Seltene Todesursache bei Schizophrenie und Alkoholkrankheit

Zusammenfassung

Es wird über den plötzlichen Tod einer 43 Jahre alt gewordenen, alkoholkranken Frau berichtet, die wegen einer schizophrenen Psychose mit den Neuroleptika Sertindol und Pipamperon behandelt worden war. Nachdem die Obduktion keine Todesursache erbracht hatte, wurden histologische und toxikologische Zusatzuntersuchungen durchgeführt. Dabei wurden beide Neuroleptika in übertherapeutischen Konzentrationen, eine Bisoprololkonzentration im therapeutischen Bereich und eine Blutalkoholkonzentration von 0,29 ‰ nachgewiesen. Insbesondere bei Sertindol wird eine erhöhte Kardiotoxizität durch die Verlängerung der QTc-Zeit diskutiert. Die histologischen Untersuchungen des kardialen Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystems zeigten erhebliche Verfettungen des AV-Knotens und des His-Bündels, die im Zusammenhang mit dem chronischen Alkoholabusus stehen könnten. In der Gesamtbetrachtung der Untersuchungsergebnisse wird von einem akuten Herztod ausgegangen, bei dem eine umstrittene Neuroleptikatherapie mit Sertindol und Pipamperon auf ein erheblich vorgeschädigtes kardiales Erregungsleitungssystem getroffen ist.

Abstract

This article reports on a 43-year-old woman who died suddenly and unexpectedly. The woman was alcohol dependent and was being treated for schizophrenic psychosis with the neuroleptic drugs sertindole and pipamperone. As the autopsy did not reveal a cause of death, histological and toxicological investigations were performed. By toxicological analyses sertindole and pipamperone could be detected at levels above therapeutic concentrations and the blood alcohol concentration was 0.29 ‰. In combination with sertindole and pipamperone an increased arrhythmogenic potential by an extension of the QTc time is discussed. The histological investigations of the cardiac conduction system revealed marked lipomatosis of the atrioventricular node and the bundle of His, which could have been caused by long-term alcohol abuse. In conclusion it is assumed that the cause of death was an acute cardiac event caused by interaction of sertindole and pipamperone therapy and an impaired cardiac conduction system.