Zusammenfassung
Die Frage, die uns hier beschäftigen soll, nämlich ob die Religionssoziologie die Religion retten kann, ergibt sich auf Grund der eindeutigen Versuche der sogenannten neueren Religionssoziologie, mit wissenschaftlichen Mitteln der empirischen Sozialforschung die krisenhaften Auswirkungen der Gegenwartsgesellschaft in bezug auf die Seelsorge zu ermitteln und zu überwinden. Immer wieder wird die »neuere« Religionssoziologie - oft sogar die Soziologie schlechthin - »als nützliches Instrument der Religion« 1 oder als »apostolisches Instrument« 2 bezeichnet. Man ist überzeugt, daß die Anwendung soziologischer Konzepte auf die Religionssoziologie sowohl für den Soziologen als auch für die Seelsorge nutzbringend ist 3. »Es ist nicht mehr in erster Linie das rein akademische Interesse an den Wechselbeziehungen zwischen Religion und Gesellschaft und an den inneren Strukturen der Religionsgemeinschaften, das die Impulse zu den Forschungen gibt, vornehmlich die religiöse Problematik der Gegenwart bestimmt Thematik und Methoden der heutigen religionssoziologischen Arbeiten 4.« Die Versuche der Theologen und der Kirchen, die Soziologie als ihren Verbündeten 5 zu gewinnen, gehen u. a. auf ihre Überzeugung zurück, daß die Soziologie und besonders die Religionssoziologie ihnen helfen kann, die »Ware Religion« besser abzusetzen. Um nicht in den Verdacht zu geraten, daß ich die Religion blasphemisch als eine Ware bezeichne, verweise ich 6 auf den General des Jesuitenordens Pedro Arrupe, der den Katholizismus einmal mit Coca-Cola verglich, als er sagte: Er (der Katholizismus) sei zwar »sicher kein mildes Getränk«, doch zweifelsohne eine »ausgezeichnete Ware«.
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Anmerkungen
So E. Golomby Die steirische Priestersdiaft, Graz 1959 (Manuskript), S. 5, zitiert in: J. Delleport, N. Greinacher und W. Menges, Die deutsche Priesterfrage, Mainz 1961, S. 12.
Vgl. Conor Ward, Der gegenwärtige Stand der religionssoziologischen Forschung, in: Die Zugehörigkeit zur Kirche: Bericht über die siebte Internationale Konferenz für Religionssozio-logie in Königstein/Taunus vom 30. Juni bis 2. Juli 1962, hrsg. von W. Menges und N. Grei-nacher, Mainz 1964, S. 181.
Ebd., S. 188.
So Walter Menges, Entwicklung und Stand der religionssoziologischen Forschung in Deutschland, in: Social Compass 6 (1958–1959), S. 127.
Der Untersekretär des vatikanischen Sekretariats für die Nichtglaubenden, Monsignor Grumelli, hofft z. B., daß die Soziologie »eines Tages die Philosophie als Verbündete der Theologie ersetzen kann« (vgl. KN Nr. 71 vom 24. 3. 1969 ).
Vgl. hierzu auch: Demosthenes Savramis, Religionssoziologie: Eine Einführung, München 1968, S. 90–91.
F. A. Okulow, Aufgaben und Organisation der religionssoziologischen Forschung, in: Olof Klohr, Hrsg., Religion und Atheismus heute: Ergebnisse und Aufgaben marxistischer Religions-soziologie, Berlin 1966, S. 136–137.
Dieses berühmte Buch von Rudolf Otto erschien zuerst Breslau 1917 und erlebte 1947 seine 26. Auflage.
Siehe Gustav Mensching, Die Religion. Erscheinungsformen, Strukturen und Lebensgesetze, Stuttgart 1959, S. 18–19.
Talcott Parsons, The Social System, Glencoe, Iii., 1959, S. 331 und 367.
J. Milton Yinger, Religion, Society and the Individual, 2. Aufl. New York 1960, S. 99.
Paul Tillich, Wesen und Wandel des Glaubens, Berlin 1961 (= Ullstein Nr. 318 ), S. 9.
Vgl. dazu Heini Robert Schlette, Ist die Religionswissenschaft am Ende?, in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, 1970, Heft 3, S. 199–200.
Wie oberflächlich »Gelehrte« sein können, die »beweisen« wollen, daß Religion kein uni-versales Phänomen sei, zeigen die Aufsätze von: Werner Cohn, Ist Religion universal? Probleme der Definition von Religion, und: ders.y On the Problem of Religion in Non-Western Cultures, in: Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie 2 (1966), S. 201–213; und ebd. 5 (1969), S. 7–19.
Siehe Demosthenes Savramis, Religionssoziologie, a.a.O., (vgl. Anm. 6), S. 102-103, und ders.y Entchristlichung und Sexualisierung - Zwei Vorurteile, München 1969, S. 20 und S. 120-121, Anm. 67 (Literatur).
Siehe dazu besonders Gustav Mensching, Die Religion, a.a.O. (vgl. Anm. 9), S. 51 f..
Vgl. Ebd., S. 65 ff.
Vgl. hierzu auch Demosthenes Savramis, Theologie und Gesellschaft, München 1971, I./2.: Das Neue (S. 18–25).
Siehe dazu Demosthenes Savramis, Die religiösen Grundlagen der neugriechischen Gesell-schaft, in: M. Nikolinakos und K. Nikolaou, Hrsg., Die verhinderte Demokratie: Modell Griechenland, Frankfurt 1969 (= ed. Suhrkamp Nr. 302 ), S. 64–87.
Vgl. z. B. Die Zeit, 8. 1. 1971, Nr. 2, S. 3: Aufruf zum Kirchenkampf; und Publik, 8. 1. 1971, Nr. 1/2, S. 10: Kirchen - Staat-Moral.
Vgl. dazu auch Larry Shiner, The Meaning of Secularization, in: Internationales Jahrbuch für Religionssoziologie 3 (1967), S. 51–62.
Vgl. dazu auch schon: Demosthenes Savramis, Entchristlichung und Sexualisierung - Zwei Vorurteile, München 1969.
Vgl. die unter Anm. 18 erwähnte Arbeit von Demosthenes Savramis, Theologie und Ge-sellschaft, a.a.O.
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© 1973 Westdeutscher Verlag GmbH Opladen
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Savramis, D. (1973). Die Religionssoziologie als Rettungsanker der Religion ?. In: Albrecht, G., Daheim, H., Sack, F. (eds) Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83511-6_19
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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