Erschienen in:
04.08.2018 | Positionpapier
Neues Rahmenwerk zur Interpretation von IgE-Tests — eine wissenschaftliche Zusammenfassung
verfasst von:
Prof. Dr. Graham Roberts, Anke Graessel, Markus Ollert, Rob Aalberse, Moira Austin, Victoria Cardona, Adnan Custovic, Audrey DunnGalvin, Philippe A. Eigenmann, Filippo Fassio, Clive Grattan, Peter Hellings, Jonathan Hourihane, Edward Knol, Antonella Muraro, Nikolaos Papadopoulos, Alexandra F. Santos, Sabine Schnadt, Kassiani Tzeli
Erschienen in:
Allergo Journal
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Ausgabe 5/2018
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Zusammenfassung
Seit vielen Jahren setzen Allergologen auf IgE-Tests wie Hautpricktests und die Messung der spezifischen IgE-Antikörper im Serum gegen das vollständige Allergen, um IgE-vermittelte, klinisch relevante Allergien zu diagnostizieren. Diese Tests haben einen wesentlichen Nachteil: Sie stellen zwar eine Sensibilisierung fest, diese hängt aber nur indirekt mit der klinisch relevanten Allergie zusammen. Mit vielen Patienten müssen daher Provokationstests durchgeführt werden, die häufig teuer und mit potenziell schwerwiegenden Reaktionen verbunden sind, um eine endgültige Diagnose zu stellen.
Die Wahrscheinlichkeit für eine klinisch relevante Allergie kann durch die Ergebnisse eines IgE-Tests semi-quantitativ bestimmt werden. Wie belastbar diese Korrelation ist, variiert je nach Alter, ethnischer Herkunft und Art der vermeintlich allergischen Reaktion des Patienten, und wird durch den Grad der Pollenexposition, die Ernährung sowie bestehende klinische Erkrankungen, etwa Ekzeme, beeinflusst. Werden diese individuellen Faktoren bei der Auswertung eines IgE-Tests berücksichtigt, kann die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer klinisch relevanten Allergie präziser abgeschätzt werden (Prätestwahrscheinlichkeit). Beruhend auf den Testergebnissen weist dann das Vorhandensein jeder dieser patientenspezifischen Charakteristika darauf hin, ob bei einem Patienten mit höherer oder geringerer Wahrscheinlichkeit eine klinisch relevante Allergie vorliegt (Posttestwahrscheinlichkeit). Die Einbeziehung von Ko-Faktoren, wie zum Beispiel sportliche Betätigung, könnten auch erforderlich sein, um sensitivere und genauere Testresultate zu erzielen.
In dieser Arbeit werden zwei Ansätze vorgestellt, wie Prätestwahrscheinlichkeiten bei der Interpretation der IgE-Testergebnisse eingebunden werden können. Obwohl diese erhebliche Vorteile bieten, speziell in der Klinik, muss noch mehr in diesen Forschungsbereich investiert werden, um künftig die Prätestwahrscheinlichkeiten für verschiedene Bedingungen, Lebensregionen und Allergene ableiten zu können. Ebenfalls muss noch genauer geklärt werden, welchen Stellenwert die Testergebnisse in den verschiedenen Populationen haben. Kliniker müssen dafür sorgen, dass die Patienten die Testergebnisse klar verstehen, um ihnen Selbstvertrauen zum Selbstmanagement zu geben.