Laryngorhinootologie 2011; 90(11): 687-689
DOI: 10.1055/s-0031-1291201
Gutachten + Recht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aus der Gutachtenpraxis: Einführung und Erläuterung der neuen MdE-Tabelle zur Begutachtung berufsbedingter Larynxkarzinome

From the Expert’s Office: A new Grading Table for the Reduction in Earning Capacity for the Occupational Cancer of Larynx
J. Alberty
,
T. Brusis
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Publication Date:
14 November 2011 (online)

Einführung

Berufsbedingte Larynxkarzinome können in Verbindung mit verschiedenen inhalativen Noxen auftreten. So genannte Listen-Berufskrankheiten existieren für den asbestbedingten Kehlkopfkrebs (BK-Nr. 4104) sowie – allgemeiner gefasst – für Chrom (BK-Nr. 1103), Arsen (BK-Nr. 1108), Nickel (BK-Nr. 4109) und Kokereirohgase (BK-Nr. 4110). Darüber hinaus ist eine Anerkennung nach § 9(2) SGB VII möglich, falls ein Zusammenhang begründet werden kann und die beruflich einwirkende Noxe keiner gelisteten Berufskrankheit zuzuordnen ist [1]. Dies gilt beispielsweise für Kehlkopfkrebs nach Einwirkung polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe [2].

Für die Bewertung der Erkrankungsfolgen existierte bisher – anders als beispielsweise für das berufsbedingte Adenokarzinom der Nasennebenhöhlen [3] – nur eine nach Tumorstadium und pauschalierter Schwere der Erkrankungsfolgen strukturierte Tabelle ([Tab. 1]) (nach 1), die den Erfordernissen einer standardisierten Begutachtung unter Berücksichtigung der aktuellen Rechtssprechung nicht mehr genügte.

Tab. 1 Bisherige MdE-Einschätzung bei berufsbedingten Larynxkarzinomen [1].

Funktionseinschränkung

Tumorstadium nach UICC

Gering

Mittelgradig

Schwergradig

Stadium I

30

40

50–100

Stadium II

bis 50

bis 60

60–100

Stadium III

bis 70

bis 80

80–100

Stadium IV

100

100

100

Im Rahmen der Erarbeitung der „Falkensteiner Empfehlung“ der gesetzlichen Unfallversicherungen für die Begutachtung asbestbedingter Berufskrankheiten [4] sowie der zeitgleichen Entwicklung einer wissenschaftlichen S2-Leitlinie ­„Diagnostik und Begutachtung asbestbedingter Erkrankungen“ [5] wurde durch den Erstautor eine neue MdE-Tabelle vorgeschlagen und im Zusammenhang mit der Erstellung der o. a. Dokumente durch die Deutsche Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Hals­chirurgie ratifiziert.

Nachfolgend sollen die Grundlagen dieser Tabelle vorgestellt und Hinweise zu ihrer Anwendung gegeben werden.

 
  • Literatur

  • 1 Feldmann H. Hrsg Das Gutachten des Hals-Nasen-Ohrenarztes. 6. Auflage Stuttgart: Thieme Verlag; 2006
  • 2 Brusis T, Michel O, Schmidt W, Metternich FU. Zufall oder Kausalität? – Zur Problematik der Anerkennung von Larynxkarzinomen bei Arbeitern der Gummi-Industrie. Laryngo-Rhino-Otol 2007; 86: 714-722
  • 3 Brusis T. Aus der Gutachtenpraxis: Berufsbedingte Krebserkrankungen der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen – Neue MdE-Tabelle. Laryngo-Rhino-Otol 2010; 89: 432-434
  • 4 Falkensteiner Empfehlung Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Berlin 2011
  • 5 Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) S2-Leitlinie „Diagnostik und Begutachtung asbestbedingter Erkrankungen“. www.awmf.org/leitlinien Dezember 2010
  • 6 Versorgungsmedizinische Grundsätze – Anlage zu § 2 der Versorgungsmedizin-Verordnung (VersMedV). Berlin: Bundesministerium für Arbeit und Soziales; 2010
  • 7 Schönberger A, Mehrtens G, Valentin H. Arbeitsunfall und Berufskrankheit. 8. Auflage Berlin: Erich Schmidt Verlag; 2010