Ergebnisse der Versorgung instabiler Oberarmkopffrakturen bei geriatrischen Patienten mit einem neuen winkelstabilen antegraden Marknagelsystem

Zusammenfassung

Die Versorgung instabiler Oberarmkopffrakturen beim geriatrischen Patienten stellt den Unfallchirurgen bisher vor erhebliche Probleme. Die Versagensrate herkömmlicher Osteosynthesen ist hoch. In dieser Studie sollte daher die Eignung eines neuen winkelstabilen antegraden Marknagelsystems überprüft werden.

Es wurden die ersten 41 Versorgungen bei 39 geriatrischen Patienten mit einem mittleren Alter von 81 (62–102) Jahren analysiert. Bei der Hälfte der Patienten bestand eine eingeschränkte Compliance. Es handelte sich um 16 2-Segment-Frakturen, 22 3-Segment-Frakturen und 3 4-Segment-Frakturen. Über einen Deltoideus-Split-Zugang mit kurzstreckiger Eröffnung der Rotatorenmanschette wurde nach geschlossener bzw. halboffener Reposition der Nagel eingebracht. Die Tuberkula wurden mit sich kreuzenden und in den Gewindelöchern des Nagels winkelstabilen Verriegelungsbolzen fixiert. Die Nachbehandlung erfolgte frühfunktionell unter Vermeidung maximaler Rotation.

Die Nachbeobachtungszeit betrug 13 (7–21  Monate). Bei 32 Versorgungen erfolgten klinische Untersuchungen; 4 Patienten wurden nur telefonisch befragt; 3 Patientinnen (mittleres Alter 92 Jahre) verstarben vor einer Nachuntersuchung. Die Patienten erreichten im Mittel einen Constant-Score von 57±12. Die altersadaptierten bzw. seitenvergleichenden Constant-Scores betrugen im Mittel 86±17% bzw. 90±7%. Alle Frakturen heilten. Die Aktivitäten des täglichen Lebens konnten in allen Fällen wieder verrichtet werden. Das primäre Repositionsergebnis blieb erhalten. Einmal kam es zum Implantatausriss nach erneutem Sturz. Der Patient schied nach sekundärer Implantation einer Oberarmkopfprothese aus der Betrachtung aus. Eine distale Schaftfissur trat beim Verriegeln des Implantats auf und heilte spontan.

Die funktionellen Ergebnisse waren gut, da die Nachbehandlung aufgrund des winkelstabilen Designs ohne Ruhigstellung erfolgen konnte. Im Vergleich zu den bisher zur Verfügung stehenden Implantaten war mit dem winkelstabilen Marknagel auch bei alten und hochbetagten Patienten mit schlechter Compliance eine sichere und übungsstabile Versorgung instabiler Oberarmkopffrakturen ohne die sonst bekannten implantatbedingten Komplikationen möglich.

Abstract

Treating unstable proximal humeral fractures in elderly patients with osteoporosis and limited compliance is still demanding for trauma surgeons. The failure rate of operative treatment is high. We studied the use of a new antegrade intramedullary humeral nail with special locking bolts for head fixation.

The first 41 procedures in 39 patients with a mean age of 81 years (61–102) were analyzed. Half of the patients were mentally deranged. There were 16 two-part, 22 three-part, and 3 four-part fractures of the humeral head treated. After closed or partial open reduction, antegrade nailing was performed via a delta split and limited incision of the rotator cuff. Greater and lesser tuberosities were fixed with screws through threaded holes of the proximal nail leading to high stability. Early functional active treatment was performed avoiding maximal rotation.

Follow-up was 13 months (7–21 months). Clinical examination was performed in 32 cases. Four patients were questioned by phone. Three patients died (mean age: 92 years) before follow-up. The mean Constant score was 57±12. The mean age-related and side-related Constant scores were 86±17% and 90±7%. All fractures healed. Activities of daily life were possible in every case. There was only one loss of reduction after a fall out of bed. After hemiarthroplasty the patient was excluded from the study. One shaft fissure occurred during distal interlocking and healed uneventfully. Because of stable fixation, rehabilitation without immobilization was possible and led to good functional results. In comparison to common implants, the new antegrade intramedullary nail allowed a stable osteosynthesis in unstable proximal humeral fractures in old and very old patients with limited compliance without the usual implant-related complications.