Das Vermächtnis van Goghs

Zusammenfassung

Vincent wurde am 30. Juli 1890 beerdigt, und ein verzweifelter Theo van Gogh kehrte nach Paris zurück. In den darauffolgenden Tagen sichtete er sämtliche Gemälde und Zeichnungen Vincents, eine Reihe von Bildern anderer Künstler, die sie gemeinsam gesammelt hatten, sowie einen Stoß Briefe von Vincent. Obgleich Vincent kein Testament hinterlassen hatte, konnte kein Zweifel bestehen, daß Vincents künstlerisches Werk ausschließlich Theo zufallen sollte. Es dürfte sich erübrigen, all die Briefe aufzuführen, in denen Vincent versicherte, daß Theo für die geleisteten Unterhaltszahlungen in Form von Bildern entschädigt werden sollte. Sogar die in dem zum Schluß bei Vincent gefundenen Briefentwurf enthaltene Bemerkung — „Durch mich hast Du [Theo] selber Anteil am Zustandekommen gewisser Bilder“ (Brief 632) — bringt dies noch einmal zum Ausdruck. Theo hatte bereits einige der Bilder an Dr. Gachet und andere Trauergäste weitergegeben, und es gab keine Anzeichen von Egoismus. Dennoch nahm sich Theo die Zeit, die Erbangelegenheiten mit seiner Mutter, seinem Bruder Cor und seinen Schwestern in einer Weise zu regeln, die von Geschäftssinn zeugte. Der Rest der Familie und die meisten übrigen Zeitgenossen waren schlicht nicht an den Bildern interessiert.

„Ich kann im Leben und in der Malerei recht gut ohne den lieben Gott auskommen, aber ich kann, ein leidender Mensch, etwas nicht entbehren, das stärker ist als ich und mein wirkliches Leben ausmacht: die Kraft zum Schaffen.“

Vincent an Theo, Arles, September 1888