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A. S. Neill in Summerhill

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Kinderrepubliken
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Zusammenfassung

In der New Era (Oktoberheft 1924) kündigte Neill an, daß er seine Internationale Schule nun nach Summerhill, Lyme Regis364 gebracht babe und sich auf Problemkinder spezialisiere, die von anderen Schulen als lästig, faul, dumm und antisozial empfunden würden.

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Literatur

  1. In Lyme Regis/Dorsetshire an der englischen Südküste fanden Henry Handel Richardson und ihr Mann (deren Sommerhaus in Lyme lag) auf dem Summer Hill oberhalb der Stadt an der Straße nach Charmouth das Haus Pine Crest, mit 15 Räumen und Blick auf Bucht und Hafen, das von nun an Neills und Ada Lilian Lindesay-Neustätters Summerhill-School beherbergte. Es bot mehr als genug Platz für Neill, Ada Lilian Lindesay-Neustätter und die fünf aus Sonntagberg mitgebrachten Kinder. „Ende 1924, nach unserer Ankunft in England, mietete ich ein Haus in Lyme Regis in der Grafschaft Dorset. Das Haus wurde Summerhill genannt und stand auf dem Hügel, der nach Charmouth führt.” (Neill 19 82: 152) Cannan (1985: 17 f.) erwähnt, daß das (bei Croall 1984 abgebildete) bereits zerfallende Haus „den Baulöwen zum Opfer fallen wird”.

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  2. Zum Beispiel schilderte Neill in einem Brief an B. Russell einen soeben nach Summerhill gekommenen inkontinenten Jungen, den seine Mutter zu kurieren versucht hatte, indem sie ihn zwang, seine eigene Scheiße zu essen. Er wurde von Neill mit Belohnung in 2 Wochen von der Inkontinenz befreit (vgl. Croall 1984: 185; Neill-Brief in B. Russell 1973: 287 ).

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  3. Noch 1925 schrieb der frühere Direktor von Eton in einem Leserbrief:,Kinder gehen zur Schule mit der Überzeugung, daß sie ein Recht hätten, glücklich zu sein. (...) Dies ist eine Perversion der wahren Religion, der Selbstverleugnung und des Gehorsams.’ „Children go to school impressed with a belief that they have a right to be happy, that God will give them a good time. This is a perversion of the true religion, self-denial and obedience.” (Reverend Lyttleton, Ex-Headmaster der Eton-School, in einem Leserbrief an den Evening Standard; zitiert in Croall 1984: 141 f.)

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  4. Kaum in England, bat die British Sexological Society ihn um einen Vortrag (Sept. 1924). Die Heretics,eine 1909 gegründete Gruppe (darunter G. B. Shaw, B. Russell, W. H. Rivers, Maynard Keynes) baten ihn ebenfalls um einen Vortrag, ebenso wurde er von Sir Cyril Burt zu einer Radio-Diskussion eingeladen. Neill nahm auch teil an einem informellen Kreis von freudianischen Psychoanalytikern (die durchaus geteilter Meinung über Summerhill waren), tendierte inzwischen aber stärker zu den Macht-Theorien Alfred Adlers.

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  5. Sie wurde in England bereits von Anfang an Mrs. Lindesay und nicht mehr Frau Doktor genannt. Obwohl die meisten Summerhill-Bewohner Bescheid wußten, bestand sie darauf, daß Otto Neustätter vor dem Scheidungsurteil nur unter dem fiktiven Namen Professor Altdorf zu Besuch kommen durfte.

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  6. Die Scheidung muß freundschaftlich erfolgt sein. Nach der Heirat mit Neill unternahmen sie zu viert mit Otto Neustätter und seiner neuen Frau Helen eine verspätete Hochzeitsreise, und auch später verbrachten sie viele Urlaube zu viert. Auch nach dem Tode von Otto Neustätter und Mrs. Lins hielt Neill Kontakt zu Helen Neustätter (vgl. Croall 1984: 144 – 146 ).

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  7. Neill (1945: 157) begriindete das nach ihrem Tod zu Beginn des Nachrufs recht vage mit ihrer Publicity-Scheu. Diese Scheu mag auch an ihrer ungewöhnlichen Beziehung gelegen haben: vor der Scheidung (trotz Ehe mit Otto Neustätter) das Zusammenleben mit Neill in einer Arbeitsbeziehung, und nach der Scheidung die ungewöhnliche, unerotische und unsexuelle Ehe mit Neill bei groBem Altersunterschied.

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  8. Neill und Mrs. Lins bewunderten und achteten einander sehr und waren ein ideales Arbeitsteam, offene Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden waren sehr selten, und Angriffe gegen seine Frau waren am ehesten geeignet, Neill wiitend zu machen (vgl. Croall 1984: 144–147).

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  9. Bedtime Officer, Down Town Officer, Bicycle Officer, Climbing Roofs and Out of Bounds Trees Officer (Croall 1984: 177 ).

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  10. Bemerkenswerterweise werden solche Versuche mit Regierungssystemen besonders in Sum-merhill kaum näher beschrieben, im Gegensatz zu anderen Kinderrepubliken, von denen vorwiegend solche Formfragen berichtet werden.

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  11. Daß Summerhill als individualistisch mißverstanden wurde, dürfte mit der mangelnden öffentlichen Wahrnehmung gerade des kollektiven Zusammenlebens und der kollektiven Selbstregierung zusammenhängen.

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  12. Wohl am ausführlichsten sind die Beschreibung von 1936 (Neill 1950: 51–62) und die weitestgehend daraus übernommene von 1960 (Neill 1969: 60–70). Die jeweiligen Obersetzungen derselben Passagen sind häufig sehr unterschiedliche, nur ungefähr sinngemäße freie Übersetzungen. Doch auch sie liefern nur wenige harte Fakten:

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  13. Anfänglich (etwa 1921 bis 1925) hatte die Schule (meist) weniger als 10 Schüler, die Selbstregierung war deshalb sehr formlos, man tagte bei Bedarf als eine Art Familienrat, der auch die Gerichtsfunktionen ununterschieden mit wahrnahm. Beim Umzug nach Leiston im Jahr 1927 war die Schule auf 31 Schüler angewachsen. Zu dieser Zeit gewann die Selbstregierung deutlichere formale Strukturen, es wurde ein Vorsitzender gewählt, der eine Gerichtsjury bestellte.

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  14. Wohl seit der Schulgründung bis heute besteht die Schulvollversammlung am Samstagabend. Der Versammlungsleiter wechselt wöchentlich, 1936 (Neill 1950: 62) wurde er ge-wählt, 1960 (Neill 1969: 61) vom Vorgänger ernannt und außerdem ein Schriftführer erwähnt. Zumindest zeitweise scheint es auch eine Teilung in eine gesetzgebende und eine rechtsprechende Abendversammlung gegeben zu haben, so z. B. 1988 (Stephens 1988: 30). Zeitweise wurde jeweils zu Quartalsanfang (gemeint sind vermutlich Schultrimester) eine Fünfer-Regierung (=Verwaltung, =Justizkabinett) gewählt, die wohl identisch war mit den Großen Fünf (fünf ältere Schüler, die iiber gutes Betragen außerhalb der Schulgrenzen wachten und urteilten) und auch als Jury fungierte. „Die,Großen Fiinf’ haben unbeschränkte Macht, sogar die der Ausstoßung, eine Macht, die sie aber bis jetzt noch nie anwenden mußten” (Neill 1950: 58). Diese Fünfer-Regierung wird 1936 (Neill 1950) als seit 2 Jahren bestehend genannt und taucht später nicht mehr auf.

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  15. Z. B. bei einem Streit über das Schmeißen mit Essen im Speisesaal waren die Erwachsenen einer Meinung gegen die Kinder (vgl. Croall 1984: 180 ).

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  16. Bestimmte häufigere Vergehen wurden (schon 1936 beschrieben) mit festen Geldbußen oder Kinoverbot geahndet. Neill ( 1950: 53) nennt 1936: unerlaubte Benutzung eines fremden Fahrrades, Fluchen in der Stadt, schlechtes Betragen im Kino, aufs Dach klettern, Essen auf den Fußboden werfen. Außerdem gab es nicht weiter beschriebene Gesetze gegen Diebstahl und Tyrannisieren. Die Regeln und Strafen gelten ebenso für Lehrer.

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  17. Die umfangreichste Auflistung von Gesetzen in Summerhill stammt aus dem letzten Quartal 1966: „Von den Gesetzen der Schule, die wohlgemerkt von den Kindern und Erwachsenen mit Mehrheit beschlossen werden, notierte ich mir die folgenden, die bezeichnend sind und aus denen hervorgeht, daß Kinder gar nicht so unvernünftig und ungeschliffen sind, wie viele Erwachsene gerne glauben: 1. Wer von den Bäumen große Äste absägen will, braucht dazu Neills Erlaubnis. 2. Spielen mit Wasser ist im Haus verboten. (Wohlgemerkt: das Verbot gilt nur im Haus. Im Freien darf man spritzen und plantschen, soviel man will. Wasserplantschen gehört zu den Grundrechten des Kindes.) 3. Es ist verboten, in der Bibliothek zu rauchen, zu spielen, zu essen oder zu trinken. 4. Niemand unter 16 Jahren darf Zigaretten rauchen. (Ober Pfeifenrauchen, Schnupf-oder Kautabak sagt das Gesetz nichts; offensichtlich hält man dies nicht für wahrscheinlich.) 5. Alkoholgenuß ist verboten. 6. Wer das Schulgelände für längere Zeit verläßt, soll einem Erwachsenen sagen, wo er hingeht 7. Per Anhalter mit Kraftfahrzeugen mitzufahren ist nicht gestattet. B. Kein Kind darf allein schwimmen. Bei jedem Bad muß ein Rettungsschwimmer dabeisein. 9. Keinerlei Spiel mit Feuer (einschließlich FeuerwerksköiF,ein) in irgendeinem Gebäude. 10. Niemand unter 12 Jahren darf Streichhölzer oder ein Feuerzeug besitzen. 11. Nur wer 14 oder älter ist, darf das Feuer im Kamin und/oder die Kerzen anzünden. 12. Das Werfen mit Steinen ist verboten. 13. Stöcke mit Nägeln sind verboten. 14. Feststehende Messer müssen einem Erwachsenen vorgelegt werden. 15. Niemand unter 14 Jahren darf ein Messer besitzen. Alle Messer müssen vorgelegt werden. Wenn man diese Anordnungen liest, muß man sich schon davon überzeugen, daß die kindliche Vernunft hinter der der Erwachsenen nicht zurücksteht Wohl haben Erwachsene an der Entscheidung mitgewirkt, doch darf man nicht vergessen, daß die Kinder die Mehrheit bilden. Doch könnte man einwenden, daß der Erwachsene seine Argumente besser vertreten kann — oder es doch können sollte; und das ist auch völlig richtig. Das spürte ich schon bei der gestrigen Versammlung. Es schadet ja auch nichts. Durch die Argumentation wird die Urteilskraft der Schüler geschärft — etwas, was in der üblichen Schule viel zu kurz kommt. Die Argumente der großen Schüler waren daher auch sehr überzeugend, und es ist wohl kaum verwunderlich, daß sie stärker an der Selbstverwaltung interessiert sind als die Kleinen. Die Kleinen lernen aber auf diese Weise die Kunst des Arguments und des Ausdrucks in der freien Rede.” (Segefjord 1971:27 f.)

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  18. Der Kleidungsverkauf ist verboten, weil die Kleidung gegebenenfalls von den Eltern wiederbeschafft werden müsste (Segefjord 1971: 95 f.; Neill 1950: 57; 1969: 65). Den Besuchern ist es verboten, den Kindern Geld oder Branntwein zu schenken (Segefjord 1971: 100, 73). Niemand darf sich von einem Kleineren Geld leihen (Segefjord 1971: 68). Im Aufenthaltsraum der Mitarbeiter haben Kinder nichts zu suchen, außer zur Musik am Samstagabend (Segefjord 1971: 146).

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  19. Die Angst, ähnlich wie das Little Commonwealth geschlossen zu werden, war vor dem Krieg eine durchaus realistische Befürchtung, zumal die örtlichen Kirchenvertreter und Honoratioren recht feindlich eingestellt waren. Um Summerhill einen Rest von Reputation in Leiston zu erhalten, erließ die Versammlung (in einer Art Belagerungsmentalität) strenge Regeln über das Verhalten in der Stadt (nicht fluchen, ordentliche Kleidung, bei der Nationalhymne aufstehen) und achtete streng auf ihre Einhaltung.

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  20. Neills Stiefsohn erläuterte die Entwicklung in Summerhill am Modell einer Welle: „Der Grund dafür, daß es sich heute in einem Wellental befand, lag in der Tatsache, daß zu viele Schüler in zu kurzer Zeit dort gewesen waren, um das Summerhill-Leben erfassen und entsprechend leben zu können. Vor nur zwei Jahren waren es nur 21 Schüler gewesen. Dann war Neills Buch ein Bestseller in den USA. Heute kommen die meisten Schüler aus Amerika. In den Ausschüssen, die dafür sorgen, daß die Beschlüsse des Parlaments ausgeführt und eingehalten werden, sitzen entweder zu kleine Kinder oder Kinder, die nicht erfassen, was eine freie Schule bedeutet und welche Verantwortung sie ihnen auferlegt, weil sie nicht lange genug hier gewesen sind. Es ist ein großer Aderlaß für Summerhill, wenn eine Gruppe von Schülern, die seit ihrem sechsten bis achten Lebensjahr dort waren, auf einmal abgeht. Genau das war vor zwei Jahren der Fall. In fünf bis sechs Jahren ist Summerhills Kurve wieder am Scheitelpunkt angelangt. Denn dann sind die Kleinen aus den Wohnbereichen San und Carriage so groß, daß sie in guter Hinsicht tonangebend werden.” (Neills Stiefsohn Peter Wood im November 1966; in Segefjord 1971: 103 f. Hier muß ein Datierungsfehler vorliegen: Segefjord führte das Gespräch 1966, darin wird aber behauptet, daß vor zwei Jahren in den USA das (dort 1960 erschienene) Buch Summerhill erschienen sei.)

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  21. jf the emotions are free, the intellect will look after itself” (Neill in Croall 1984: 219).

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  22. reading, writing, arithmetic (das w und das a werden nicht gesprochen).

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  23. The only thing I used to get annoyed about was that he’d come round and talk to them and say hallo, and they’d say,,Show Neill what we’ve done in lessons,’ and he wouldn’t look at it. And I’d say,,Oh, Neill! I wish you’d be interested in what you’re doing. You seem to think that all children hate lessons!’“(Die Lehrerin Lucy Francis in Croall 1984: 209 )

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  24. I noticed half a dozen times that when Neill saw a child sitting reading, he would snatch the book from his or her hands, declare it confiscated, and order the child to,go and do something’.” (Ein Summerhill-Beschtiftigter in Croall 1984: 210)

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  25. We don’t have to do it’, they said,,we want to do it.’ I told Neill, and he said,,Oh, lord! Well, we can’t have it for the official end-of-term show, rd be too much ashamed. We’ll have it the day before.’ The children of course all wrote home, and their parents came a day early.” (Die Lehrerin Vivien Morton in Croall 1984: 214)

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  26. Eines der Kindergartenkinder des knapp 9 Jahre zuvor 1918 geschlossenen Kindergartens des Little Commonwealth. Olive Lane dürfte also zumindest 12 Jahre alt gewesen sein, vermutlich einige Jahre alter.

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  27. In der Zeit, als ich noch meine Spieltheorie anwandte, brachte ich unsere Handarbeitslehrerin dazu, mir Puppen dafür zu basteln: Vater, Mutter, Sohn und Tochter, alle natürlich mit Geschlechtsorganen. Ich ließ sie auf dem Boden herumliegen, und Kinder bis zu zwölf Jahren spielten mit ihnen.” (Neill 1982: 190 )

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  28. Rowna Ely remembers making coins in the metal shop and passing them off in the town for chocolate and cigarettes.,I don’t remember any police arriving. But after a meeting in the hall, with Neill as judge, we were sentenced to three weeks without pocket money or visits to the pictures, until we had paid back the forged money’.” (Croall 1984: 188)

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  29. Zwei der Geschichten wurden als Bücher veröffentlicht: A Dominies Five; (Neill 1924) and Die Grüne Wolke (1971c, ursprünglich Last Man Alive,1938).

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  30. Dieses 1936 auf der Schiffsreise von Südafrika nach England rasch zusammengeschriebene Buch war Neills meistbeachtete Veröffentlichung vor Theorie und Praxis... und erschien 1950 unter dem Titel Selbstverwaltung in der Schule als erstes Buch Neills auch in deutscher Sprache. Seine wesentlichen Passagen wurden später sämtlich in Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung übernommen.

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  31. That Dreadful School wurde recht freundlich aufgenommen und rezensiert, es erschien im April 1937 auch als Serie im News Chronicle. Die Kritik richtete sich weniger gegen den (zustimmend aufgenommenen) Inhalt als vielmehr gegen den Stil des Buches, gegen Neills Tendenz zur dogmatischen Behauptung und Polarisierung, seine unwissenschaftliche, oberflächlich vereinfachende Argumentation, sein kindliches Vergnügen, Erwachsene zu schok kieren. Die inhaltliche Kritik konzentrierte sich auf die Freiwilligkeit des Schulbesuches.

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  32. Die von Susan Isaacs geleitete und keineswegs radikalere Malting House School in Cambridge wurde als prdgenitales Bordell bezeichnet.

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  33. In der umfangreichen Liste von Artikeln über Neill und Summerhill (Hemmings 1972: 205-208) finden sich u. a. folgende Artikel: School without rules /Pupils may smoke and swear/Edgar Wallace for reading (News Chronicle 10.08.1932). Do-as-you-like-School (Daily Sketch 11.10.1932). Do-as-you-please-schools (Daily Express 10.01.1933). Everything is topsy-turvy at the most amazing school in Britain (Sunday Mirror 24.03.1957). Smokeand-swear-school not up to standard, say men from Ministry (Daily Mail 10.08.1957). Kiss-and-smoke-school is a nightmare (Sunday Dispatch 18.08.1957). Who will help the Do-as-you-please-School? (News Chronicle 18.09.1957). The school where they kiss and cuddle (Reveille 02.07.1959). Sex — and a Headmaster (Sunday Pictorial 27.01.1963).

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  34. Neill beklagte sich über den Ruf Summerhills als einer Geh hin wenn du willst Schule (go as you please school). Andererseits aber trug die von Neill 1923 verfasste erste Vorstellung seine Ausländerabteilung in Dresden genau diesen Titel: A Go-As-You-Please-School (Neill 1923b: 61–63).

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  35. Nägel ins Klavier schlagende Kinder als Beispiel tauchen auffallend häufig auf, auch bei Lane.

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  36. So soll er etwa auf die Frage, was er täte, wenn sein Kind Nägel ins Klavier hämmere, geantwortet haben, das Glück seines Kindes sei ihm wichtiger als ein Klavier (vgl. Croall 1984: 232). Diese typische überspitzte — aber wörtlich genommen unzweifelhaft richtige — Antwort verfehlt den Kern der Frage (Grenzsetzung) und provoziert unweigerlich das (dann heftig beklagte) Mißverständnis, Neill erlaube die Mißhandlung von Klavieren und betrachte diejenigen, die ein Kind daran hindern, als lieblose Rabeneltern, die Ihrem Kind Schaden zufügen.

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  37. Schon Neills Beschreibung seiner Abteilung in Helleran, die auch eine Art Grundsatzerklärung ist (abgedruckt in Kapitel 17.2.3.), enthielt äußerst verktirzende Äußerungen: Als die Kinder mit den von Neill gebauten Apparaten zur Erleichterung des Mathematikunterrichts nur Fußball spielten, schloß Neill daraus, daß freie Kinder eben keine Apparate brauchen. Dies klingt sehr nach dem Recht freier Kinder, mit sämtlichen Lehrmitteln Fußball zu treten. Und zwei Seiten weiter: Unsere Erziehung bedeutet in Kürze, dem Interesse des Kindes zu folgen. Das Kind muß sein Interesse ausleben, ob es nun Fensterscheiben-einwerfen oder Foxtrotts oder Frechheiten sind. Allgemein und wörtlich genommen wäre dies genau das, was die Gegner Summerhill stets vorwarfen: Daß Kinder hier beliebig und ohne Regeln alles mißbrauchen, zerstören und grenzenlos frech sein dürfen. Neill hat dies zweifellos nicht so gemeint,er hat es jedoch so geschrieben,und seine Gegner haben ihm dies begreiflicherweise vorgeworfen.

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  38. Das Unterrichtskapitel in Selbstverwaltung in der Schule etwa besteht weitestgehend aus Abschweifungen zu anderen Themen, was Neill am Kapitelende selbst anmerkte — und das Kapitel dann unverändert unter der völlig unzutreffenden Überschrift in Druck gab.

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  39. obwohl er durchaus belesen war!

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  40. So schreibt Neill (1982: 246):... „ich bin nie in einer Partei politisch oder auf andere Weise aktiv geworden.” um nur 9 Seiten später (1982: 255) erneut seinen schon zuvor (1982: 120) beschriebenen Eintritt in die Labour-Party 1913 zu erwähnen.

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  41. Sie kritisiert u. a. Neills doktrinäre Schwarz-Weiß-Malerei, grobe Vereinfachungen, Übertreibungen und Kurz-Schlüsse ohne hinreichende Information und seine ungenaue und uneinheitliche/gegensätzliche Verwendung von Begriffen wie Respekt.

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  42. Sie kritisiert, daß Neill die Kinder völlig gewähren lasse,ihnen keinerlei Verbote entgegen- stelle, sie sogar zu schlechtem Betragen ermuntere, damit sie sich ausleben, etwa beim Fen- sterscheiben-einwerfen oder Unterricht-schwänzen, und Fehlverhalten sogar belohnt. Obwohl jeder Finrelheit problemlos durch ungenau-tibertreibende Neill-Äußerungen belegbar ist (1) entsteht hier ein — weitverbreitetes — grundfalsches Bild, das die Selbstregierung mit ihren um fangreichen Schulgesetzen, Verboten, Strafen und Gerichtssitzungen völlig ignoriert und Neils Erziehung deshalb mit purer Nachgiebigkeit identifiziert.

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  43. David Wills gehörte ebenfalls zu der Vereinigung progressiver Schulen und nahm auch an den Treffen teil. Er hätte gut zu den dreien gepasst, wird aber nicht erwähnt (vgl. Croall 1984: 165 Fußnote).

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  44. Your bee may be the Dalton Plan or the Higher Life, or Literary Style, or the Long Stair, while my bee is self-government and freedom from moral teaching” (Artikel von Neill im Oktoberheft 1932 der New Era, zitiert in Croall 1984: 166).

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  45. Ursache war wohl die Gründung eines amtlichen Komitees, das Vorschriften und Regeln für Privatschulen erlassen sollte. Neill fürchtete einerseits jede Einmischung amtlicher Stellen. Denn jeder Inspektor würde gewiß von irgendeinem respektlosen sechsjährigen Schüler mit,Wer, zum Teufel, bist du?’ (who the fucking hell are you?) begrüßt werden, mit ungewissen Folgen für die Schule. Andererseits sah er die Gefahr, daß auf den Expertenrat der reaktionären respektablen alten Totenköpfe der Eliteschulen (Badley and Co.) hin Regeln und Kriterien erlassen warden, die für die Mehrzahl solcher Schulen taugten, nicht aber far die allerextremsten pädagogischen Kommunisten wie Neill, Russell und Curry („the out and outer bolshies of education”, Neill im Brief an B. Russell, etwa Dezember 1930, in Croall 1984: 167 ).

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  46. Ähnlich wie auch G. B. Shaw, H. G. Wells, Ethel Mannin, und John Dewey besuchte auch Dora Russell Sowjetrußland 1920 als eine der ersten Besucherinnen. Sie fand, daß Montessori-Ideen, aber auch Eigenheiten englischer Pionierschulen wie Rhythmische Gymnastik nach Dalcroze übernommen wurden. („found that the ideas of Montessori were being taken up, as well as certain features of English pioneer schools such as Dalcroze Eurhythmic.” (Dora Russell in Croall 1984: 239))

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  47. Ein anderer Besucher formulierte auf einer NEF-Konferenz: „The New Education debates co-education: it is axiomatic in Russia. The New Education debates self-government: in Russia schools self-government is practised to a degree that would be positively indecent to the Etonian Mind.... New Education debates constantly the Question of corporal punishment: Soviet Russia has made corporal punishment illegal by national edict, and a teacher has been dismissed for even slapping a child.... Every Soviet school is an activity school.” (John Lister in Croall 1984: 239,,,...” dort)

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  48. The truth is that I wanted to believe in the new order; I wanted to think that the new education in Russia was wonderful’. Neill was not alone in pinning his reforming hopes to the Soviet flag in the aftermath of the Russian Revolution” (Croall 1984: 237). Noch 1932 (in The Problem Parent) beschrieb Neill Rußland als das wunderbarste Land der Welt. 1934 nannte er die Demokratie in Sunnnerhill vollstlindiger als jede andere Demokratie, vielleicht mit Ausnahme eines Sowjetdorfes in Rußland,und noch 1937 bezeichnete er Rußland als kreative Zivilisation und beantragte ein russisches Einreisevisum, das ílun jedoch ohne jede Begründung verweigert wurde. Etwa zu dieser Zeit begannen seine Zweifel und seine sich fiber Jahre hinziehende Desillusionierung.

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  49. Siehe zur politischen Betätigung Neills und Summerhills in den 30er Jahren Croall (1984: 241–247).

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  50. Ob er aus der Labour Party, der er 1913 beigetreten war, wieder austrat oder nicht, bleibt offen.

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  51. the out and outer Bolshies of education” (Neill in einem Brief an Bertrand Russell, etwa Dezember 1930, zitiert in Croall 1984: 167).

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  52. Most of us at some time became communists,’ Gordon Leff recalls,,but Neill couldn’t understand this.,I don’t understand how you can be a communist if you believe in freedom,’ he would say. We saw Russia in a quite different way then; it took a long time to see that it had become another tyranny.”‘(Croall 1984: 244)

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  53. Kurz nach dem 2. Weltkrieg schrieb Neill an einen (kommunistischen) ehemaligen Schiller: „You must know that Summerhill couldn’t possibly exist under communism as it shapes today... see our kids salute any flag or portrait?... I want communism, i. e. a non-profit society PLUS what Summerhill stands for... independence of the individual. How you after a life at Summerhill can approve of the USSR telling musicans what they mustn’t compose, I dunno.... My new book... I fear will give the impression that I am an anti-communist bloke. So that when der Tag comes you may be commanded to shove me up against the Cottage wall and say Fire.” (Croall 1984: 245; dort)

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  54. Zur Südafrikareise siehe Croall (1984: 222–227).

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  55. Obwohl die Begegnung mit Reich eines der wichtigsten Ereignisse in Neills Leben war, ist die Datierung höchst unklar, was aber bislang niemandem auffiel. Die vier bestinformierten Autoren nennen drei verschiedene Jahre! Croall (1984: 250) datiert auf 1935. Placzek (1989: 7) schreibt: Sie „trafen sich erstmals 1936 in Norwegen”. Hemmings (1972: 119) datiert auf 1937, was er wohl von Neill übernimmt: „Ich begegnete ihm zum erstenmal im Jahre 1937. Ich hielt eine Vorlesung an der Osloer Universität”... (Neill 1982: 173 ).

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  56. Die Korrespondenz beginnt am 22. März 1936 mit den Worten:,,Lieber Reich, erinnern Sie sich, daß ich Ihnen von einer Frau Tracey erzählt habe”... (Placzek 1989: 29). Dies spricht für eine Datierung des ersten Treffens auf 1935. C. Tracey war übrigens 1945 eine der drei Frauen, die Neill heiraten wollten.

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  57. Offenbar war dies die erste langandauernde, tiefgehende Liebesbeziehung Neills, wenn auch unter großen äußeren Schwierigkeiten und erst im Alter von etwa 50 Jahren.

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  58. We often had long discussions about the sex question.,Neill’, he said, when I first knew him in Norway,,you are wrong. You,dulden’ adolescent sex where you ought to,bejahen’ it.’,Dulden‘meant tolerate while,bejahen’ meant active approval. I argued that I was running a school while he wasn’t. I told him that to allow a full sex-life to adolescents would mean the end of my school if and when the government heared about it. He was not convinced, but one day when driven into a corner, he smiled and said:,I guess if I’d a school rd have to be a damned coward, too.’,Reich,’ I said,,you couldn’t run a school. You are far too impatient and dictatorial.”‘(Neill 1958; hier zitiert nach Hemmings 1972: 123 ).

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  59. Erna Gal recalls:,There were young lovers there, but Neill never said a word. I was sometimes worried when I went round to put the lights out and see wether they were in bed. Sure enough, they were — but with their girl friends. I went to Neill several times, and brought it up at the meeting. I said to him,,ls this all right that the young people are in bed with each other; I don’t object personally, but are you going to do anything about it?’ I was worried that something would happen one day. For Neill this was a difficult question, and he was not very willing to put his foot down or do anything, he didn’t want to influence the children. He never ticked them off for it, he wouldn’t do that.”‘(Croall 1984: 279; der Bericht betrifft die Zeit 1940-1945 in Wales).

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  60. „Hat es in Summerhill je einen Fall von Schwangerschaft oder Abtreibung gegeben? Ich habe nie von derartigem gehört, und ich nehme an, daß ich es von den Eltern erfahren hätte, wenn ein Mädchen schwanger geworden wäre.” (Neill 197lb: 29)... „Ich hasse den Gedanken an Abtreibung, aber ich sehe ihre Notwendigkeit ein.” (ebd.) „Natürlich dürften Jugendliche in Summerhill miteinander geschlafen haben, zumal es eine Schule ist, wo abends kein Lehrer mit der Taschenlampe seinen Rundgang macht. Wie wir in all den fünfzig Jahren ohne eine Schwangerschaft davongekommen sind, weiß ich nicht. Eine Erklärung mag die sein, daß die Kinder am Schicksal der Schule starken Anteil nehmen. Es mag ja Schwangerschaften gegeben haben, von denen ich nie erfuhr, doch kann ich mir andererseits nicht vorstellen, daß irgendwelche Eltern die Neuigkeit vor mir geheimgehalten hätten.” (Neill 1982: 273)

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  61. Dies bezieht sich auf die erste Hälfte der 40er Jahre (vgl. Croall 1984: 279). „In einem meiner Bücher habe ich erwähnt, daß mich einmal ein paar heranwachsende Mädchen fragten, ob sie sich ein Pessar einsetzen lassen dürften. Ich sagte ahnen, ich könne ohne die Einwilligung ihrer Mütter nichts unternehmen. Ich schrieb den Müttern. Nur zwei von sechs stimmten zu, und dabei waren alle sechs Mädchen seit Ihrem siebten oder achten Lebensjahr auf meiner Schule. Die Geschichte liegt vierzig Jahre zurück, und ich frage mich nur, wie viele Mütter heutzutage zustimmen würden.“ (Neill 1982: 273)

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  62. Vergleiche allerdings folgende Stelle aus einem Brief an Reich vom 14. Oktober 1950: „Du wirst Dich sicher noch an die vielen Gespräche erinnern, die wir in Oslo und N. Y. Cher das Problem geführt haben, inwieweit man in der Frage des Liebeslebens von Jugendlichen auf deren Seite stehen soll. Ich glaube, es ist nur dann sinnvoll, wenn sie Freiheit von frühauf hatten. Zum Beispiel: Ein Paar kam erst spät nach S’hill. Ich bejahte ihre Liebesbeziehung. In den Ferien sind sie zusammen, und sie wird schwanger... und macht mich dafür verantwortlich. Der erste Fall dieser Art in 30 Jahren. Ich werde zur alten Methode zurückkehren und es einfach ablehnen, unzuverlässige Jugendliche zu unterstützen und damit, d. h. durch übles Gerede, Haß und Angst, mein Leben zu gefährden. Nein, man kann nur bei jenen Kindern,auf deren Seite’ sein, die Freiheit von Anfang an gehabt haben. Die anderen werden einen einfach ausnutzen. Und in meinem Alter ist es einfach zuviel für mich, noch Verantwortung für jene zu übernehmen, die sie nicht einmal für verteidigenswert halten.” (Placzek (Ed.) 1989: 432;,,...” dort)

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  63. In Summerhill ist die Sexfrage immer eine nervenaufreibende Sache gewesen. Ich befürworte schon seit vielen Jahren ein Sexualleben für Heranwachsende, für alle Paare, die weit genug dafür sind, aber ich mußte in der Schule ein Verbot * erlassen, weil selbst Summerhill sich vom Establishment mit seiner viktorianischen Moralanschauung nicht ganz befreien kann. Ich konnte nichts anderes tun, als den Kindern offen meine Einstellung klarzumachen, und sie erkannten auch, daß ich keinen moralischen Standpunkt vertrat.”... „Das äußerste, was wir in Summerhill tun konnten, war, Selbstbefriedigung als natürlichen Vorgang darzustellen und so die Schuldgefühle bei ängstlichen Kindern zu mindern.” (Neill 1982: 272 f.) * Deutsch im Original.

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  64. Dazu ein Beispiel. Zwei Jugendliche im Alter von fünfzehn verliebten sich ineinander. Sie kamen zu mir und fragten, ob sie ein Schlafzimmer für sich haben könnten. Ich sagte:,Ich würde euch gern eines geben, aber ich wage es nicht.’,Warum nicht? Dies ist eine freie Schule.’,Ja, aber wir sind nicht eine freie Gesellschaft. Nehmt einmal an, ich gäbe euch eines und das Erziehungsministerium hörte davon. Sie würden meine Schule schließen.’

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  65. Ich sagte zu dem Mädchen:,Du weißt, daß deine Mutter vor dem Sexuellen Angst hat. Angenommen, du würdest schwanger? Was für ein Aufsehen würde das machen. Außerdem’, sagte ich,,kannst du dir keine Verhütungsmittel leisten, und ich getraue mir nicht, dir welche zu geben.’“(Neill 1971b: 23)

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  66. Die Art und Reichweite des Verbots bleibt unklar. Nach Segefjord (1971: 100) gab es 1966 kein Gesetz zur sexuellen Freiheit. Seinem nachfolgenden Bericht nach kann das Verbot nicht allzu streng gewesen sein: Ein neues 15jähriges Mädchen hatte nach der Bettgehzeit einen Jungen aus dem Internationalen Club mit auf ihr Zimmer genommen. Dies hätte zu dieser Zeit (1966) in vielen anderen Schulen große Aufregung und möglicherweise den Schulverweis bedeutet. Eine außerordentliche Versammlung von nur 15 Minuten Dauer beschloß eine strenge Verwarnung, und Neill betonte, daß es um nichts Moralisches ginge (es gab keine Debatte über Geschlechtsverkehr), sondern (neben dem Überschreiten der Bettgehzeit) darum, daß Besucher so nicht mitgebracht werden dürfen: „Du mußt nur wissen, daß alle hier in der Schule wissen wollen, wer hier Besucher ist und wer hierhergehört. Das ist eine verständliche Forderung, da ja alle hier wohnen wollen. Wir müssen wissen, wer hierherkommt — auch nach Einbruch der Dunkelheil” (Neill in Segetjord 1971: 111 f., hier 112)

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  67. Neill (1970b: 14; 1982: 268) kritisiert seine frühere Überschätzung der Psychotherapie sehr scharf als naiv.

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  68. Dies ist vor allem durch die gezielte Textauswahl für Theorie und Praxis der antiautoritären Erziehung entstanden. Selbst im Vorwort zu diesem Buch wird Neill fälschlich als Freudianer bezeichnet und kritisiert.

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  69. Anfänglich übernahm Neill (in Lanescher Abwandlung!) eine mehr oder weniger freudiani- sche Sichtweise und sah sich auch selbst als Freudianer (vgl. Neill 1920 in Croall 1984: 86). Doch schon Lane war kein orthodoxer Freudianer gewesen, und schon in London (1919–21) lehnte Neill wesentliche Elemente der Freudschen Lehre ab, wie die Traum-und Symboldeutungen und den sexuellen Ursprung des bdipuskomplexes. Traumdeutung scheint ihm kaum mehr als ein Wortspiel zu sein: „Seine Traumanalysen waren ein Spiel für ihn, eine Art Kreuzworträtsel, ehe die Kreuzworträtsel in Mode kamen.” (Neill 1982: 169 Über H. Lane) Er äußerte respektlose und scharfe Kritik (völliger Blödsinn, hirnverbrannte Analyse) an einzelnen Thesen Freuds (Neill 1982: 251) und betonte stattdessen die Bedeutung von Umweltereignissen. Kurz vor seinem Tod erklärte er: „Ich bin weder Freud-Anhänger noch sonst jemandes Anhänger.” (Neill 1982: 343) Ab 1920 (seit A Dominie in Doubt) interessierte er sich aber stärker für die Macht-Theorien Alfred Adlers, der nicht den Sexualtrieb, sondern die soziale Orientierung im Menschen betont, und beklagte 1926, daß Adlers Macht-Theorien zuwenig beachtet werden.

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  70. Bis er Mitte der 30er Jahre Reich kennenlernte, mischte er Theorieelemente verschiedener Autoren, gab aber noch lange Zeit auch ziemlich plumpe und wenig überzeugende sexuell-symbolische Deutungen von Kinderproblemen (vgl. Neill 1969: 148, 214 ff., 236, 338). In späterer Zeit machte er sich über derartige Deutungen lustig und verglich sie mit Kreuzworträtseln.

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  71. Neill (in Croall (Ed. 1983: 98) meinte, daß auch Lane näher zu Adler als zu Freud stand, obwohl Lane Adler nicht erwähnt. Neills (1982: 207) Behauptung, er selbst sei durch Adler nicht beeinflusst, ist nicht Überzeugend. Neills Konzentration auf Probleme der Autoritiit und seine gelegentliche Argumentation mit Minderwertigkeitskomplexen passen eher zu Adler als zu Freud. Vgl. zu Neill und Adler: Croall (1984: 152), Hemmings (1972: 121), Schmidt-Herrmann (1987: 51).

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  72. Neills Kritik an Freud und den Freudianern ist ohne eine (hier nicht beabsichtigte) genaue Analyse der Frühwerke kaum von der Reichs zu trennen (vgl. zum folgenden Schmidt-Herrmann 1987: 50–59).

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  73. Zur Biographie Wilhelm Reichs: Wilhelm Reich wurde geboren am 24.3.1997 als Sohn wohlhabender Gutsbesitzer in der Bukowina. Nach dem Tod des Vaters 1914 übernahm er siebzehnjährig die Leitung des Gutes und rückte nach dem Abitur (1915) zum Kriegsdienst ein. Im Wintersemester 1918/19 begann er (das Gut lag nun in Sowjet-Ukraine) als mittelloser Ex-Leutnant und bereits sehr lebenserfahrener Student in Wien das Studium, in dem er sich von Anfang an auf die Psychoanalyse konzentrierte und das er Mitte 1922 als Dr. med. abschloß. Während des Studiums leitete er das selbstorganisierte Studentenseminar ftr Sexuologie und kam dadurch auch in persönlichen Kontakt mit Freud u. a. Psychoanalytikern. Er wurde im Oktober 1920 noch als Student Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Gesellschaft.

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  74. Das von ihm 1922 angeregte und ab 1924 geleitete Technische Seminar für Psychoanalyse in Wien diskutierte im Kollegenkreis prinzipielle theoretische und methodische Fragen der Psychoanalyse. Reich suchte von Anfang an sehr eifrig und systematisch nach einer (holistischen) naturwissenschaftlichen Fundierung der (noch allzu spekulativen) Psychoanalyse, einer exakten Klärung der Begriffe Psychische Krankheit bzw. Gesundheit und Heilung (bzw. der Kriterien dafür): wann gelingt Heilung (nicht) und warum? Dabei konzentrierte er sich (von Anfang an) auf die von Freud nicht weiter ausgebaute Libido-Ökonomie, die Triebenergie Libido,die er später physikalisch als Orgon-Energie entdeckt zu haben meinte.

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  75. Reich begann nach dem Studienabschluß (Facharztausbildung) die Arbeit in der soeben (1922) erst von Freud begründeten Psychoanalytischen Poliklinik in Wien, wo er zunächst bis 1928 Erster Klinischer Assistent wurde, dann Vizedirektor. Das Psychoanalytische Ambulatorium für Mittellose ist anscheinend identisch mit der Poliklinik oder ein Teil davon. Die Arbeit dort mit einer für die Psychoanalyse völlig neuen Bevölkerungsgruppe, von der die meisten Analytiker lieber Abstand hielten, brachte dem dafür begeisterten Reich völlig neue Ergebnisse. Er kam zur Überzeugung, daß die psychischen Probleme der repressiven Haltung zur Sexualität zuzuschreiben sind.

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  76. Schon seit 1924 beschäftigte Reich sich auch mit den sozialen Ursachen psychischer Erkrankungen und verband die Psychoanalyse mit sozialen und politischen Bestrebungen. 1927 oder 1928 (widersprüchliche Angaben) trat Reich der Kommunistischen Partei bei, blieb aber auch Mitglied der Sozialdemokraten und befasste sich intensiv mit dem Marxismus, den er im 1929 erschienen Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse mit der Psychoanalyse verbinden wollte. Reichs Gründung eines Komitees revolutionärer sozialdemokratischerArbeiter Ende 1929 führte sehr rasch zu seinem Ausschluß aus der KP am 16. 1.1930. Im Januar 1929 gründete er in Wien mit einigen Kollegen die Sozialistische Gesellschaft für Sexualberatung und Sexualforschung. Diese gründete eine kostenlosen Sexualberatungsklinik für Arbeiter und Angestellte in den ärmeren Vierteln Wiens, mit 6 Beratungsstellen, die täglich 2 Stunden geöffnet hatten und auch jugendliche und ledige Klienten annahmen, die von den amtlichen Stellen abgewiesen wurden. Themen waren die Beratung zur (sexualitätsbejahenden) Kindererziehung, Sexualerziehung, Geburtenkontrolle (Empfängnisverhütung/Abtreibung), Ehe-und Sexualberatung. Die meisten Besucher waren schwangere Mädchen sowie Jugendliche, die Rat bei der Empfängnisverhütung suchten. Im September 1930 zog Reich nach Berlin, wo seine Lehren eher anerkannt waren und er sie besser lehren konnte, doch auch des politischen Klimas wegen. Angesichts der faschistischen Gefahr konzentrierte er sich stark auf politische Arbeit und seine Politische Psychologie und hielt Vorträge im ganzen Reich.

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  77. In Berlin gründete er (Einzelangaben und Daten sind hier widersprüchlich) SEXPOL (SEXual POLitik), vermutlich identisch mit dem Deutschen Reichsverband für Proletarische Sexualpolitik, und zwar als Unterorganisation der KPD, sowie den Sexpol-Verlag. Der erste Kongreß des Verbandes fand im Herbst 1931 in Düsseldorf statt und forderte u. a. Gesetzesänderungen bei Eheschließung, Abtreibung und Homosexualität, Heimurlaub für Strafgefangene und freie Empfängnisverhütung für Jugendliche. Verband und Verlag wurden nach einigen Monaten von der Parteileitung liquidiert. (Vgl. Gente 1970)

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  78. Reich floh Anfang März 1933 nach Wien und lebte ab Mai 1933 sechs Jahre lang in wechselnden skandinavischen Ländern, bevor er Ende August 1939 rechtzeitig vor der deutschen Besetzung Norwegens mit einem Professorenvisum in die USA emigrierte. Dort lehrte er (mit Malinowski) zunächst an der New School for Social Research in New York und zog später nach Maine.

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  79. Während des skandinavischen Exils schloß ihn der 13. Internationale Kongreß der Psychoanalytiker, an dem er Ende August 1934 in Luzern teilnahm, aus der Psychoanalytischen Vereinigung aus (offiziell aus formalen Gründen des Exils, faktisch wohl wegen großer inhaltlicher Differenzen). lin Exil baute Reich erneut einen Kreis von Patienten und Mitarbeitern auf und entwickelte seine theoretischen Ansichten und Techniken weiter. Dabei bewegte er sich zunehmend weg von der eigentlichen Psychologie hin zur Erforschung der physischen Grundlagen der psychologischen Phänomene, in die Biologie, Zellforschung, Krebsforschung, in den Bereich der Energie-und Strahlenphysik. Seine dabei erzielten Ergebnisse und Theorien sind noch weitaus umstrittener als die psychologischen. Literatur zu Person und Arbeit Reichs: 011endorff-Reich 1975; Laska 1981; Boadella 1983; Neill 1983.

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  80. Reichs 1932 erschienenes Buch Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral beruht auf den Untersuchungen in Malinowskis anthropologischem Standardwerk Das Geschlechtsleben der Wilden in Nordwest-Melanesien. Reich arbeitete anhand der Trobriand-Inseln den Übergang von mutterrechtlichen zu patriarchalischen Gesellschaften und deren Zusammenhang mit sexueller und politischer Unterdrückung heraus. Im Jahr darauf begann bei Reichs Exil-Suche in London (Herbst 1933) die Freundschaft mit Bronislaw Malinowski.

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  81. Reich konzentrierte sich stärker auf Sexualität im ursprünglichen (nicht auf jegliche Form der Lust erweiterten) Wortsinn (Genitalität). Er beobachtete, daß bei Neurotikern stets auch die Lustempfindung gestört ist, insbesondere die sexuelle Lustempfindung als die im Erwachsenenalter wichtigste Lustquelle. Als Kriterium setzte er dabei nicht die bloße Tatsache von Beischlaf, sondern das Erreichen von lustvoller Befriedigung. 1927 definierte er die Fähigkeit, lustvolle Befriedigung zu empfinden (orgastische Potenz),als absolutes und objektives (physiologisches) Gesundheits-und Heilungskriterium. Eine gestörte Genitalität steht bei Reich im Zentrum der Neurose. Er sah im Orgasmus eine Entladung der vom Körper überschüssig erzeugten Libidoenergie. Sofern diese Energie nicht entladen, sondern dauerhaft angesammelt und gestaut werde, speise sie neurotische Symptome. Mit Reichs Entdeckung des Muskelpanzers,der Lokalisierung der Neurosen in spezifischen Muskelverspannungen, die ihrerseits den freien Energiefluss hindern und damit Stauungen der Libido bewirken, entwickelte sich in den 30er Jahren die Charakteranalyse weiter zur Vegetotherapie,einer Kombination von Gespräch und Massage der neurotisch verspannten Muskelpartien (in denen die Neurosen sitzen). Reich suchte nicht mehr einzelne Symptome und Neurosen zu heilen, sondern die Reaktionsbasis dieser Neurosen, den neurotischen Charakter.

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  82. Charakter ist dabei die typische stereotype Weise des Agierens und Reagierens einer Person. Wichtig ist der Grad der Beweglichkeit, d. h. ob die Abwehr zwangsartig, vollautomatisch und chronisch funktioniert (Panzerung),oder ob die Möglichkeit der willentlichen Steuerung der Abwehr verbleibt, d. h. die Person selbst fiber ihre Abwehr verfügen kann und damit psychisch beweglicher ist. Eine automatisch gewordene starre Abwehr verbraucht viel Libidoenergie und schwächt damit die Lust-und Leistungsfähigkeit. Zur Heilung der sexuellen Unterdrückung muß der starre Charakterpanzer durchbrochen werden, d. h. die Abwehrmechanismen, der Grad des Schutzes und der Abschottung nach außen müssen wieder je nach Situation und Umgebung frei wählbar, steuerbar, verfügbar werden.

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  83. Reich wich beträchtlich von den traditionellen psychoanalytischen Methoden (Traumdeutung und Assoziation) ab und baute seine eigene Methode der Charakteranalyse aus. Persönliche und inhaltliche Differenzen führten 1927 nach Erscheinen von Reichs Die Funktion des Orgasmus zum faktischen (aber anscheinend beiderseits verhehlten und nur verbissen versteckt hinter den Kulissen ausgetragenen) Bruch mit Freud. Reich fasste dies so auf, daß der bürgerlicher Kulturphilosoph Freud über den Naturwissenschaftler Freud gesiegt habe.

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  84. Reich reiste im September 1929 in die Sowjetunion, in deren Sexual-und Familiengesetzgebung viele der Reichschen Forderungen bereits verwirklicht waren, bevor sie unter Stalin rückgängig gemacht wurden. Reich kritisierte hier die moralistische Haltung der meisten Kindereinrichtungen Rußlands, die sich kaum von der in kapitalistischen Ländern unterschied. Eine große Ausnahme war das von Wera Schmidt geleitete Kinderheim-Laboratorium in Moskau, das Reich besuchte.

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  85. Wera (auch: Vera) Schmidt leitete während der relativ liberalen Erziehungspolitik vor der Stalin-Ara das psychoanalytisch orientierte Kinderheim-Laboratorium in Moskau. Hier wurde eine an weitestgehender Triebbefriedigung und Freiheit orientierte Kollektiverziehung (d. h. Gruppen-Erziehung) mit dreißig 1–5jährigen Kleinkindern versucht. „Reich fand in diesem Kinderheim die erste praktische Demonstration des von ihm vertretenen Grundsatzes der kindlichen Selbststeuerung vor” (Boadella 1983: 76). Beurteilt wurden hier nur die Handlungsergebnisse, nicht die Kinder selbst. Es gab keinerlei Strafen oder moralische Beurteilungen.

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  86. Auch hier kam es rasch zum sexuell politischen Skandal: Das am 21.8.21 gegründete Heim wurde nach drei Monaten aufgrund von dramatischen sexuellen Gerüchten Gegenstand einer offiziellen mehrmonatigen Untersuchung, bei der sich die eine Hälfte der Gutachter sehr lobend, die andere Hälfte sehr ablehnend äußerte (anscheinend ging es dabei um Wert und Unwert der Psychoanalyse an sich) Daraufhin sollte die Einrichtung unter technischen Vorwänden vom Ministerium geschlossen werden, sie wurde jedoch ab April 1922 in verkleinerter Form von deutschen und russische Bergarbeiterverbänden und dem neugegründeten staatlichen Institut für Psychoanalyse übernommen und vom Ministerium 1922 noch zweimal positiv begutachtet. Unter dem Druck ihrer Gegner mußte Wera Schmidt schließlich das Kinderheim-Laboratorium schließen. Zu Reichs Besuch vgl. Boadella (1983: 75–77), vgl. auch die Broschüren von Wera Schmidt (1924, o.J.).

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  87. One new pupil, Ann Freshwater, who stayed for nine years at Summerhill, recalls of this period:,The staff had different values and standards, so there was a confusing assortment of what was right and wrong.’ Some housemothers were clearly able to provide greater warmth and security than others. One of these was Jenny Halliday, the daughter of Neill’s sister May, who had come to the school just before the war, and married another of the staff there, Mahesh Desai. Another was Ena Wood, as Ann Freshwater recalls:,She was a marvellous housemother, and stuck out above all the others: she kept us clean, put us to bed properly, and did things for us. There were many staff who didn’t manage that.”‘

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  88. The established Jesus in Summerhill doesn’t want any rivals” (Neill in Croall 1984: 328).

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  89. Der Schotte Bill MacKinnon hatte in Kilquhanity House School gelehrt, bevor er 1946 — für ca. 5 Jahre — nach Summerhill kam. Seine Ehefrau Käte arbeitete mit den jüngeren Kindern. Bill MacKinnon organisierte eine Summerhill-Fußball-Mannschaft, die mit einigem Erfolg gegen andere Mannschaften spielte. Neill äußerte seine Abneigung gegen organisierte Mannschaftsspiele (wie Public Schools!) und dem damit verbundenen Wettbewerb, und daß die künstlerischen Aktivitäten durch den Sport vernachlässigt würden. Wohl auch deshalb legte Neill nach einigen Jahren MacKinnon das Verlassen der Schule nahe (Croall 1984: 327 f.).

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  90. Das ist insofern seltsam, als er selbst (etwa seit dem 1. Weltkrieg) begeistert große Mengen Bücher las, sowohl psychologische Fachliteratur als auch politische und biographische Werke und viel schöne Literatur. Er liebte auch die Mathematik.

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  91. Man darf Neills persönliche Vorliebe für Werkzeug nicht überbewerten: Neill (1969: 35) betonte, daß er selbst Werkzeug hoch und Bücher gering bewerte, seine Frau (womit vermutlich Mrs. Lins gemeint ist), die in Summerhill eine ebensogroße Rolle wie Neill spielte, dagegen Bücher sehr hoch schätzte, und Werkzeug gering.

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  92. Neill (1969: 22); ganz ähnlich auch schon im Entwurf für die geplante Internationale Schule (Neill 1922:33): „Obviously the school must fit the child, not the child the school”.

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  93. Constance Tracey hatte ebenfalls eine Analyse bei Wilhelm Reich gemacht und mit Neill viele seiner persönlichen Probleme besprochen. Sie kam nur schwer mit seinen Depressionen in Wales zurecht. Neill befürchtete, daß sie (ähnlich wie oder stärker als Mrs. Lins) zu autokratisch in die Selbstregierung eingreifen würde.

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  94. Lucy Francis war südafrikanischer Herkunft und hatte in konventionellen Schulen gelehrt und dabei eine starke Abneigung gegen den Zwang dort entwickelt. Während ihrer ersten Anstellung las sie Neills frühe Dominie-Bücher. Ihre Versuche, auf humanere Art zu lehren, brachten sie in Konflikt mit dem autoritären Schulleiter, der darauf bestand, daß sie weiterhin mit dem Rohrstock schlug. So hielt sie privat Unterricht nach den offiziellen Schulstunden, lehrte dann in Bedales,empfand dessen Freiheit aber als Schwindel. Als schließlich klar war, daß ihr Talent eher in der Arbeit mit Problemkindern lag, übernahm sie dort die Betreuung eines schwer gestörten Jungen, die sie mit den Worten begann:,wenn Du wütend bist, kannst Du zu mir kommen und mir etwas antun’. Sie nahm einen Kurs bei Maria Montessori und charakterisierte sie als,angsterfüllten Boss, fürchterlich für ihre Schüler’. Schließlich startete sie ihre eigene Schule in Hertfordshire und wurde später Sekretärin der vom Künstler Robert Gibbings (dessen beiden Kinder Anfang der 30er eine Weile in Summerhill waren) geleiteten Golden Cockerel Press. Schon in Sonntagberg hatte sie Neill besuchen wollen, besuchte In dann in Lyme. Als dann während der Wirtschaftskrise die Golden Cockerel Press zusammenbrach, kam sie mittellos und mit Ihrem kleinen Kind, d’csen Vater sie nicht hatte heiraten wollen, nach Summerhill (spätestens Mai 1934).

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  95. Lucy Francis war eine sehr energische Person und mochte und bewunderte Neill sehr. Sie betreute und lehrte jahrelang die jüngeren Kinder im Cottage. Einige Zeit lang war sie Neills inoffizielle Vertreterin und wahrscheinliche Amtsnachfolgerin Neills (Croall 1984: 178, 298). Sie sollte auch gemeinsam mit Cyril Eyre den 1936 geplanten Suummerhill-Ableger in Südafrika leiten (Croall 1984: 226 ).

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  96. Aber in einigen Bereichen hatte Lucy Francis deutlich andere Ansichten als Neill: Ihre Schüler dachten nicht im Traum daran, den Unterricht zu versäumen, und das brachte sie in Konflikt mit Neill. Sie hielt wenig von Neills völliger Freiheit des Unterrichtsbesuches und erwartete als Selbstverständlichkeit von ihren kleineren Kindern, daß sie den Unterricht besuchten.

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  97. Nach einigen Meinungsverschiedenheiten legte Neill ihr schließlich nahe, die Schule zu verlassen, was sie tat. Sie eröffnete den (nach Neills Heimatdorf benannten» SummerhillAbleger Kingsmuir School in Sybil Hedingham/Suffolk und später in West Hoathly/Sussex. Kingsmuir und Summerhill hielten engen Kontakt, auch einige Schüler und Erwachsene wechselten zwischen den Schulen. Kingsmuir unterschied sich dadurch von Summerhill, daß es von den örtlichen Behörden geschickte Problemkinder aufnahm, und auch anders geführt wurde (Croall 1984: 298). Die Trennung von Lucy Francis scheint sehr freundschaftlich verlaufen zu sein. Neill schrieb am 30. August 1944 an Reich: „Ich bin gerade aus einem Zweit-S7ri11 zurück, das ich in Essex* gegründet habe; und wenn ich nach Leiston zurückkehre, dann habe ich vor, in ein Gebäude zu ziehen, das etwa auf halbem Weg zwischen beiden Schulen liegt, um auf meine alten Tage noch ein bißchen Privatleben zu haben. Vieleicht sogar eine Familie, obwohl es mit 60 dafür schon etwas spät ist.” (Placzek 1989: 190) „Mit Namen Kingsmuir. Die Schule wurde von Lucy Francis geleitet”... (Fußnote bei Placzek). Vgl. zu Lucy Francis: Croall (1984: 178, 187, 209, 226, 298, insbesondere 209).

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  98. Rollin (1992: 52) gibt ihr Alter mit 81 an. Demnach müßte sie etwa 1911 geboren und etwa 28 Jahre jünger sein als Neill. Sie brachte aus einer früherer Ehe einen Sohn Peter Wood mit, den Matthias (1979: 265) aus unbekannten Gründen als Tom Wood bezeichnet. „Er war Neills Stiefsohn, war als fünfjähriger auf die Schule gekommen und hatte sie mit siebzehn verlassen. Dann hatte er sich zwei Jahre als Keramiker ausgebildet und war dann zurückgekommen.” (Segefjord 1971: 103)

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  99. In England nach den Empfehlungen des Neuseeländer Truby King (näheres in Berg 1973: 51-54). Zu den seltenen Ausnahmen zählten Susan Isaacs als Psychologin der Nursery World und Dr. Benjamin Spock, der ein halbes Jahr vor Zoës Geburt sein beriihmtes Buch Baby and Child Care veröffentlichte (im Mai 1946), das nach Neill näher als jedes andere zur Selbstregulierung steht (Croall 1984: 302).

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  100. prongs (1949) und Hicklin (1949).

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  101. Roger Anscombe recalls one rare moment of intervention by Neill:,He once got terribly upset because he’d taken Zoë down to the sea, and when she wouldn’t come out, had smacked her.,Oh my God, what have I done?’ he said.”‘(Croall 1984: 306)

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  102. Paulus Geheeb, ein Pazifist und Bewunderer Rabindranath Tagores, hatte 1906 gemeinsam mit Gustav Wyneken die koedukative Internatsschule Freie Schulgemeinde Wickersdorf gegründet, die von der wöchentlichen gemeinsamen Vollversammlung der Schüler und Lehrer geleitet wurde. Nach Streitigkeiten mit Wyneken gründete er 1910 zusammen mit seiner Frau Edith die Odenwaldschule, die auch Verbindung zur Dalcroze-Schule in Helleran hatte, als Neill dort arbeitete (vgl. Kapitel 17.1.2.2. – 17.2.3.). Geheeb floh Mitte der 30er aus Nazi-Deutschland in die Schweiz, wo er die (noch immer bestehende) École de l’Humanité gründete. Neill hatte sporadisch mit Geheeb korrespondiert. Auch Mrs. lins Enkelin Angela Neustätter ging dort — gemeinsam mit Zoë Neill — zur Schule.

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  103. Die École de l’Humanité unterschied sich wesentlich von Summerhill und hatte viele Zage, die Neill schon in Hellerau und stets seitdem erbittert bekämpft hatte: Die Schule war deut- lich religiös geprägt, legte sehr großen Wert auf hohe Kultur,bestand auf sehr frühem Aufstehen und Zubettgehen, kaltem Duschen, Mittagsschlaf, langen Bergwanderungen, der Schweigeminute bei den Mahlzeiten, strikten Moralvorstellungen und dem Verbot von Tanz und Plattenspielern.

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  104. Dear, dear, I blush to think that once I wrote that a child is homesick when it comes from a bad home” (in Croall 1984: 310).

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  105. Seine frühere Oberzeugung, Kinder sollten schon dreijährig nach Summerhill kommen, wurde oft kritisiert, auch von etlichen dieser inzwischen erwachsen gewordenen Kinder, die sich geschädigt und von ihren Eltern verlassen gefühlt hatten (vgl. Croall 1984: 194 – 195 ).

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  106. Der 600seitige Briefwechsel der beiden (1936-1957) ist auch in deutscher Übersetzung gedruckt erschienen (Placzek (Ed.): 1989).

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  107. Peter Reich * April 1944; Zoë Neill * 1. 11. 1946

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  108. Gemeint ist hier zweifellos, daß sie bislang lediglich deformierte Kinder kennengelernt hatten, Kinder, die von Geburt an durch Zwang deformiert worden waren. Erst jetzt konnten sie natürliche, freie, selbstreguliert aufgewachsene Kinder beobachten und studieren (so, wie sie eigentlich sind). (Neill berichtete, daß Lane diese Auffassung als erster vertreten hat (in Croall 1984: 96).

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  109. Reich versuchte, die Orgon-Energie (dies ist im Prinzip die von Freud nur postulierte Libido-Energie) physikalisch nachzuweisen und in Orgon-Akkumulatoren (mit diversen Metall-und anderen Schichten überzogene Räume/Kisten) aufzufangen und zu messen. Er experimentierte ebenfalls mit der lokalen Beeinflussung von Atmosphäre und Wetter.

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  110. Während Neills Aufenthalt 1947 riefen Beamte des Food and Drug Ministeriums im Orgonon an wegen der Verwendung der Orgon-Akkumulatoren (die in zwei feindlichen Artikeln in Harper’s Magazin und New Republic als Allheilmittel und Potenzversttirker dargestellt worden waren, also als betrügerische Kurpfuscherei). Reich glaubte, in stillschweigender Übereinstimmung mit dem US-Präsidenten wichtige Geheimarbeit zu tun, die Atmosphäre beeinflussen zu können, außerirdische UFOs entdeckt zu haben, und daß die in der Umgebung fliegenden Flugzeuge nur den Regierungs-Auftrag hätten, ihn zu beschützen, insbesondere vor Stalin und seinen roten Faschisten. Neill sah, daß Reichs Vorstellungen paranoider Unfug waren, und äußerte dies deutlich gegenüber Reichs Sohn Peter. Das daraus folgende Zerwürfnis mit Reich konnte er nochmals überwinden.

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  111. Die Ministerialbeamten beantragten bei Gericht ein Verbot der Akkumulatoren. Der sich von der Regierung geschützt wähnende Reich erschien nicht vor Gericht und wurde nach einigem Aufschaukeln (weiterhin Verkauf und Export der Akkumulatoren, Mißachtung des Gerichts) zu 2 Jahren Haft und amtlicher Verbrennung seiner Ausstattung, Akkumulatoren und aller Schriften, in denen auch nur entfernt eine Heilwirkung angedeutet wurde, verurteilt. Faktisch wurden jedoch restlos alle Schriften mitsamt der Privatbibliothek gleich mitverbrannt. Neill versuchte erfolglos, ihm von England aus publizistisch zu helfen. Die Haft begann im März 1957. Am 3. November starb Reich dort an einer Herzattacke (vgl. Croall 1984: 321 f.).

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  112. Reich, I wouldn’t have you within yards of my brats. You’d scare them ” (Croall 1984: 315 ).

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  113. Die Freundschaft mit Henry Miller, einem ebenfalls bilderstürmenden Geistes-Bruder und Mit-Rebellen für die sexuelle Freiheit, der die Welt ebenso — und ebenso sexuell — schockierte, füllte in gewissem Maße die Lücke nach Reichs Tod. Miller nahm erstmals Sommer 1958 in einem Brief Kontakt mit Neill auf, in dem er um die Adresse einer Schule in USA bat, die Summerhill irgendwie ähnelte, um seine 13jährige Tochter dorthin zu schicken. Neill wußte keine solche Schule (sie entstanden erst wenige Jahre später). Die daraus entstehende Freundschaft war nicht zufällig: Miller besaß schon vor Erscheinen des Summerhill-Bandes 5 Bücher von Neill und plante ein — später verworfenes — radikales Buch über freie Erziehung (Croall 1984: 359). Die Freundschaft spielte sich (ähnlich wie mit Reich) weitestgehend in Briefen ab, in denen sie einander ihr Leid klagen und ihre Unterstützung versichern konnten. Neill und Miller trafen sich lediglich im Herbst 1961 in einem Londoner Restaurant.

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  114. Die Lebensumstände waren in der Tat spartanisch. Frosttemperaturen in den Zimmern kamen durchaus vor (vgl. Croall 1984: 208 ).

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  115. Die unzureichende Toilettenanlage war offenbar nicht der tatsächliche Schließungsgrund. Kurz vor der Schließung hatten die Schüler den Produzenten der den Schulen staatlich bereitgestellten Rohrstöcke eingeladen, Ober die Segnungen der Prügelstrafe zu referieren, und danach diese segensreiche Wirkung am Körper des Produzenten selbst erprobt, worüber auch die vorab informierte Presse berichtete. Ein weiterer Schließungsgrund wird die sehr freie Erziehung in Horseley Hall gewesen sein: Sexualität war in der Schule kein Tabu, Jungen und Mädchen konnten sich miteinander verbinden (associate, vermutlich ist Geschlechtsverkehr dabei mitgemeint). Der für die Schließung offiziell vorgebrachte Grund hätte auch ausgereicht, etliche andere freie Schulen zu schließen, wobei insbesondere an Summerhill zu denken ist (vgl. Croall 1984: 338; Gibson 1967; The Copping Case 1949 [vermutlich ebenfalls von Gibson)).

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  116. Schulleiter Robert Copping (ein weiterer Lehrer an dieser Schule war Edward Reynolds) wird als radikaler, religiös und sozial motivierter, sonderbarer Spinner geschildert, der stets auf der Seite unterdrückter Kinder stand. Nach der Schulschließung arbeitete er in London mit jugendlichen Delinquenten und wanderte 1954 aus nach Equador, wo er (ca.) 1967 starb.

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  117. Für die von der Polizei massiv unterdrückten und vertriebenen elternlose Straßenkinder in Quito und Guayaquil organisierte er (ca. 1964 ) Clubs, die später (auch nach seinem Tod) vom US-Peace-Corps, den British Voluntary Services Overseas und anderen Organisationen unterstützt wurden. Die Clubs versuchten, die Kinder von der Straße bzw. aus dem Gefängnis (wegen nächtlicher Ausgangssperre für Kinder!) zu holen, Mahlzeiten und Schlafmöglichkeiten zu bieten sowie sie mit Spielen, Unterricht und Ausbildung glücklich zu beschäftigen, Jobs zu vermitteln und gegebenenfalls Familienprobleme zu lösen, wobei Unterrichtsbesuch (als Ersatz für dabei entgangenen Verdienst) bezahlt wurde. Die einzig angegebene Größenordnung sind 400 Frühstücke täglich in Quito. Diese (bei Gibson 1967 nur kurz beschriebene) Arbeit ähnelt sehr den in Kapitel 22.14. beschriebenen südamerikanischen Kinderrepubliken.

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  118. Zwar waren einige seiner Bücher der Problem-Serie auch in USA erschienen und auch rezensiert worden, es wurden aber nur wenige hundert Exemplare verkauft. Vor allem einige mit Reichs Arbeit vertraute radikale Lehrer und Psychologen und die Zuhörer seiner Vorträge 1947 und 1948 dürften Summerhill gekannt haben.

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  119. The Problem Child (1926), The Problem Parent (1932), That Dreadful School (1937), The Free Child (1953).

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  120. Selbst im Vorwort wird Neill fälschlich als Freudianer bezeichnet und kritisiert. Erich Fromm nennt dort als einen seiner beiden Vorbehalte gegen Neill: „Darüber hinaus sind ihm die Hypothesen Freuds allzusehr letzte Wahrheit; nach meiner Meinung überschätzt er, wie die meisten Freudianer, die Bedeutung der Sexualität.” (Erich Fromm, Vorwort zu Neill 1969: 16) „Au, au, das hätte ich besser prüfen sollen, denn Summerhill enthält einen Teil, der mich zum Freudianer macht, was ich schon seit vielen Jahren nicht mehr bin; ich bin weder Freud-Anhänger noch sonst jemandes Anhänger. ” (Neill 1982: 343 )

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  121. Den in diesem Buch enthaltenen häufig (zu recht!) Anstoß erregenden wild spekulativen Schlußzeilen hätte er zweifellos nicht mehr zugestimmt: „Was sollte eine Lehrerin tun, wenn ein Junge während des Unterrichts mit seinem Bleistift spielt? Bleistift gleich Penis. Dem Jungen ist verboten worden, mit seinem Penis zu spielen. Therapie: Die Eltern müssen das Onanierverbot aufheben.” (Neill 1969: 338 )

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  122. Seine inzwischen massive Abneigung gegen die Freud’schen Interpretationen zeigt die 1945 in einem Brief an Reich geübte Kritik an Melanie Kleins Contributions to Psychoanalysis, 1921-1945:,voll von Kastration und Analcharakteristika und Mutters Penis und was nicht alles. Sie zu lesen gleicht, auf einem Friedhof mit offenen verwesenden Leichen zu sein; sich dann deinen Funktionen zuzuwenden gleicht dem Hinausgehen auf eine Frühlingswiese.’

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  123. full of castration and anal characteristics and mother’s penis and what not. To read her is like being in a graveyard with open putrefying bodies; to turn to your Functions is like going out into a meadow in spring.” (Neill 1945 in einem Brief an Reich, in Croall 1984: 316) Der ersten US-Auflage lag eine Antwortpostkarte bei, auf der die Leser ihre Meinung äußern konnten. Mehr als ein Viertel aller Karten wurde an den Verlag zurückgeschickt, die Kommentare zeigten eine extrem starke Polarisierung der Meinungen und Gefühle. Überschwengliche Äußerungen wie das beste Buch das ich je gelesen habe und der wichtigste Einfluß in meinem Leben waren dabei nicht selten. Der enorme Erfolg des Buches im ganzen Jahrzehnt (bis 1970 2 Millionen Exemplare in USA; 600.000 in der BRD) brachte Neill internationale Beachtung und finanzielle Sicherheit. Ein begeisterter Artikel im Magazin Look mit 7 Millionen Lesern trug weiter bei zum Ruf Summerhills als einem idealem Ort und Neills als pädagogischem Genie.

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  124. Die englische Ausgabe des Summerhill-Buches ging schnell in die 2 Auflage. Um 1970 war Summerhill ins Norwegische, Dänische, Finnische, Spanische, Portugiesische, Hebräische, Italienische, Französische und Deutsche übersetzt (Croall 1984: 384 ).

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  125. In USA Freedom not License! (1966); in Großbritannien Talking of Summerhill (1967), deutsch Das Prinzip Summerhill (Neill 1971b).

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  126. Die Versammlung erklärte den Übeltätern geduldig, daß sie sich so nicht betragen dürften, doch häufig ignorierten diese die Ermahnungen und Strafen einfach, oder sie besuchten die Versammlungen erst gar nicht. Die Tätigkeit einer kleinen Gruppe von 3 Jungen, die seit vielen Monaten alle Regeln brachen, unablässig stahlen und zerstörten, führte zu einem zeitweiligem Umsturz der normalen Selbstregierungs-Prozeduren: als sie nach einem gann n Jahr schlechten Betragens sogar den Schulschlüssel stahlen, wurde eine Sonder-Vollversammlung einberufen (Vorsitz: Joshua Popenoe), auf der die ganze Schule wütende Anklagen vorbrachte. Als die drei die Versammlung einfach zu verlassen suchten — was üblicherweise jedennannns Recht ist — fühlte man sich an die üblichen Regeln der Höflichkeit und Demokratie nicht mehr gebunden gegenüber einer Gruppe, die sich selbst an keinerlei Regel hielt: Man zwang sie zu bleiben. Erwachsene hielten sie fest, Kinder durchsuchten die Taschen und fanden die Schlüssel. Da begannen sie sich zu fürchten und gestanden die Vergehen der letzten Monate. Neill sah nach einigem Zögern keine andere Möglichkeit, als den Anführer der Gruppe von der Schule zu verweisen. ( Croall 1984: 365 )

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  127. Auch ich wurde sehr rasch, freundlich und bestimmt hinauskomplimentiert, als ich (den üblichen veralteten Informationen glaubend) an einem Samstagnachmittag im April 1992 die Schule besuchen wollte. Besuchstage werde nun in unregelmäßigen Abständen festgesetzt und sind telefonisch in der Schule zu erfragen.

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  128. Summerhill pupils, tired of being a zoo to 100 visitors weekly, made a Law: No more visitors, and I am too old and tired to give interviews. — A. S. Neill.” (in Croall 1984: 387 )

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  129. Am 11 Mai 1966 laut Croall (1984: 378) und Hemmings (1971: 208), beide unter Bezug auf die Ankündigung vom Vortag in The Times vom 10.5.1966. Oder 1967 nach Who’s Who (1972); Who was Who (1981).

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  130. In einem Fernsehfilm des BBC-Programms 24 Hours wurden auch nacktbadende Kinder im Schwimmbecken in Summerhill gezeigt und ebenso die Diskussion in der Schulversammlung darüber, ob das (übliche) Nacktbaden gefilmt werden dürfe oder nicht. Neill argumentierte dagegen, weil die meisten Fernsehzuschauer noch nicht fähig wären, solche Dinge zu begreifen. Die überwiegende Mehrheit stimmte schließlich für die Dreherlaubnis: es gebe keinen Unterschied zwischen dem Filmen einer Unterrichtsstunde und dem Nacktbaden. Der Film hatte auf viele Zuschauer tatsächlich die von Neill befürchtete schockierende Wirkung, wie Publikumsreaktionen bei Diskussionen später zeigten (vgl. Croall 1984: 383).

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  131. Der erste Teil entstand bereits 1939. Mehrere Verlage haben seine Veröffentlichung zurückgewiesen, aus gutem Grund: Man merkt diesem Teil, der sich überdimensional mit den Kindheitsängsten und sehr wenig und ungenau mit dem eigentlich interessanten Arbeitsleben befasst, die Entstehung aus dem psychotherapeutischen Prozeß stark an.

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  132. No one here is big enough to follow the guy with the halo’ (Neill ca. 1966, in Croall 1984: 373). Lucy Francis und Cyril Eyre waren Summerhill-Lehrer. Michael Duane war als Leiter einer Schule in der Umgebung Summerhills seit etwa 1950 mit Neill befreundet und von ihm beeinflusst. Er wurde berühmt vor allem durch seine ungewöhnlichen pädagogischen Erfolge (Erziehungs-und Unterrichtserfolg!) als Leiter der staatlichen Risinghill-Gesamtschule (1960-1965) in einem Londoner Slum. Risinghill wurde trotz erbitterter Proteste der Eltern und Schüler (!) nach 5 Jahren unter Vorwänden (Umorganisierung, weil Eltern keine Koedukation wünschten) aufgelöst von konservativen Politikern, die die freiheitliche Pädagogik Duanes ablehnten. Vgl. Berg (1968), Small (1968), Ellerby (1965), Duane (1973).

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  133. Summerhill wurde Anfang der 70er Jahre von Neill, Ena Neill und Ena Neills Sohn aus friiherer Ehe, Peter Wood geleitet (Der Mythos Summerhill 1971: 38; Matthias 1979: 265, vgl. auch Croall 1984: 371). Matthias bezeichnet ihn aus unbekannten Gründen als Tom Wood.

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  134. Leonhardt (1975), Bock (1978), Stephens (1988), Matthias (1979, 1980a, 1980b), Newell (1981), Hammelmann (1991), Stahlhacke (1991), Rollin (1992).

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  135. But when Ena feels unable to run the school any longer, it seems it really will die. The 12-acre site and buildings were bought by Neill in 1927, for about £ 3,000. When he died, Summerhill passed to Ena, and at first it looked as though death duties might force closure. But, unknown to his wife, Neill had put the necessary £ 27,000 into a deposit account. When Ena dies, the school will pass to their daughter Zoë, who according to her mother does not wish to work in it. So Summerhill will close; Ena clearly prefers the thought to any compromise or changed concept”... „Ena does say hesitantly that perhaps if she found a,sincere’ person, they might be able to work with her, with a view to taking over.” (Newell 1981: 20 )

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  136. Allgemein wird der Wechsel auf 1985 datiert: nur Hammelmann (1991: 110) datiert (wohl fälschlich) auf 1987. Vgl. den Schulprospekt (Summerhill School o. O., o. J., unpaginiert, vorletzte Seite). David Stephens (1988: 30), der von Sept. 1984 — März 1987 Lehrer in Summerhill war, datiert Enas Rücktritt und Zoës Obernahme genauer auf den September 1985. Der Schulprospekt nennt als Eigentümer ASN Limited (etwa: A. S. Neill GmbH), als Leiterin Zoe Readhead und als die drei Direktoren: Zoit Readhead, Tony Readhead und Ena Neill.

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  137. laut Schulprospekt (Summerhill School, o. O., o. J. unpaginiert, vorletzte Seite). Über die Lewis Wadham Schule ist ein Buch erschienen, das aber in keiner bundesdeutschen Bibliothek vorhanden ist. Wer eine schriftliche Genehmigung des Autors vorweisen kann (Copyright!), kann von der Kongressbibliothek in Washington für knapp 100 DM Fotokopien oder Mikrofilme des Buches erhalten. Dasselbe gilt für das Buch desselben Autors über Summerhill:

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  138. Snitzer, Herb in collaboration with Doris Ransohoff: Today is for Children. Numbers can Wait. New York: Macmillan 1972. [Nebeneintrag im NUC: Lewis Wadham School]. Mit Vorwort von A. S. Neill. Snitzer, Herb: Living at Summerhill. In Photos. New York: Colliers 1968 (first published 1964 under title: Summerhill, a loving world).

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  139. Der Mythos Summerhill (1971: 38) gibt die aktuelle Schülerzahl mit 60 an, Stahlhacke (1991: 16), Newell (1981: 20) und Rollin (1992: 53) mit 70, Hammelmann (1991: 105) mit 62. Matthias (1979: 265) nennt ca. 80 Schüler zum Ende des Schuljahres 1976/77. Leonhardt (1975: 31) erwähnt 120 Kinder (I) in Summerhill. Als Zahl der Erwachsenen (Lehrer und Hauseltern) nennt Hammelmann (1991: 105) zwölf, (Rollin 1992: 53) fünfzehn, Matthias (1979: 266) etwa neunzehn (davon acht bis neun Lehrer. Zehn bis elf Personen zählen zum Haus-und Küchenpersonal).

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  140. Adresse: The Secretary, Summerhill School, Leiston, Suffolk 1P16 4HY, England. Telephon: Leiston (0728) 830540. Kontaktperson in Deutschland ist Stephan Stahlhacke, (Paulushofstraße 8, 5 Köln 71.0221-590 59 61. Friends of Summerhill: Sally Spreckley Telefon [England]: 0788 577 917. Der seit 1987 bestehende Förderverein Friends of Summerhill (FOS) „hat sich zur Aufgabe gesetzt, das Gedankengut von A. S. Neill weiter zu verbreiten und die Schule finanziell zu unterstützen. ” (Stahlhacke 1991: 16 )

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  141. Das Schulgeld stieg (ab Frühjahrstrimester) von jährlich 1.800 £ auf 3.150 £. Die Lehrergehälter stiegen gleichzeitig von 2.100 £ auf 5.500 L., was die Stabilität des Personals fördern soll. Hausmütter verdienen erstmals weniger als Lehrer, nämlich 4.000 £ (das müßten Jahresgehälter sein). (Stephens 1988: 37 )

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  142. Das jährliche Schulgeld bewegte sich (im November 1966) zwischen etwa 3.300 und 5.000 Mark im Jahr, abhängig von Alter und Geschwisterermäßigung (Segefjord 1971: 71). Das Schulgeld je Trimester (3 Monate) wurde 1971 mit etwa 1.800 DM für Kinder bis zu 12 Jahren, etwa 2.250 DM für über zwölfjährige Kinder angegeben (Der Mythos Summerhill 1971: 38). 1976 wurden für unter Zwölfjährige £ 300 oder $ 600 genannt, für über Zwölfjährige £ 350 oder 700 (Matthias 1979: 266), was im Vergleich zu anderen englischen Privatschulen erträglich ist (Der Mythos Summerhill 1971: 38), sogar zu den niedrigsten Schulgeldern im Land zählt (Schulprospekt Summerhill School o. J., letzte Seite). Die neueste Angabe (Hammelmann 1991: 106; Rollin 1992: 54) lautet auf £ 5.000, etwa 15.000 DM jährlich.

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  143. Die Lehrer erhalten 60% des staatlichen Gehalts, (Hammelmann 1991: 106) bzw. £ 400 netto monatlich (zusätzlich zur Verpflegung und Unterkunft in seiner Wohn-und Unterrichtsbaracke), das ist etwa die Hälfte dessen, was sie anderswo verdienen (Rollin 1992: 55). Davon kann man schwerlich eine Familie ernähren. Stephens (1988: 37) kritisiert, daß das Schulgeld weiterhin als Festbetrag und nicht als Prozentsatz des Eltemgehalts definiert ist, und daß allein die Direktorin ohne Konsultation der Beschäftigten darüber befand.

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  144. Less expectedly in a small residential school, the science area is also reasonably well-equipped. O levels and CSE have become part of Summerhill’s life, and the staff claim that the imposition of these crude external reminders of conventional practice have not had any terrible effects on motivation or confidence.” (Newell 1981: 20 f.)

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  145. Dies kann so neu nicht sein. Segefjord (1971: 95 f.) berichtet schon 1966 fiber die große wirtschaftliche Ungleichheit wegen des unterschiedlichen Geldes von zu Hause.

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  146. In his books, Neill describes the meeting doling out fines for infringements of the mies; these have been replaced lately by,social’ fines, like missing the cinema, or clearing away dishes. But it appears that,strong warnings’ are normally enough. ” (Newell 1981: 20 )

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  147. Clare, who had also been bossing others, was at Enas suggestion — unanimously elected Queen of Summerhill, and someone undertook to make her a crown.,Using a bit of psychology’, suggested Ena, occasionally asking Queen Gare’s gracious permission to do things might well transform her attitude, she thought.” (Newell 1981: 20) Genau derselbe Vorfall wird auch beschrieben im gleichzeitig entstandenen 45-minütigen Fernsehfilm Summerhill heute — Das Ende einer Legende? Eine Dokumentation von Juliane Schuhler, (c)1981 Bayrischer Rundfunk.

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  148. They were called to order very punctually by chairman Mark Collins, aged 10. He asked who wished to be on the agenda, and proceeded to tightly control what was by any adult standards a very efficient hour-long meeting. The discipline was remarkable, with contributors catching the chairman’s eye before speaking, and crosstalk, wether indulged in by two six-year-olds, or by Ena and a sixteen-year-old, being smartly silenced. A great deal of business was worked through”... Newell ( 1981: 20 )

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  149. Die von Duane und Mackenzie gefiüuten Schulen Risinghill und Braehead wurden unter Vorwänden geschlossen. Siehe Duane (1973), Ellerby (1965), Foot (1967), Mackenzie (1967, 1970), Miller (1967), Small (1968). Auch E. F. O’Neill, der von Neill bewunderte bekannteste Vertreter der Lebensgemeinschaftsschule in England, wurde bei seiner Arbeit als Leiter öffentlicher staatlicher Volksschulen erst in Knuzden (bei Farnworth/Lancashire), dann in Prestolee School (in Kearsley/Lancashire) mit immer neuen Untersuchungen erst in den Nervenzusammenbruch getrieben und dann ausgezeichnet (Berg 1973: 48-51; vgl. meine Anmerkung zu progressiven Schulen in Kapitel 16.9.).

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  150. Nachdem er in Tokio eine englische Ausgabe von A Dominie’s Log gelesen hatte, besuchte der japanische Kunstlehrer Seishi Shimoda 1928 einige Wochen lang Summerhill und war völlig begeistert. Er wurde Professor am Tama Art College und Direktor des Iogi Child Institute, schrieb ein Buch aber Neill und brachte 1930 seine Übersetzung von The Problem Child,dann 1933 The Problem Parent und in gekürzter Fassung vier der Dominie-Bücher sowie 1938 That dreadful School heraus. (Croall 1984: 228)

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  151. Diese Aussage bei Croall und Bernstein wird allerdings relativiert durch die bei Croall berichtete große politische Aktivität auch der Schüler, zumindest in den 30er Jahren, und die spätere Mitgliedschaft einiger von ihnen in der KP. Obwohl allgemein betont wird, daß Summerhill-Schüler mehr am privaten Glück als an Politik interessiert seien, berichtete die ehemalige Summerhillschtilerin Ann (damals 39 Jahre alt) über ihr Engagement für eine gesetzliche Verbesserung der Frauenrechte, und daß sie ihre Frauenrechts-Organisation im Unterhaus-Ausschuß zum Status der Frauen vertritt (Bönninghausen und Dreisbach-Olsen 1973: 34 f.).

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  152. Die erwähnte allgemeine Politik-Abstinenz und das Desinteresse an Macht-Positionen scheinen hier ein gezieltes Engagement in Bürgerinitiativen also nicht auszuschließen. Der Begriff Politik scheint auch hier eingegrenzt für Partei-und Regierungsangelegenheiten benutzt zu werden, die Bedeutung von direkte Interessenvertretung ist dabei anscheinend nicht mitgemeint.

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  153. rd be very disappointed if a Summerhill child became Prime Minister. rd feel rd failed.” (Neill in Walmsley 1969, ohne Seitenzählung (S. 19); vgl. Croall 1984: 199, 401 )

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  154. Solange ein solcher Insel-Vorwurf nicht näher erläutert wird, läßt er sich auch auf beinahe jede normale Schule, jedes normale Heim anwenden, da diese die gesellschaftlichen Realitäten ebenfalls weitestgehend ausblenden.

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Kamp, JM. (1995). A. S. Neill in Summerhill. In: Kinderrepubliken. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10478-0_18

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