Klinische Neurophysiologie 2007; 38 - P206
DOI: 10.1055/s-2007-976334

Die Rolle des dorsolateralen prefrontalen Kortex in der visuellen Ereignisverarbeitung

R Kalla 1, NG Muggleton 1, V Walsh 1, A Cowey 1
  • 1London, Oxford, UK

Untersuchungen aus jüngerer Zeit legen nahe, dass die transcranielle magnetische Stimulation (TMS) der frontalen Augenfelder und des parietalen Kortex zu einer reduzierten Verarbeitung eines visuellen Zielreizes führt, wenn dieser durch eine Merkmalskombination ('Konjunktion', Farbe und Form) definiert wird, jedoch nicht bei einer einfachen Merkmalssuche ('Pop-out', Farbe) (Ashbridge et al, 1997, Muggleton et al, 2003). In bildgebenden Studien bilden diese Areale Teile eines Netzwerks, das während der visuellen Konjunktionssuche aktiv ist (e.g. Donner et al, 2002). Weiterhin ist die Aktivierung von Teilen des dorsolateralen prefrontalen Kortex (DLPFC) in der visuellen Konjunktionssuche berichtet worden (Makino et al., 2004). Wir applizierten TMS über dem DLPFC unter Verwendung eines Offline Stimulationsparadigmas (Theta-Burst-Stimulation: 3 Pulse zu 50Hz wiederholt mit 5Hz für 20s. 40% Gerätleistung; siehe Huang et al., 2005). Die Versuchspersonen (n=12) führten unter kontinuierlichem Augenmonitorring (Eye-Link System) sowohl eine Konjunktionssuche als auch eine einfache Pop-out Suchaufgabe durch, wobei beide Tests hinsichtlich ihrer Schwierigkeit gleich gematched waren (in Bezug auf die Genauigkeit der Testleistung). Es wurden kleine Suchdisplays (Größe: 2 Grad x 2 Grad) verwendet, so dass keine zusätzlichen Augenbewegungen für eine erfolgreiche visuelle Erkennung des Zielobjekts erforderlich waren (Durchgänge mit zusätzlichen Augenbewegungen während der visuellen Suche wurden verworfen). Die Testleistung wurde mit dem Kriteriums-unabhängigen Maß für Sensitivität (d-prime) bewertet. Hierbei zeigte sich eine signifikante Reduktion der d-prime Werte während der Konjunktionssuche für die TMS-Stimulation über dem DLPFC, relativ verglichen zu der TMS-Baseline und der TMS-Kontrollbedingung (Sham-Stimulation). Keine TMS-Effekte zeigten sich bei der einfachen Merkmalssuche. Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass der DLPFC für die erfolgreiche visuelle Konjunktionssuche notwendige ist, wobei zu untersuchen bleibt, ob sich dieser Beitrag von dem der frontalen Augenfelder oder des parietalen Kortexes unterscheidet.