Zusammenfassung
Für Intellektuelle und andere mündige Bürger hat Werbung von den 50ern an bis noch in die 80er hinein als Beweis dafür gegolten, daß die kapitalistische Wirtschaft versucht, Konsumenten für dumm zu verkaufen. Diese ablehnende Einstellung ist freilich schon immer so ambivalent gewesen, wie es Peter Paul Zahl (1979–1981, S. 226) in seinem Schelmenroman „Die Glücklichen“ zum Ausdruck bringt:
„Mir gefällt Werbung. Sie ist eine der letzten Hochkünste des Spätkapitalismus, nur dem Kino, der Rockmusik vergleichbar und dem Jazz. Nie würde ich jenen grauenhaft schmeckenden Kräuterlikör trinken, süchtig aber immer wieder, die verschiedenen Menschen zu sehen, die ihn in immer neuer Weise preisen, nie würde ich jenes parfümierte Kraut rauchen, das Große Weite Welt verspricht, aber noch in hohem Alter werde ich seinen Erkennungsmarsch im Ohr haben, die Fotos ferner Länder vor Augen; Herzpochen verschaffen mir diese bunten, zweidimensionalen Träume; hinter der Werbung könnte immer Welt von gestern oder morgen stekken: Versprechen. Werbung und Poesie sind Zwillingsschwestern, die Erinnerung halten sie wach an das, was noch zu tun. Werbung verspricht, was Ware und Werbung nie halten können, darauf aber kommt es gar nicht an; sie hält Bilder und Sehnsüchte wach auf das, was hinter den Bildern, Menschheitsträume, Mythen...“.
-spötteln altklug ein paar Werbe-Knirpse, während sie ihren Eltern löffelweise Danone-Joghurtcreme in den Mund schieben. Sie meinen uns alle.
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© 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Haubl, R. (1992). „Früher oder später kriegen wir euch“. In: Hartmann, H.A., Haubl, R. (eds) Bilderflut und Sprachmagie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-83245-0_2
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