Zusammenfassung
Der vorliegende Text empfiehlt zunächst einen vorsichtigeren Umgang mit dem Propagandabegriff und simplifizierenden Gegenüberstellungen von „Agitatoren“ und „Indoktrinierten“. Das Ineinandergreifen von Intentionen und Erwartungshaltungen verschiedener Gesellschaftsgruppen muss Beachtung finden. Im Auge zu behalten sind zudem militärische Geheimhaltungsmentalitäten, „touristische Blicke“ der Soldaten auf das „Abenteuer im Feld“ sowie Dokumentations- und Unterhaltungsbedürfnisse gerade auch an der „Heimatfront“. Gemeinsamkeiten zwischen den Krieg führenden Ländern und explizit transnationale Aspekte werden erkennbar. Neben vergleichbaren medienpolitischen Zielsetzungen gilt dies unter anderem für das Entstehen von Kinoindustrien und modernen Presselandschaften nicht zuletzt schon vor 1914. Der Erste Weltkrieg präsentiert sich solcherart nur bedingt als mediengeschichtliche Wende. Ein Bedeutungszuwachs speziell hinsichtlich der „Massenunterhaltung und -beeinflussung“ ist jedoch in den Bereichen Film und Fotografie bis 1918 unverkennbar. Schließlich stellt sich die Frage nach „österreichischen Besonderheiten“. Sie zeigen sich etwa bei den Ressourcen für intensivere Propagandaaktivitäten, bezüglich der Nationalitätenfrage aber vor allem bei der Zensurpraxis und beim Aufbau von Kriegssammlungen.
Der vorliegende Text ist unter Einbeziehung von Teilergebnissen erster Recherchen im Rahmen des FWF-Einzelprojektes „‘Bewegte Bilder‘ zu Habsburgs letztem Krieg“ (Projektleitung: Doz. Dr. Hannes Leidinger) entstanden. Austrian Science Fund (FWF): P 25685-G23.
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Leidinger, H. (2016). Der Erste Weltkrieg. In: Karmasin, M., Oggolder, C. (eds) Österreichische Mediengeschichte. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11008-6_11
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