Zusammenfassung
Als Erich Honecker 1971 sein Amt antrat, stellte er auch Konzepte und Ergebnisse der Wissenschaftspolitik seines Vorgängers zur kritischen Diskussion. Erörtert wurden nicht nur gescheiterte Experimente, z.B. die bevorzugte Förderung ökonomisch relevanter Forschung und Entwicklung auf Kosten der Grundlagenforschung, das Zusammenführen von Wissenschaft und Produktion in Großforschungszentren und anderen Investitionsruinen, die durchgängige Rationalisierung strukturbestimmender Betriebe mittels EDV. Auch verwissenschaftlichte Handlungsnormen fielen unter die Kritik: die Fetischisierung der „Wissenschaft als Hauptproduktivkraft“, „technokratische“ Trends, „Entideologisierung“ und „positivistische Unterwanderung“ der marxistischleninistischen Theorie, die „Übernahme von Problemlösungen aus kapitalistischen Ländern“. Es schien, als sei die neue politische Führung entschlossen gewesen, Wissenschaft und Technik wieder stärker zu kontrollieren. Zugleich aber machte sie ihre Strategie des intensiven Wirtschaftswachstums von einer „Schlüsselrolle der Wissenschaft und Technik“ abhängig. Der Produktivkraft Wissenschaft und ihren Trägern wurden deshalb bald bewährte und neue Entfaltungsbedingungen wiedergegeben und geschaffen.
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References
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Förtsch, E. (1988). Die bedrohliche Produktivkraft Zur Pluralisierung des Wissenschaftsverständnisses in der DDR. In: Glaeßner, GJ. (eds) Die DDR in der Ära Honecker. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 56. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85308-0_32
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