Klinische Neurophysiologie 2012; 43 - P045
DOI: 10.1055/s-0032-1301595

Veränderung visueller Strategien und des Fahrverhaltens im Alter

S De Beukelaer 1, JI Hamel 2, A Kraft 1, S Ohl 3, HJ Audebert 4, SA Brandt 1
  • 1Klinik für Neurologie, Charité, Campus Mitte, Universitätsmedizin Charité, Berlin
  • 2Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 3Berlin School of Mind and Brain, Humboldt Universität zu Berlin, Berlin
  • 4Klinik für Neurologie, Charité, Campus Benjamin Franklin, Universitätsmedizin Charité, Berlin

Fragestellung: Studien haben gezeigt, dass sich das funktionelle Gesichtsfeld und das Fahrverhalten von Jungen und Alten unterscheiden (Rogé et al. 2004). Ob das Gesichtsfeld von Älteren im Sinne eines Tunnelblicks eingeschränkt ist und dies durch eine verminderte visuelle Suche verstärkt wird, ist unklar. Andererseits zeigten ältere Probanden im Vergleich zu Jüngeren effektivere Suchstrategien nach fahrrelevanten Objekten (Hammel 2003). Ziel unserer Untersuchung ist es, Blick- und Kopfbewegungen sowie das Fahrverhalten älterer und jüngerer Probanden zu untersuchen. Methoden: 83 Probanden absolvierten an einem Fahrsimulator verschiedene Strecken. Sie wurden instruiert auf Hindernisse mit einem Tastendruck oder durch Bremsen angemessen zu reagieren. Während der Fahrt wurden Reaktionszeiten, Augen- und Kopfbewegungen simultan mittels eines Blickbewegungsmessgerätes aufgezeichnet. Ergebnisse: Bisher wurden 17 Probanden zwischen 20 und 30 (n=8) sowie 45 und 75 Jahren (n=9) ausgewertet. Im Vergleich waren Amplituden, Maximalgeschwindigkeiten und Anzahl der Blickbewegungen in beiden Gruppen vergleichbar. Die Älteren führten jedoch fünfmal so viele Kopfbewegungen aus, die teilweise eine Vergrößerung der Blickamplitude ermöglicht, teilweise durch einen vestibulo-okulären Reflex kompensiert wird. Die Reaktionszeiten auf Hindernisse zeigten bei den nahe der Fahrbahn dargebotenen Objekten kaum eine Differenz. Bei den von peripher auf den Fahrer zukommenden Objekten hingegen reagierten die älteren Probanden deutlich langsamer (500 ms). Schlussfolgerungen: In der bisher ausgewerteten Gruppe zeigen sich bereits unterschiedliche Muster im Explorationsverhalten: Ältere Probanden zeigen häufiger Kopfbewegungen und reagieren im Vergleich später auf peripher dargebotene Reize. Inwiefern sich die Sakkadenparameter (Amplitude und Maximalgeschwindigkeit) statistisch mit zunehmendem Alter verändern, wird die Auswertung der weiteren 60 untersuchten Probanden zeigen.