Zusammenfassung
Schon der Begriff Identität unterstellt, dass es sich um ein soziales Phänomen mit einer angenommenen zeitlichen und personalen Kontinuität handelt, um etwas, das gleich und konstant — eben identisch — bleibt. Dabei ist es, folgt man Erik H. Erikson1, weniger entscheidend, ob die Identität einer Person tatsächlich gleich bleibt, sondern dass sie als gleich bleibend wahrgenommen wird und dass diese Form der Selbstwahrnehmung von einer Fremdwahrnehmung bestätigt wird. Während Eriksons Konzept der Identitätsbildung jedoch auf Individuen beschränkt bleibt, wendet es Benedict Anderson2 auf den Prozess kollektiver Identitätsbildung an. Kollektive Identität entsteht nach Anderson durch den geteilten Glauben an die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe oder Gesellschaft und da moderne Gesellschaften äußerst komplex sind und sich nicht all ihre Mitglieder persönlich kennen können, ist es die Vorstellung von einer Gesellschaft und nicht die Gesellschaft an sich, mit der sich die Mitglieder identifizieren. Wenn alle Mitglieder einer Gesellschaft die gleiche Vorstellung von einer Gesellschaft teilen, der sie sich zugehörig fühlen, dann hat sich eine Identität, d.h. eine Artikulation einer bestimmten sozialen Selbstbeschreibung, erfolgreich durchgesetzt.
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Literatur
Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus, Frankfurt a. M. 1973, S. 18.’
Benedict Anderson: Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines folgenreichen Konzepts, erw. Neuausgabe, Frankfurt a. M./New York 1996.
Ernesto Laclau/Chantal Mouffe: Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus, Wien 1991, S. 142ff.
Jacques Derrida: Die Schrift und die Differenz, Frankfurt a. M. 1976, S. 424.
Stuart Hall: The Work of Representation, in: Ders. (Hrsg.): Cultural Representations and Signifying Practices, London u.a. 1997, S. 16ff.
Philipp Sarasin: Geschichtswissenschaft und Diskursanalyse, Frankfurt a. M. 2003, S. 169. “ Anderson, Erfindung der Nation, S. 18.
Emesto Laclau: Politik und Ideologie im Marxismus. Kapitalismus — Faschismus — Populismus, Berlin 1981, S. 177ff.
Vgl. insbesondere B. Iver Neumann: Uses of the other. “The East” in European identity formation, Manchester 1999.
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© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Quenzel, G. (2005). Kunst und Kultur als privilegierte Signifikanten im europäischen Identitätsdiskurs — Der Beitrag der europäischen Kulturhauptstädte Graz und Salamanca zur Entstehung einer europäischen Gesellschaft. In: Loth, W. (eds) Europäische Gesellschaft. Forschung Politik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-80788-5_8
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