Zusammenfassung
Eine eigentliche Naturphilosophie gibt es in der heutigen Wissenschaft nicht; sie gehört mit ihrer eigentümlichen Mischung von Spekulation und Empirie einer vergangenen Epoche an und bietet daher unserem Verständnis erhebliche Schwierigkeit. Man ist heute geneigt, ihre Entdeckungen als Erzeugnisse der dichterischen Phantasie anzusehen und in der Sphärenharmonie der Pythagoreer, in den Mythen Platos, in Dantes Konstruktionen der Welt vor allen Dingen das Künstlerische, Unwissenschaftliche zu betonen. Aber das ist kaum die Absicht der Urheber gewesen; auch kann man darauf hinweisen, daß jede naturwissensehaftliche Lehre, wenn sie in der wissenschaftlichen Entwicklung überholt wird, nach kurzer Zeit märchenhaft-phantastisch aussieht. In Wirklichkeit zeigt die spekulative Naturbeschreibung eine große Beharrlichkeit. Das Weltbild, das Dante entwirft, ist die logische Konsequenz der neuplatonischen Philosophie, mit den allerdürftigsten Änderungen, die das Christentum verlangte. Geometrische Symmetrien sind die eigentlichen formbildenden Mächte; sie werden auch der ethischen Sphäre aufgeprägt. Darum gehört diese Wissenschaft in die mathematische Denkweise, so gut wie die Ornamentik und die Musik, ja sie ist das höchste, normgebende Stück davon.
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© 1952 Springer Basel AG
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Speiser, A. (1952). Die Naturphilosophie von Dante. In: Die Mathematische Denkweise. Wissenschaft und Kultur, vol 1 . Springer, Basel. https://doi.org/10.1007/978-3-0348-4171-9_4
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