Klin Monbl Augenheilkd 1997; 211(8): 84-93
DOI: 10.1055/s-2008-1035102
© 1997 F. Enke Verlag Stuttgart

Tiermodelle in der Retinitis-pigmentosa-Forschung

Animal Models in Retinitis Pigmentosa ResearchKonrad Kohler, Elke Guenther, Eberhart Zrenner
  • Abteilung für Pathophysiologie des Sehens und Neuro-Ophthalmologie, Universitäts-Augenklinik Tübingen (Dir.: Prof. Dr. Zrenner)
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Publication History

Manuskript eingereicht am 21.03.1997

in der vorliegenden Form angenommen

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Retinitis pigmentosa (RP) ist der Sammelbegriff für eine Reihe genetisch bedingter degenerativer Erkrankungen der Netzhaut von der weltweit etwa 1,5 Millionen Menschen betroffen sind. Molekulargenetische Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Retinitis pigmentosa nicht auf einen einzelnen genetischen Defekt zurückzuführen ist, sondern dass die für den Ausbruch der Erkrankung verantwortliche genetische Aberration auf verschiedenen Genen und innerhalb eines Gens an verschiedenen Stellen lokalisiert sein kann. Um dem Verständnis dieser Prozesse näher zu kommen, ist es notwendig, die Pathogenese dieser Erkrankungen verfolgen zu können. Tiermodell sind hierfür eine unabdingbare Notwendigkeit. Nur im Tiermodell ist es möglich, Degenerationsverläufe wie im Zeitraffer zu verfolgen und die zu einem bestimmten Zeitpunkt eingetretenen biochemischen, funktionellen und morphologischen Veränderungen in der Retina zu untersuchen.

Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht über die in der aktuellen Retinitis-pigmentosa-Forschung verwendeten Tiermodelle zusammen mit einer kurzen Beschreibung des genetischen Hintergrunds und des jeweiligen Krankheitsverlaufs bei den einzelnen Tieren. Darüber hinaus wird ein Ausblick auf neue molekularbiologische Techniken gegeben, mit deren Hilfe gezielt Tiermodelle geschaffen werden können, die identische Genmutationen tragen, wie sie auch bei humanen Retinitis-pigmentosa-Formen auftreten. Da die humanen hereditären retinalen Degenerationen durch eine Vielzahl unterschiedlicher genetischer Defekte ausgelöst werden können, sind vergleichende Untersuchungen an Tiermodellen mit klar definierten genetischen Defekten unerläßlich. Nur auf diese Weise sind Aussagen möglich, die sowohl ein spezielles Krankheitsbild berücksichtigen als auch allgemeingültige Mechanismen bei retinalen Degenerationen aufklären.

Summary

Retinitis pigmentosa (RP) is the general term given to a group of genetically determined, degenerative retinal diseases which afflict some 1.5 million humans worldwide. Molecular genetic studies in recent years have shown that RP cannot be explained by a single genetic defect but rather that the hereditary aberration responsible for triggering the onset of the disease is localized in different genes and at different sites within these genes. A fuller understanding of these processes is possible only if the pathogenesis of the diseases can be followed as they develop. Animal models are an indispensable requirement for this. Only in the animal model is it possible to observe progressive degenerations in “time-lapse photography” as it were and to examine the biochemical, functional and morphological changes which appear at specific times in the retina.

This article gives an overview of the animal models presently used in RP research, with a short description of genetic backgrounds and the progression of the disease in individual animals. In addition, a look at the future is provided of new molecular techniques which make it possible to create specific animal models with gene mutations identical to those appearing in human RP. Since hereditary human retinal degenerations can be brought about by numerous different genetic defects, comparative studies using animals with clearly defined genetic defects are essential. Only in this way is it possible to arrive at conclusions concerning this specialized syndrome and to clarfy the mechanisms which are common to all retinal degenerations.

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