Sexuelle Sucht?

Zusammenfassung

Bei einer sexuell süchtigen Symptomatik mit Störungscharakter sollten deviante (Paraphilien) von nichtdevianten Formen unterschieden werden. Für die nichtdevianten Formen wird von den Autoren der Terminus Paraphilie-verwandte Störung verwendet. Ätiologisch ist eine Interaktion von erhöhter biologischer Vulnerabilität, Bindungs- und Beziehungsstörungen, Störungen der Affektregulation und Kontrolle sexueller Erregbarkeit von Bedeutung. Es gibt Menschen, die auf Depressivität und Ängstlichkeit eher mit Steigerung sexueller Erregbarkeit reagieren und mit sexueller Aktivität versuchen, negative Emotionen zu bewältigen. Auch die Bedeutung des sexuellen Stimulus selbst darf nicht übersehen werden. Neben spezifischer Psychotherapie und dem Besuch von Selbsthilfegruppen bieten medikamentöse Ansätze insbesondere mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern eine zusätzliche Hilfe.

Abstract

The authors differentiates deviant (paraphilic) and non-deviant forms of a sexual addictive symptomatology. For the non-deviant forms, the diagnostic term paraphilia-related disorder is used. According to etiological factors, the authors discuss an interaction of a biological vulnerability, attachment and relationship problems, disorders of affect regulation as well as disinhibition of sexual excitation. Some individuals react to negative emotions, like depression or anxiety, with an increased sexual arousal. They may try to cope with negative emotions by being sexually active. However, the importance of the sexual stimulus itself should not be ignored. The authors describe specific psychotherapy, the attendance of self-help groups, and pharmacological treatment, especially with selective serotonin reuptake inhibitors.