Zusammenfassung
Die Führung der SED hat inzwischen Schwierigkeiten damit, über die innere Entwicklung der DDR unter gänzlicher Abstraktion von dem Reformprozeß in der UdSSR (und anderen realsozialistischen Ländern) zu sprechen. Allzu lange ist die Politik der KPdSU als Leitlinie eigenen Denkens und Handelns präsentiert worden, allzu eng sind die wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Verbindungen. Als mit dem Januar-Plenum des ZK der KPdSU 1987 in der Sowjetunion Gorbacev eine neue Phase des Reformprozesses einleitete, nun auch das politische System selbst, ja sogar dessen Kern, die Partei, zum Objekt der „perestrojka“ (des Umbaus) machte und die „Demokratisierung“ zur „unaufschiebbaren Aufgabe“ erklärte1, mußte sich die SED dazu verhalten. Es dauerte eine gute Woche, dann lag die Antwort vor. Als Forum wählte der Parteiapparat eine „Beratung des Sekretariats des ZK der SED mit den 1. Sekretären der Kreisleitungen“ zur „weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des XL Parteitages der SED“. Das ganztägige Grundsatzreferat hielt der Generalsekretär persönlich. Merkwürdigerweise begann er das Referat mit einer Art Wetterbericht. Nun ist bekannt, daß offene Kritik an der sowjetischen Führungsmacht nicht dem „Charakter der gegenseitigen Beziehungen“ entspricht und daß Honecker seine Schilderungen der internationalen Lage gern in die Form von Metaphern aus der Natur kleidet. Jener „Wetterbericht“ kann also vielleicht auch als Schilderung der politischen Situation der DDR verstanden werden. Honecker sagte: „Mit Erfolgen auf innen-und außenpolitischem Gebiet haben wir das Jahr 1986 verabschiedet und sind mit vollen Segeln an die Lösung der Aufgaben herangegangen, die wir uns auf der 3. Tagung des Zentralkomitees für 1987 gestellt haben. Dabei wurden wir, wie fast ganz Europa, in die Zange [!] extremer Witterungsbedingungen genommen, die uns schweren Belastungsproben aussetzte.“2
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References
Pravda, 28.1.1987, S. 2.
Neues Deutschland (künftig: ND), 7./8.2.1987, S. 3.
Ebd.
Ebd.
Protokoll der Verhandlungen des VIII. Parteitages der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. 15. bis 19. Juni 1971, Bd. I, Berlin (DDR) 1971, S. 35.
Vgl. Peter Chr. Ludz, Die DDR zwischen Ost und West. Politische Analysen 1961 bis 1976, München 1977, S. 146 ff.; Hermann Weber, Geschichte der DDR, München 1985, S. 400.
Vgl. Hans-Adolf Jacobson u.a. (Hrsg.), Drei Jahrzehnt Außenpolitik der DDR. Bestimmungsfaktoren, Instrumente, Aktionsfelder, München/Wien 1979, S. 857 ff.
Vgl. R.D. Asmus (Hrsg.), East Berlin and Moscow: The Documentation of a Dispute, Radio Free Europe Research, RAD Background Report/158 v. 25.8.1984.
Pravda, 27.5.1987, S. 2.
Vgl. Statistisches Taschenbuch der Deutschen Demokratischen Republik 1986, Berlin (DDR) 1986, S. 26, 102 f.
Vgl. ebd., S. 103.
Vgl. DIW-Wocbenbericbt, 1985, Nr. 5, S. 60.
Maria Haendcke-Hoppe, Die DDR-Außenwirtschaft am Beginn der Fünfjahrplanperiode 1986–1990, in: Deutschland Archiv, 20. Jg. (1987), H. 1, S. 53; zum Umrechnungskurs vgl. DIW-Wochenbericht, 1985, Nr. 5, S. 60.
Ebd., S. 51. Zum Preismechanismus für Erdöl im Intra-RGW-Handel, der dieser Entwicklung zugrunde lag, vgl. V.M. Sastitko (otv. redaktor), Vnesnaja torgovlja SSSR so stranami SEV (Der Außenhandel der UdSSR mit den RGW-Ländern), Moskau 1986, S. 55.
Haendcke-Hoppe (Anm. 13), S. 55; vgl. DIW-Wocbenbericht, 54. Jg. (1987), H. 5, S. 61.
Nach sowjetischen Angaben (Ekonomičeskaja gazeta, 24/1986) lag die gesamtwirtschaftliche Inflationsrate im letzten Fünf jahresplan bei 1,4—1,8 Prozent; vgl. G. Leptin/ I. Adirim, Die sowjetische Wirtschaftspolitik und die Aussichten einer Beschleunigung …, in: Osteuropa, 36. Jg. (1986), H. 12, S. 985. Die Wachstumsrate des im Inland verwendeten Nationaleinkommens betrug 1982 2,6 Prozent.
Zu Andropov vgl. Zhores Medvedev, Andropov, Oxford 1983.
Soviet Politics in the Brezhnev Era: ‚Pluralism ‘or ‚Corporatism‘?, in: Donald R. Kelley (Hrsg.), Soviet Politics in the Brezhnev Era, New York 1980. Zum „Sowjet-Korporatis-mus“ vgl. außerdem Ronald Amann, Technical Progress and Political Change in the Soviet Union, in: A. Schüller u.a. (Hrsg.), Innovationsprobleme in Ost und West (Schriften zum Vergleich von Wirtschaftsordnungen, H. 33), Stuttgart 1983, S. 197-212.
Valerie Bunce/ John M. Echolls, in: Kelley, Soviet Politics (Anm. 18), S. 18.
Hinsichtlich der Verwendung des Begriffs „Korporatismus“ für die Sowjetgesellschaft ist an diesem Punkt eine Einschränkung zu machen: Ein wesentliches Element der Machtstruktur sind dort lokale Machtgruppen, die gerade in der Breznev-Ära an Bedeutung gewannen. In dem Rechenschaftsbericht an den XXVII. Parteitag polemisierte Gorbacev dagegen, daß „bei uns in einer gewissen Etappe einzelne Republiken, Regionen, Gebiete und Städte aus der Kritik ausgeklammert waren, … quasi unantastbar wurden“ und sich dort dann „Veruntreuung und Korruption“ und „allerart Machenschaften“ ausgebreitet hätten (Pravda, 26.2.1986, S. 9). Diese Strukturen widersprechen einem „Korporatismus“, der auf dem funktionalen Beitrag der einzelnen Großgruppen zum Modernisie-rungsprozeß aufbaut (vgl. David E. Apter, The Politics of Modernization, Chicago/London 1969, S. 216).
Bunce/Echolls (Anm. 18), S. 17.
Vgl. Amann, Technical Progress (Anm. 18), S. 203.
Chalmers Johnson, Comparing Communist Nations, in: ders. (Hrsg.), Change in Communist Systems, Stanford 1970, S. 7.
Die Untergliederung der sowjetischen Entwicklungsprobeleme in diese drei Aspekte entspricht grundsätzlich der Aufteilung, die Richard Löwenthal in einem Aufsatz über „Die regierende Partei in einer reifen Gesellschaft“ vorgenommen hat: Effizienz, Interessen und Legitimation. Löwenthal spricht allerdings nicht von Korporatismus und damit dessen Funktionsnotwendigkeiten, sondern er leitet den Zwang, in ein neues Stadium sozio-politischer Entwicklung überzugehen, aus dem Widerspruch zwischen dem überkommenen politischen System und „der inhärenten Dynamik einer Industriegesellschaft“ ab. Richard Löwenthal, The Ruling Party in a Mature Society, in: Mark G. Field (Hrsg.), Social Consequences of Modernization in Communist Societies, Baltimore/London 1976, S. 80-118.
M. Michajlov, Po povodu vedomstevonnsti (Wider den Ressortgeist), in: Kommunist, 1981, Nr. 8; dt. in: Sowjetwissenschaft. Gesellschaftswissenschaftliche Beiträge (künftig: SWGB), 1981, Nr. 6, S. 819 f.
Ebd., S. 829.
Vgl. Erik P. Hoffmann/ Robbin F. Laird, Technocratie Socialism. The Soviet Union in the Advanced Industrial Era, Durham 1985.
Vgl. Ronald Amann, The Political and Social Implications of Economic Reform in the USSR, in: Hans-Hermann Höhmann u.a. (Hrsg.), Economics and Politics in the USSR. Problems of Interdependence, Boulder/London 1986, S. 127 f.
Vgl. Martha Brill Olcott, Yuri Andropov and the ‚National Question‘, in: Soviet Studies, 37. Jg. (1985), H. 1,S. 109 ff.
In der DDR hat diese Position durch die Veröffentlichung eines Artikels des Moskauer Hochschullehrers N.I. Udowenko in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie Verbrei-tung gefunden: Die Entwicklung des Kollektivismus — der Hauptweg bei der Lösung von Widersprüchen im Sozialismus, in: DZfPh, 9/1983.
„… es (ist) angebracht, daran zu erinnern, daß die These vom entwickelten Sozialismus bei uns als Reaktion auf vereinfachte Vorstellungen von den Wegen und Fristen für die Lösung der Aufgaben des kommunistischen Aufbaus Verbreitung fand.“ Pravda v. 26.2.1986, S. 10.
Pravda v. 28.1.1987, S. 5.
Ebd.
Vgl. den Bericht der Pariser Hochschullehrerin Jutta Scherer über die Stimmung in Moskauer Intellektuellenkreisen im Februar 1987: „Das ist unsere Revolution!“, in: Die Zeit v. 6.3.1987, S. 61 f.
Vgl. das Interview mit dem sowjetischen Journalisten Georgij Zubkov, in: die tageszei-tungv. 23.3.1987, S. 7.
Vgl. Hoffmann/Laird, Technocratic Socialism (Anm. 27), Kap. 1.
Rede Gorbacevs auf der Unionsberatung der Lehrstuhlinhaber für Gesellschaftswissenschaften, in: Pravda v. 2.10.1986, S. 1.
Vgl. Heinz Brahm, Die Sowjetunion — eine konservative Gesellschaft?, in: Osteuropa, 32. Jg. (1982), Nr. 7, S. 531 ff.; Alexander Yanov, The Russian New Right, Right-Wing Ideologies in the Contemporary USSR, Berkeley 1978.
Rede vor sowjetischen Schriftstellern, in: Frankfurter Rundschau, v. 18.9.1986, S. 17. Es handelt sich um eine nichtautorisierte Mitschrift einer am 19.6.1986 gehaltenen Rede.
Pravda v. 28.2.1987, S. 2.
Vgl. Julia Wishnevsky, Stalin’s Persistent Ghost, Radio Liberty Research, 1987, Nr. 74 (20.2.1987).
Pravda v. 20.2.1987, S. 2.
Gorbacev vor dem Parteiaktiv des Krasnodarsker Kraj, in: Pravda v. 20.9.1986, S. 1.
Gorbacev vor den Inhabern der Lehrstühle für Gesellschaftswissenschaften, in: Pravda v. 2.10.1986, S. 1.
Proekt. Zakon Sojuza Sovetskich Socialisticeskich Respublik 0 gosudarstvennom pred-prijatii (ob-edinenii), in: Pravda v. 8.2.1987, S. 1 ff.
Vgl. z.B. Tatjana Zaslavskaja, Celoveceskij faktor razvitija ekonomiki i social’naja spra-vedlivost’ (Der menschliche Faktor der Wirtschaftsentwicklung und die soziale Gerechtigkeit), in: Kommunist, 1986, H. 13, S. 69 ff.
Vgl. Gorbacev in: Pravda v. 28.1.1987, S. 1.
Pravda v. 20.2.1987, S. 2.
Ebd.
Gorbačev, in: Pravda v. 28.1.1987, S. 2. Ebenso erklärte Lev Zajkov, ZK-Sekretär und Mitglied des Politbüros der KPdSU, auf einer Veranstaltung in Prag, „daß es nicht um irgendeine Art von radikalem Wandel in unserem politischen System geht. Das Hauptziel ist, maximalen Gebrauch von allen Institutionen der sozialistischen Demokratie zu machen, ihnen einen neuen Inhalt zu geben …“ Radio Prag, Inlandsdienst, 4.3.1987, nach British Broadcasting Corporation, Summary of World Broadcast (künftig: BBC SWB), EE/8502/A2/3.
Pravda v. 30.1.1987, S. 1.
Unser sozialistischer Weg zur Meisterung der wissenschaftlich-technischen Revolution, in: Einheit, 41. Jg. (1986), Nr. 10, S. 890.
Die von der DDR-Statistik ausgewiesenen, nur minimalen Preiserhöhungen geben mit ziemlicher Sicherheit nicht die tatsächliche Inflation wieder. Zur Industriepreisentwicklung vgl. DIW-Wochenbericht, 54. Jg. (1987), Nr. 5, S. 59; zur Entwicklung der Verbraucherpreise vgl. Gernot Schneider, Bemerkungen zur Entwicklung der Endverbraucherpreise in der DDR, in: Deutschland Archiv, 18. Jg. (1985), H. 11, S. 1162-1170.
Statistisches Jahrbuch der Deutschen Demokratischen Republik 1986, Berlin (DDR) 1986, S. 99, 101. Für 1985 handelt es sich um „vorläufige Zahlen“.
Vgl. ebd., S. 105.
Siehe oben Abschnitt I.
Noch ein Beispiel dafür, wie dieses Problem von der offiziellen Gesellschaftswissenschaft verwischt wird: In einem im Neuen Deutschland (11.3.1987, S. 3 f.) und in der Einheit veröffentlichten Grundsatzartikel schreiben Helmut Koziolek und Otto Reinhold: „Dynamisches Wachstum der Wirtschaft ist unabdingbar, um die entwickelte sozialistische Gesellschaft erfolgreich gestalten zu können. Berechnet wurde, daß die DDR in den 80er Jahren ein jährliches Wachstumstempo von 4 bis 5 Prozent — bezogen auf das (im Inland verwendete; der Verf.) Nationaleinkommen — benötigt, um alle wichtigen Aufgaben, vor allem auf sozialem Gebiet, lösen zu können. In der Tat wurde von 1981 bis 1985 im Durchschnitt ein jährliches Wachstum (des produzierten Nationaleinkommens; der Verf.) von 4,5 Prozent erreicht …“ Helmut Koziolek/Otto Reinhold, Über die schöpferische theoretische Arbeit in der politischen Ökonomie bei der Gestaltung des entwickelten Sozialismus in der DDR, in: Einheit, 42. Jg. (1987), H. 3, S. 212. Zu den außenwirtschaftlichen Problemen der DDR findet sich in dem ganzen Artikel kein Wort.
So hat das Berliner DIW für die industrielle Arbeitsproduktivität der DDR (1983) einen Rückstand von 50 Prozent gegenüber der Bundesrepublik errechnet. Vgl. Frankfurter Rundschau v. 17.3.1987, S. 1.
Das wird nur selten offen ausgesprochen und wenn, dann zieht man es vor, andere für sich reden zu lassen. So druckte das ND einen Artikel aus der Socialističeskaja industrija nach, in dem sich folgende Passage findet: „Für uns ist er (der Werdegang der Kombinate „über zwei Jahrzehnte“; der Verf.) vor allem dadurch interessant, daß sich die Industrie der DDR im Grunde genommen von derselben Struktur gelöst hat, die wir erst vor kurzem aufgegeben haben.“ W. Kowalenko, Das Kombinat als der Verantwortliche, in: ND, 11.3.1987, S. 6. — Honecker erklärte in seiner Rede vor den Kreissekretären der SED: „Bereits mit den Beschlüssen des VIII. Parteitages 1971 nahmen wir die Umstellung der Volkswirtschaft auf die Intensivierung … in Angriff. Das hat erfreuliche Ergebnisse gebracht.“ ND v. 7./8.2.1987, S. 4.
ND v. 7./8.2.1987, S. 4.
Ebd.
„Man kann über die Sowjetunion, über ihre Entwicklungsphasen reden, wie man will, eines ist und bleibt klar: Der Sieg des Roten Oktober, der Aufstieg der Sowjetunion zu einer erstklassigen Weltmacht ist ein Ereignis von wahrhaft welthistorischer Bedeutung.“ Ebd.
El Pais v. 23.2.1987, zit. nach BBC SWB, EE/8504/A2/3.
Vgl. ND v. 23.4.1985, S. 5.
ND v. 6.5.1985, S. 1.
Kurt Hager beispielsweise spricht vom „strategisch en Kurs der umfassenden Intensivierung“ als „Schlüssel zur Lösung der … Probleme der UdSSR“ und davon, daß nach Einschätzung der KPdSU „die Sowjetunion erst am Anfang dieses schwierigen Weges steht“. Kurt Hager, Eine Wende von historischer Bedeutung. Bericht über den XXVII. Parteitag der KPdSU, in: Einheit, 41. Jg. (1986), H. 4-5, S. 307.
Vgl. Walter Süß, Kein Vorbild für die DDR? Die sowjetischen Reformbemühungen aus der Sicht der SED, in: Deutschland Archiv, 19. Jg. (1986), H. 9.
Pravdav. 2.10.1986, S. 1.
Dazu mag u.a. beigetragen haben, daß im theoretischen Organ der Westberliner SEW, Konsequent, in Nr. 4, 1986 (S. 95—99), eine deutsche Übersetzung veröffentlicht wurde.
ND v. 6.11.1986, S. 3-5.
Direkt zum Zustand der DDR-Gesellschaftswissenschaften sagte Hager: „Manchmal schwebt — ausgesprochen oder unausgesprochen — die Frage im Raum, ob wir es wirklich ernst meinen mit der Forderung nach neuen Forschungsergebnissen, die die Praxis nicht einfach bestätigen und interpretieren, sondern sie im positiven Sinne verändern. Die Partei antwortet darauf eindeutig, indem sie nicht ‚Vorsicht‘, sondern Mut und Schöpfertum beim Anpacken und Lösen neuer Probleme verlangt. Es liegt im Wesen gesellschaftswissenschaftlicher Forschung, daß Neues hervorgebracht, neue Lösungsvorschläge unterbreitet werden.“ (Hervorhebungen v. Verf.)
Kurt Hager beantwortet Fragen der Illustrierten „Stern“, in: ND v. 10.4.1987, S. 3.
ND v. 28.1.1987, S. 3.
Zur Sozialpolitik der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, in: ND v. 29.1.1987, S. 3 f.; Erich Hahn, Werte des Sozialismus, in: ND v. 27.2.1987, S. 3 f.; Koziolek/ Reinhold, in: ND v. 11.3.1987, S. 3 f. (Anm. 57);P.H. Feist, Sozialistischer Realismus aktuell — Positionen in der Klassenauseinandersetzung, in: ND v. 21./22.3.1987, S. 4. Selbstverständlich gehört in diese Kategorie auch Honeckers Ansprache vor den 1. Kreissekretären der Partei, in: ND v. 7./8.2.1987, S. 3-11.
Vgl. B.I. Fomin, Wenn das Kombinat Herr im Hause ist, in: ND v. 31.1./1.2.1987, S. 2; Kowalenko, Das Kombinat als der Verantwortliche, in: ND v. 11.3.1987, S. 6; L. Sotnik, Erfahrungen unserer Freunde, in.: ND v. 31./22.3.1987, S. 6.
Vgl. ND v. 31.1.1987, S. 1. Ungewöhnlich war, daß in diesem Artikel nichts über die Gesprächsatmosphäre berichtet wurde.
Das zeigt vor allem ein Vergleich des Kommuniques dieser Beratung (in: ND, 24./ 25.1.1987, S. 6) mit dem entsprechenden Dokument der letzten vorangegangenen Beratung im Dezember 1985 in Bukarest (in: ND, 21./22.12.1987, S. 6). Zu den Beziehungen zwischen den Parteien wurde damals kaum etwas gesagt, während jetzt Schlüsselbegriffe auftauchen wie: „nationale Interessen“, „vielfältige Erfahrungen und Errungenschaften“ der sozialistischen Länder, „initiativreiches und schöpferisches Wirken jeder Partei“, „Unabhängigkeit“ usw. Während seinerzeit gefordert wurde, die „herausragenden Erfolge der sozialistischen Länder … offensiv zu propagieren“, wird jetzt auf die Prozesse, die im Gange sind, verwiesen („Vervollkommnung der sozialistischen Demo-Fortsetzung Fußnote 77 kratie“, „Erweiterung der Teilnahme der Bürger“, „Aktivierungen der Forschungen zu Theorie und Praxis des Sozialismus“), die „überzeugend darzustellen (seien)“.
Vgl. ND v. 28.1.1987, S. 3.
ND v. 5.2.1987, S. 2.
ND v. 4.2.1987, S. 3.
Vgl. ND v. 29.1.1987, S. 3 (Schlußwort) u. S. 5 (Kurzmeldung).
Michail Gorbatschow, Rede und Schlußwort auf dem Plenum des ZK der KPdSU. Moskau am 27. und 28. Januar 1987, Berlin 1987. Von dieser Broschüre wurden nach Auskunft des Verlagsdirektors des Dietz-Verlages 100 000 Exemplare gedruckt, die nach wenigen Tagen vergriffen waren. Über Pläne zu einer Neuauflage wollte er sich nicht äußern. Vgl. Frankfurter Rundschau v. 18.3.1987, S. 17.
Vgl. Art. 35 und 38 der Parteistatuten (PdSU, 1986, Nr. 5, S. 240).
Um nur einige Beispiele zu nennen: Gorbacevs Diagnose der Mißstände setzt in den dreißiger und vierziger Jahren an, die des ZK Ende der siebziger Jahre; er nannte als wesentliche Ursache für diese Entwicklung einen Mangel an Demokratie, das ZK beschränkte sich auf Erkenntnisschwächen der Führung; nicht aufgegriffen wurden Gorbacevs Vorschläge zur Veröffentlichung eines neuen Wahlgesetzes, zu geheimen innerparteilichen Abstimmungen bis zur Wahl der Republikssekretäre, seine Forderung nach einer außerordentlichen Parteikonferenz zur Demokratisierung u.a.m.
Pravda v. 14.2.1987, S. 1 f.; ND v. 16.2.1987, S. 6.
Pravda v. 26.2.1987, S. 1 f.;ND v. 26.2.1987, S. 5 f.
ND v. 10.3.1987, S. 4; ursprünglich in: Pravda v. 6.3.1987, S. 2.
Vgl. ND v. 14./15.3.1987, S. 6; ursprünglich in: Pravda v. 11.3.1987, S. 2.
Auch die Wiedergabe eines Artikels von Nikolai Ryzkov im ND v. 13.3.1987 gehört m.E. in diese Kategorie, denn — welche Position er sonst auch immer vertreten mag — in diesem Artikel engt er das Reformprojekt sehr stark auf rein wirtschaftliche Fragen ein. Ein Artikel mit der Überschrift „Egor Ligatschow zur Situation in der UdSSR-Volkswirtschaft“ (ND v. 24.3.1987, S. 7) gibt eine Lagebeschreibung, die im Kern darauf hinausläuft, daß die wirtschaftliche Entwicklung sich nicht „beschleunigt“, sondern sogar rückläufig ist. Zum gleichen Genre gehört der Abdruck des völlig traditionalistisch gehaltenen Appells des ZK der KPdSU über die Vorbereitung des 70. Jahrestages der Oktoberrevolution (ND v. 14./l5.3.1987, S. 3). Und schließlich paßt zu dieser Politik auch die Wiedergabe längerer Ausschnitte aus einer Rede des chinesischen Generalsekretärs Zhao Ziyang über die Notwendigkeit, „den Kampf gegen die bürgerliche Liberalisierung unablässig für Dutzende von Jahren zu führen …“ (ND v. 17.3.1987, S. 5.)
Diese Auffassung hatte ich selbst noch in einer im September 1986 veröffentlichten Analyse vertreten, vgl.: Kein Vorbild für die DDR? (Anm. 67).
ND v. 12.11.1986, S. 1.
ND v. 22723.11.1986, S. 3.
BBC SWB, EE/8499/B/3.
Ebd.
Ebd.
BBC SWB, EE/8512/B/2; vgl. auch Der Tagesspiegel v. 10.3.1987, S. 1.
Ebd.
Interview mit „Danas“ (Zagreb), 10.3.1987, zit. nach Heinz Timmermann, Gorbatschows Reformansätze — eine Herausforderung für die SED (Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, Aktuelle Analysen, Nr. 11/1987), S. 7.
„Die Hauptaufgabe des Fünfjahresplanes besteht darin, einen bedeutenden Aufschwung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus des Volks auf der Grundlage eines raschen Entwicklungstempos der sozialistischen Produktion … zu sichern.“ „Rechenschaftsbericht des ZK der KPdSU an den XXIV. Parteitag …“, PdSU, 1971, Nr. 39, S. 18. Vgl. dazu „Beschluß des Politbüros des Zentralkomitees der SED zu den Ergebnissen des XXIV. Parteitages der Kommunistischen Partei der Sowjetunion“, in: NDv. 16.4.1971, S. lf.
Vgl. Protokoll des VIII. Parteitages (Anm. 5), Bd. II, S. 322 ff.; Hartmut Zimmermann, Die DDR in den 70er Jahren. Zu einigen Aspekten der innenpolitischen Situation der DDR, in: Günter Erbe u.a. (Hrsg.), Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der DDR, Opladen 1979, S. 41 ff.; Dietrich Staritz, Geschichte der DDR 1949–1985, Frankfurt a.M. 1985, S. 203 ff.; Hermann Weber, Geschichte der DDR, München 1985, S. 426 ff.
Vgl. Staritz, Geschichte der DDR (Anm. 100), S. 209; Weber, Geschichte der DDR (Anm. 100), S. 406.
Der folgende Überblick kann nur summarisch sein. Zur Empirie der einzelnen gesellschaftlichen und politischen Bereiche vgl. die anderen Beiträge in diesem Band. Von „‚realsozialistischem ‘Korporatismus“ zur Kennzeichnung der Politik der SED nach dem VIII. Parteitag (1971) hat m.W. zum ersten Mal Gert-Joachim Glaeßner gesprochen: Bürokratische Herrschaft: Konfliktbewältigung in der DDR. Forschungsprojekt Krisen in den Systemen sowjetischen Typs, Studie Nr. 13, Köln 1986, S. 18 ff.
Vgl. Zimmermann, DDR in den 70er Jahren (Anm. 100), S. 37; Gero Neugebauer, Partei und Staatsapparat in der DDR. Aspekte der Instrumentalisierung des Staatsapparats durch die SED, Opladen 1978, S. 179 f., 202 f.; Gerd Meyer, ‚Parteielite im Wandel? ‘Tendenzen der Kooptationspolitik im politischen Führungskern der DDR, in: Ilse Spitt-mann-Rühle/Gisela Helwig (Hrsg.), Lebensbedingungen in der DDR. 17. Tagung zum Stand der DDR-Forschung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln 1984, S. 17.
Vgl. Glaeßner, Bürokratische Herrschaft (Anm. 102), S. 29 f.; Neugebauer, Partei und Staatsapparat (Anm. 103), S. 204 ff.
Es handelt sich gerade hier um eine typisch korporatistische Lösung: Der industrielle Bereich wurde in von der Zentrale her überschaubare und handhabbare Einheiten gegliedert, deren Spitzen unmittelbaren Zugang zum Minister bzw. zur zuständigen ZK-Abteilung haben, während die unteren Einheiten, die Betriebe, Kompetenzeinbußen hinnehmen mußten und ganz auf ihre Vertretung durch den Generaldirektor angewiesen sind. Vgl. Wolfgang Gößmann, Die Kombinate in der DDR. Eine wirtschaftsrechtliche Untersuchung, Berlin 1987; Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.), Handbuch DDR-Wirtschaft, Reinbek 41984, S. 89 ff.
Vgl. Hartmut Zimmermann, Machtverteilung und Partizipationschancen. Zu einigen Aspekten des politisch-sozialen Systems der DDR, Berlin 1982, Ms., S. 77 ff.;ders., Aspekte betrieblicher Mitwirkung in den Volkseigenen Industriebetrieben der DDR, in: Hans-Erich Gramatzki/Hans G. Nutzinger (Hrsg.), Betrieb und Partizipation in Osteuropa, Frankfurt a.M./New York 1986, S. 366 f., 376.
Vgl. Harry Maier, Marx würde sich im Grabe umdrehen, in: Die Zeit v. 5.12.1986, S. 29 f.
In seiner Rede vor den Kreissekretären hat Honecker die Funktion kultureller Öffentlichkeit als Ersatzöffentlichkeit mit den Worten umschrieben, daß „Diskussionen über Kunstwerke sehr oft zu schöpferischen Diskussionen über Fragen des Lebens selbst werden“ (ND v. 778.2.1987, S. 9). Zum literarischen Freiraum vgl. Christine S. Schoefer, A Public Voice. Literature and Politics in the German Democratic Republic, Diss., University of California, Berkeley 1985.
Die Subventionen aus dem Staatshaushalt zur Stützung für Preise der „Waren des Grundbedarfs und der Tarife“ sind von 8,5 Mrd. Mark 1971 auf 40,6 Mrd. Mark 1985 angestiegen. Ihr Anteil am Staatshaushalt lag 1971 bei 10,7 %, 1985 betrug er schon 17,3 %; vgl. Statistisches Jahrbuch 1986 (Anm. 54), S. 259 und Statistisches Taschenbuch 1986 (Anm. 10), S. 107.
1986 fand in Budapest ein,„Internationales Symposium zur Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der sozialistischen Betriebe“ statt, veranstaltet von der Zeitschrift „Probleme des Friedens und des Sozialismus“. Dort berichteten Teilnehmer aus Bulgarien, Polen, der Sowjetunion und Ungarn über eine Vielzahl von Versuchen und neuen Ansätzen, die „in den letzten drei, vier Jahren“ gestartet worden seien. Die Position der DDR-Teilnehmer wurde von der Referentin in den Worten zusammengefaßt: „In den vier Jahrzehnten der Existenz der Deutschen Demokratischen Republik haben sich bewährte Formen und Methoden der Teilnahme der Werktätigen an der Leitung der Betriebe herausgebildet.“ — Auch hier kein Lernbedarf? „Produktionsdemokratie als Entwicklungsfaktor“, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, 30. Jg. (1987), H. 1, S. 64-76.
Vgl. dazu den Beitrag von Sigrid Meuschel in diesem Band.
Günter de Bruyn, Dämmerungen. Jean Paul und die Politik, in: Sinn und Form, 38. Jg. (1986), H. 6, S. 1147-1162.
Vgl. dazu die Beiträge von Doris Cornelsen und Fred Klinger in diesem Band.
Vgl. DIW-Wochenbericht, 54. Jg. (1987), Nr. 5, S. 63.
„Russkie i nemeckie tresty i reforma russkich trestov (Doklad tov. Ju. Larina v. Delovom klube)“ (Russische und deutsche Trusts und die Reform des russischen Trusts. Vortrag des Gen. Ju. Larin im Geschäftsklub), in: Ekonomičeskaja žizn’ (Wirtschaftsleben) v. 19.11.1922.
Vgl. Walter Süß, Der Betrieb in der UdSSR. Stellung, Organisation und Management 1917—1932, Frankfurt a.M./Bern 1981, S. 159 f.
Vgl. Maier, Marx (Anm. 107) und den Beitrag von Fred Klinger in diesem Band.
Vgl. Zdenek Mlynar, Das einsame Rennen gegen die Uhr, in: Die Zeit v. 13.3.1987, S. 4.
Ablesbar ist das daran, daß vor allem unter dem Eindruck der Entwicklung in Polen 1980/81 in der neueren Diskussion zum „politischen System des Sozialismus“ die Möglichkeit eingeräumt wird, daß es bei einer falschen Politik zu „gesellschaftlichen Spannungen, Kollisionen und Krisen“ kommen kann; Autorenkollektiv (Leitung: Wolfgang Weichelt), Der Staat im politischen System der DDR, Berlin (DDR) 1986, S. 30. Zur Polen-Diskussion vgl. Walter Süß, Widerspruchsdebatte und Systemstabilisierung. Zur sozialwissenschaftlichen Verarbeitung der ‚polnischen Krise ‘in UdSSR und DDR, in: Ilse Spittmann/Gisela Helwig (Hrsg.), Ideologie und gesellschaftliche Entwicklung in der DDR, Köln 1985, S. 30-49.
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Süß, W. (1988). Größere Eigenständigkeit im Dienste des Status quo Die DDR und ihre Blockführungsmacht. In: Glaeßner, GJ. (eds) Die DDR in der Ära Honecker. Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin, vol 56. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-85308-0_14
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