Die Dermatologie genießt bei den Jungmedizinern eine spürbar wachsende Attraktivität, wie sich leicht aus der Fülle eingehender Bewerbungsschreiben erkennen lässt. Dies ist keine Selbstverständlichkeit, sind doch aktuell einige Fachrichtungen von Nachwuchssorgen bedroht. Fragt man anlässlich von Bewerbungsgesprächen nach den Gründen einer Präferenz für unsere Fachdisziplin, so bleibt die treffliche Feststellung nie aus, dass gerade die Dermatologie ein konservatives wie operatives Arbeiten ermögliche, dies bei allen Altersgruppen, bei Männern wie Frauen, bei medizinischen wie korrektiv-ästhetischen Indikationen, zumal mit innovativen Techniken und auch unter Bedingungen der ambulanten Praxis. In der Tat liegt die große Faszination der modernen Dermatologie neben den spannenden Themen einer breit gefächerten Grundlagenforschung gerade auch im facettenreichen Methodenspektrum des praktisch-ärztlichen Handelns. Nicht umsonst ist die Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie mit ihren schwerpunktmäßigen Fachbereichen und knapp 800 Mitgliedern die stärkste Vereinigung unter dem Dach der DDG und des Berufsverbandes. So ist eine differenzierte Betreuung unserer Patienten ohne operative Kompetenz nicht vorstellbar und auch beispielsweise das hohe Niveau der Dermatoonkologie nur in der Verzahnung von operativer Dermatologie und mikroskopisch kontrollierter Chirurgie zu gewährleisten.

Dermatologie als operative Disziplin

In der Dermatologie wurden zahlreiche operative Techniken entwickelt oder wegweisend modifiziert, wie z. B. die Liposuktion in Tumeszenztechnik. Bekanntermaßen führen Dermatologen in den USA wie auch in Deutschland die meisten Eingriffe am Hautorgan durch und verwenden dabei das breiteste Arsenal verfügbarer Techniken. Etwa die Hälfte unserer stationären Betten wird durch operative Fälle belegt. Die Vermittlung operativer Techniken im Bereich von Haut und angrenzenden Schleimhäuten, aber auch auf dem Gebiet der Adnexen oder etwa in der Phlebologie ist integraler Bestandteil der Weiterbildungsinhalte unserer Spezialität im Sinne eines teiloperativen und interdisziplinär kooperierenden Organfaches.

Individualisierung dermatologischer Behandlungen

Mit stetigen Innovationen hat sich unser Methodenspektrum im operativen und korrektiv-ästhetischen Bereich rasant weiterentwickelt. Heute haben wir zwischen den verschiedenen konservativen und interventionellen Optionen oft die Qual der Wahl. In der Tat sind wir damit wie keine andere Disziplin in der Lage, in Abhängigkeit jeweiliger patienten- und methodenbezogener Aspekte, aber auch unter Berücksichtigung wirtschaftlicher Gesichtspunkte unseren Patienten sehr individuell und ebenso differenziert die angemessene Hilfe zu ermöglichen. Im Kontext der ebenfalls unaufhaltsamen Entwicklungen auf dem Gebiet nichtoperativer Therapiealternativen ist der Stellenwert der Dermatochirurgie bei entsprechenden Indikationen z. B. in der Phlebologie oder bei distinkten Diagnosen wie der Hidradenitis suppurativa immer wieder kritisch zu hinterfragen und aktuell neu zu bewerten.

In diesem Sinne mögen das vorliegende Themenheft und die darin enthaltenen Arbeiten zur kritischen Diskussion und zur Positionierung aktueller Themen beitragen. Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

Prof. Dr. R. Kaufmann

PD Dr. C. Kunte