der Präsidiumssitzung am 27.4.1959, S. 3.
Am 20.6.1959 teilte Dr. Wolfgang Hindrichs in einem Schreiben an Wäldernar von Knoe-ringen dem SPD-Präsidium u. a. mit, daß er bereits am 30.9.1958 aus der „IGfsS“ ausgetreten sei, weil die „Deutsche Sektion“ der Gesellschaft seiner Erfahrung nach „zu einer Befruchtung theoretischer sozialistischer Arbeit in der Zeit ihres Bestehens nicht ausreichend beigetragen und vor allem in der Partei nicht diejenige Verankerung gefunden hatte, die ihrer Arbeit die Wirksamkeit für die Bewegung hätte sichern können“. Er habe übrigens von Anfang an in der IGfsS die Meinung vertreten, daß die „Funktion des Vereins“ darin bestände, die „theoretische Arbeit auf der unteren Ebene der Partei“ zu fördern. Andererseits rügte Hindrichs das Vorgehen des SPD-Präsidiums in seiner Personalangelegen-heit: „Wenn Ihr Informationen“ über meine Mitgliedschaft in der IGfsS hattet, hättet Ihr Euch normalerweise bei mir nach der Richtigkeit des Sachverhaltes erkundigen müssen. . . . Ich bin zwar bestürzt über die Art, wie Ihr Euch ‚Informationen‘ besorgt und sie ungeschützt verwendet, halte auch Eure Methode, de facto eine Unterteilung zwischen Genossen 1. und 2. Klasse vorzunehmen, für bedenklich, rechne aber andererseits nicht damit, daß Ihr aufgrund meiner Einlassungen Euren Beschluß [der Nichtbestätigung als hauptamtlicher Referent beim SDS-Bundesvorstand] revidiert. Immerhin schätze ich mich so ein, daß ich glaube, meine Ernennung zum Bundesgeschäftsführer wäre im Sinne der Konsolidierung der Verhältnisse im SDS und seiner Loyalität gegenüber der Partei von Vorteil gewesen.“ ZI 6, Sammlung Jürgen Seifert, Brief von Dr. Wolfgang Hindrichs vom 20.6.1959 an das Präsidium der SPD z. H. von W. v. Knoeringen.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959, mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 26./ 27.5.1959 in Bonn.
Ebd., S. 2.
Ebd., S. 3.
Ebd.
Vgl. ebd.
Vgl. ebd.
Vgl. ebd.
So z. B. in der 1. November-Ausgabe der Unabhängigen Zeitschrift für Kultur und Politik. Konkret, 15/58, S. 6; vgl. auch Jürgen Seifert, Linke in der SPD (1945–1968), in: Die Linke im Rechtsstaat, Bd. 1, Berlin 1976, S. 241, 260, Anm. 31.
Telefonische Auskunft von Manfred Kiemle am 21.8.1985, telefonische Auskunft von Oswald Hüller am 21.8.1985.
Telefonische Auskunft von Erik Nohara am 21.8.1985.
Vgl. Brief von Wolfgang Hindrichs (Anm. 13), S. 6.
Vgl. Jürgen Briem, Der SDS, Frankfurt a.M. 1976, S. 347.
Ebd.
Vgl. Die Weh, 28.5.1959, zit. nach Briem, SDS (Anm. 25), S. 464.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959, Pressemitteilungen und Informationen, Nr. 158/59, 159/59.
Ebd.
Ebd.
Vgl. oben Kap. 14, Anm. 18, 21.
Vgl. Funken. Ausspracheheft für internationale sozialistische Politik, 16. Jg., Juli 1959, Nr. 7.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), vertrauliches Dossier zum Thema „Konkret“.
Ebd., S. 2.
Vgl. Klaus Rainer Röhl, Fünf Finger sind keine Faust, Köln 1974, S. 9 f., 90 ff.
Vgl. Peter Rühmkorf, Die Jahre, die Ihr kennt, Hamburg 1972, S. 44.
Vgl. Peter Rühmkorf, Die Jahre, die Ihr kennt, Hamburg 1972, S. 56, 87 f., 113 ff., 121 f.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), vertrauliches Dossier zum Thema „Konkret“, S. 4.
Vgl. ebd., mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 13.6.1959 in Bonn, S. 2. Laut Jürgen Seifert mußte damals von Knoeringen von diesen Zahlen ausgehen: „Wahrscheinlich lagen noch nicht mehr Zustimmungen für die Hüller-Absetzung vor. Es war gar nicht leicht, beispielsweise Wilhelmshaven für die Abstimmung zu bekommen“ (Vgl. Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986, S. 7.)
Ebd. (Protokoll), S. 3.
Ebd.
Ebd., S. 3.
Ebd., S. 3 f.
Ebd.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), Mitteilungen für die Presse, Nr. 289/60, 4.11.1960.
Interview mit Jürgen Seifert am 22.10.1985 in Hannover.
Vgl. das nachträglich erstellte Wortprotokoll in: Konkret. Unabhängige Zeitschrift für Kultur und Politik, 21/59, S. 5, 7. Laut Jürgen Seifert weiß niemand, ob das ‚erstellte“ Protokoll echt ist. Vgl. Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986, S. 7.
Ebd.
Ebd.
Vgl. zum Beispiel die Habilitationsschrift (Herbst 1961) von Peter von Oertzen, Betriebsräte in der Novemberrevolution, Düsseldorf 1964.
Konkret (Anm. 46), S. 7.
Vgl. Rudi Dutschke, Die Deutschen und der Sozialismus. Nach das da, Nr. 7, Juli 1977, in: Die Linke und die nationale Frage, hrsg. v. Peter Brandt/Herbert Ammon, Hamburg 1981, S. 334.
Vgl. Ostkontakte — Aber wie?, in: Konkret (Anm. 46), S. 7.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), mschr. Vorschläge und Beschlüsse des Präsidiums, 5.10–26.10.1959, S. 6.
Interview mit Jürgen Seifert am 22.10.1985 in Hannover. ,,Tatsache ist, daß der BV ausdrücklich festgelegt hatte, daß beide Delegierte zusammenbleiben sollten. Nohara hat gegen diesen Beschluß verstoßen. Er hat dann Monika Mitscher-lich eine unglaubliche Geschichte mit Agenten etc. erzählt. Das war gerade das, was wir damals brauchen konnten! Dann hat er sich damit auch noch an die Partei gewandt!“ (Vgl. Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986, S. 8.)
Vgl. XIV. DK, Standort ZI 6, mschr. Beschlußprotokoll, S. 30. Vgl. auch Tilman Fichter/ Siegward Lönnendonker, Kleine Geschichte des SDS, Berlin 1977, S. 167 f., Anm. 109.
Vgl. Standort ZI 6, Geschichte des SDS, II, mschr. Manuskript zum Thema „Das Verhältnis zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“, o. J., o. O.
Vgl. ebd.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), Mitteilung für die Presse, 286/59.
Ebd., Brief des SPD-Parteivorstands an alle Bezirke und Unterbezirke v. 24.11.1959.
Auf der SPD-Parteivorstandssitzung am 19.12.1959 teilte Erwin Schoettle (Stuttgart) den anwesenden Vorstandsmitgliedern mit, daß der SPD-Kreisvorstand Karlsruhe gegen vier Mitglieder des dortigen SDS einen Antrag für ein „Sofortausschlußverfahren“ eingeleitet habe. Der Bezirksvorstand tage aber erst wieder Anfang Februar 1960. Vgl. SPD-PV-Proto-kolle 1959 (Anm. 4), mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 19.12.1959, S. 4.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 55), S. 167 f., Anm. 109.
Vgl. Brief von Jürgen Seifert v. 24.3.1986, S. 8.
Vgl. Frankfurter Allgemeine Zeitung v. 26.11.1959.
Vgl. Hochschule im Umbruch, Teil III: Auf dem Weg in den Dissens (1957–1964), Berlin 1974, S. 21.
Vgl. Tilman Fichter, Der Staat Israel und die Neue Linke in Deutschland, in: Solidarität und deutsche Geschichte, Berlin 1984, S. 88 ff.
SPD-PV-Protokolle 1960, mschr. Vorschläge und Beschlüsse des Präsidiums, 18.–25.1.1960, S. 2.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1960, mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 29.1. 1960 in Bonn, S. 3 f.
Vgl. ebd., S. 5 f.
Vgl. ebd., S. 6.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 55), S. 61 f.
Geschichte des SDS, Teil I, mschr. Dokumentensammlung.
Wolf-Dieter Narr, CDU — SPD, Stuttgart usw. 1966, S. 211.
Thomas von der Vring, Beitrag zu den Thesen zur Politik des SDS, in: neue kritik, Informationen 7, hrsg. v. Bundesvorstand des SDS, Juli 1961, S. 15 ff.
Ebd.
Pirker, Die SPD nach Hitler (Anm. 1), S. 277.
Peter von Oertzen, Ein Vierteljahrhundert nach Godesberg, in: Sozialdemokraten Service v. 12.11.1984, S. 20ff.
SPD-PV-Protokolle 1959 (Anm. 4), mschr. Vorschläge und Beschlüsse des Präsidiums, 21.1.–9.2.1959, S. 2.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1960, mschr. Protokoll der Sitzung des Parteivorstands am 137 14.6.1960 in Bonn, S. 5.
Vgl. ebd., mschr. Vorschläge und Beschlüsse vom 3.10.1960, S. 1. Handschriftliche Veränderung des ursprünglich geplanten Datums vom 14. auf den 17.11.1970.
Vgl. Pirker, Die SPD nach Hitler (Anm. 1), S. 317.
Vgl. SPD-PV-Protokolle 1960, mschr. Vorschläge und Beschlüsse des Präsidiums, 22.2.–7.3.1960, S. 1.
Ebd.
Vgl. Standort ZI 6, 12.1, SDS, BV, 1959/60, Brief von Dieter Wunder v. 20.10.1959 an die Mitglieder des neu eingerichteten hochschulpolitischen Beirats.
Ebd., Brief von Dieter Wunder v. 15.11.1959 an Günter Kallauch.
Vgl. die fünf ersten Ausgaben der Berliner SDS-Zeitschrift debatte. Blätter für moderne Hochschulpolitik. In Heft 1 beschäftigte sich z.B. Klaus Meschkat (1957 AStA-Vorsitzen-der an der FU, 1958 VDS-Vorsitzender) mit der Praxis der allgemeinen Studienförderung seit 1957; in Heft 3 setzte sich Dr. Jürgen Fijalkowski mit dem Versagen der Intelligenz vor und während des Dritten Reiches auseinander. Vgl. auch die bereits erwähnte Sondernummer der neuen kritik anläßlich des VI. Deutschen Studententages. — Vgl. auch Michael Vester, Geschichte des SDS, in: Studien von Zeitfragen, Mainz o. J., S. 23, sowie die VDS-Broschüre Abschied vom Elfenbeinturm, hrsg. v. Verband Deutscher Studentenschaften, Bonn o. J.
Interview mit Manfred Dammeyer am 26.9.1985 in Bonn.
Vgl. Fichter/Lönnendonker, SDS (Anm. 55), S. 168, Anm. 112. Prof. Dr. Dr. Theodor Oberländer — BHE, später CDU —, ehemaliger Offizier der Spionage-Abwehr, Mitglied des Bataillons „Nachtigall“, das für die Ermordung von ungefähr 5000 Juden in Lemberg verantwortlich ist. 1953–1960 Bundesvertriebenenminister, bis 1965 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dr. Hans-Maria Globke, bis 1945 Beamter des Reichsinnenministeriums und in dieser Eigenschaft Kommentator der nationalsozialistischen Nürnberger Rassengesetze. Nach 1945 als „Widerstandskämpfer“ entnazifiziert, weil er Vertrauensmann des Vatikans und des politischen deutschen Katholizismus war. 1949–1963 Ministerialdirektor bzw. Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Engster politischer und persönlicher Berater Adenauers.
Ebd.
debatte, Nr. 5, 1, Berlin 1960, S. 5.
Vgl. Diskussion, 3. Jg., Nr. 1, Febr. 1962, S. 2.
Vgl. Das Argument. Berliner Hefte für Politik und Kultur, Nr. 16, Mai/Juni 1960 (Nachdruck), in: Das Argument. Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Argument-Sonderbände AS 1/1, Argument-Reprint 1/17, Berlin 1974, S. 203 ff.
Standort ZI 6, Antisemitismus-Seminar 1961. Das Inhaltsverzeichnis der Arbeit „Antisemitismus und Gesellschaft“ umfaßt sieben Abschnitte: Antijudaismus; Antisemitismus im frühen 19. Jh.; Antisemitismus im späten 19. Jh.; Der totalitäre Antisemitismus; Der nationalsozialistische Antisemitismus; Antisemitismus und Philosemitismus in der Bundesrepublik; Tendenzen zur Überwindung des Antisemitismus.
Vgl. Diskussion, 5. Jg., H. 14, 15, 16.
Vgl. Autorenkollektiv, Faschismus-Analyse. Bürgerlicher und faschistischer Antisemitismus, Underground Press, Berlin 1968.
Rights and permissions
Copyright information
© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Fichter, T. (1988). Anatomie einer Ausgrenzung. In: SDS und SPD. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 52. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86209-9_17
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86209-9_17
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-11882-6
Online ISBN: 978-3-322-86209-9
eBook Packages: Springer Book Archive