Diabetes aktuell 2017; 15(03): 102
DOI: 10.1055/s-0043-108781
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Für eine Zukunft ohne Diabetes

Hans-Ulrich Häring
1   Tübingen
,
Martin München Hrabě de Angelis
2   München
,
Michael Roden
3   Düsseldorf
,
Michele Solimena
4   Nuthetal
,
Martin Hrabě de Angelis
5   Dresden
› Author Affiliations
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Publication Date:
18 July 2017 (online)

Immer mehr Menschen erkranken an Diabetes. Schon heute leiden nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 60 Millionen Menschen in Europa an einem Diabetes mellitus. In Deutschland sind etwa 6,7 Millionen Menschen von der Stoffwechselerkrankung betroffen. Und die Tendenz ist weiter steigend: Jedes Jahr erhalten 500 000 Menschen die Diagnose Diabetes (Versorgungsatlas 2017). Bis zum Jahr 2030 wird mit einem Anstieg auf 8 Millionen Erkrankte gerechnet. Diese Entwicklung stellt nicht nur das deutsche Gesundheitssystem vor große Herausforderungen.

Doch wie entsteht Diabetes mellitus? Welche Faktoren tragen dazu bei? Wie kann man die Erkrankung verhindern, therapieren oder gar heilen? Die Antworten auf diese Fragen kann keine Arbeitsgruppe, keine Institution alleine finden. Nur ein integrativer Forschungsansatz, der verschiedene Disziplinen vereint, vermag das komplexe Geschehen der Diabetesentstehung zu entschlüsseln. Es gilt, das vielschichtige Zusammenspiel von Genen, Lebensstil und Umweltfaktoren zu verstehen.

Deshalb arbeiten im Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen wie Grundlagenforscher, Epidemiologen, Versorgungsforscher und Kliniker deutschlandweit gemeinsam an neuen personalisierten Präventions- und Therapiekonzepten. Durch diesen translationalen Forschungsansatz können Beobachtungen aus epidemiologischen Studien im Labor überprüft und die Ergebnisse aus dem Labor schneller in die klinische Anwendung überführt werden.

In dieser Ausgabe der Diabetes aktuell stellen wir einige aktuelle Ergebnisse aus der translationalen Diabetesforschung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung vor. Beispielsweise weiß man seit einiger Zeit, dass an der Entstehung von Diabetes verschiedene Organe beteiligt sind. Lesen Sie, welche Rolle dabei das Gehirn und die Leber spielen, wie Organe untereinander interagieren („organ crosstalk“) und wie man diese Erkenntnisse für neue Therapieansätze nutzen kann.

In den Fokus der Forschung rückt derzeit auch das Thema Epigenetik. Wir untersuchen die genetischen und epigenetischen Aspekte beim Diabetes. Die hier vorgestellten Ergebnisse zeigen auf, dass die epigenetische Vererbung eine weitere wichtige Ursache für den weltweiten dramatischen Anstieg der Diabetesprävalenz seit den 1960er-Jahren sein könnte.

Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung hat eine ehrgeizige Vision. Wir wollen mit unserer Arbeit dazu beitragen, ‚eine Zukunft ohne Diabetes‘ zu ermöglichen. Dem DZD ist es gelungen, die Diabetesforschung mit einem interdisziplinären, translationalen Forschungsprogramm in Deutschland gezielt voranzutreiben und international mit in der ersten Reihe zu stehen. Darauf bauen wir weiter auf und arbeiten an neuen personalisierten Präventions- und Therapiekonzepten, um Diabetes künftig besser vorbeugen und behandeln zu können.

Als Sprecher des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre!