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Der Wunsch, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern, reicht weit in die Menschheitsgeschichte zurück. Bereits in den Hochkulturen vorchristlicher Zeitrechnung suchte man nach Möglichkeiten, ungewollte Schwangerschaften zu verhüten oder ungewollt eingetretene Schwangerschaften sehr früh zu stören oder abzubrechen. Dies galt vor allem für sozial hochgestellte Frauen. Je nach Kenntnisstand der Anatomie und Funktion der weiblichen Geschlechtsorgane kamen intra- und extrauterin plazierte „Barrieren“ unterschiedlichen Materials zur Anwendung, die aufgrund von Infektionen und Perforationen nicht selten den Tod der Frau zur Folge hatten. Dienten die frühen Versuche intrauteriner Kontrazeption dazu, die Folgen außerpartnerschaftlichen Geschlechtsverkehrs sozial hochgestellter Frauen zu verhindern, so hat sie heute einen entscheidenden Wandel erfahren.
Eingebettet in ein internationales Programm der „Women's Health Care“ dient sie heute vor allem dazu, in Entwicklungsländern Überpopulationen zu verhindern, da es sich um eine preiswerte und damit auch für Entwicklungsländer bezahlbare Kontrazeptionsmethode handelt. Weltweit werden deshalb Intrauterinpessare nach der Sterilisation am häufigsten angewandt; dies gilt vor allem für China. In den westlichen Industrieländern stellt die intrauterine Kontrazeption eine echte Alternative zur hormonellen Kontrazeption dar, kommt sie doch den Vorstellungen an ein ideales Kontrazeptivum sehr nahe. Intrauterinpessare bieten eine hohe kontrazeptive Sicherheit, geringe Nebenwirkungen, volle Reversibilität nach Absetzen, eine einfache und relativ schmerzlose Anwendung und wirken ständig bis zu einem Zeitraum von 5 Jahren, unabhängig vom Zeitpunkt des Koitus. Durch die Einführung von gestagenfreisetzenden Intrauterinpessaren werden die Grenzen zur hormonellen Kontrazeption fließend. Moderne Intrauterinpessare haben nur noch eine Carrier-Funktion für intrauterin wirksam werdende Substanzen mit kontrazeptivem Effekt, sei es nun Kupfer oder seien es Gestagene. Vieles spricht dafür, daß künftig auf Intrauterinpessare als Carrier verzichtet werden kann, da es Möglichkeiten gibt, kontrazeptiv wirkende Systeme in das Cavum uteri einzubringen und dort reversibel zu fixieren.
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Wagner, H. Intrauterine Kontrazeption . Gynäkologe 31, 426–437 (1998). https://doi.org/10.1007/s001290050283
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001290050283