In der vorliegenden Augustausgabe dieser Zeitschrift erscheint ein historischer Artikel von Brandt, Goerig und Artmeier-Brandt zum Thema „125. Geburtstag von Hans Killian“ [1]. Die Autoren liefern uns eine Reihe von interessanten, bislang teilweise unbekannten Details aus dem Leben von Hans Killian, die sie mit insgesamt 12 Abbildungen illustrieren.

Von dem Chirurgen Hans Killian ging damals ein wesentlicher Impetus aus, der zur Entstehung der Anästhesie als selbstständiges Fachgebiet in Deutschland entscheidend beitrug. Er befürwortete nachdrücklich die Entstehung des „Narkosespezialismus“ in Deutschland. Als einer der Gründerväter der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie im Jahr 1953 war er ein Wegbereiter des Facharztes für Anästhesie in Deutschland.

Die Autoren verweisen in ihrem Artikel auch auf die publizistischen Tätigkeiten von Hans Killian. Im Springer-Verlag erschien im Jahr 1934 sein Lehrbuch für die Anästhesie mit dem Titel Narkose zu operativen Zwecken [2]. Die Neuauflage aus dem Jahr 1954, zusammen mit Hellmut Weese publiziert, umfasste mehr als 1000 Seiten; sie trug den Titel Die Narkose – ein Lehr- und Handbuch [3].

Außerdem verfasste Killian populärwissenschaftliche Bücher mit eher werbewirksamen Titeln wie Auf Leben und Tod, Solange das Herz schlägt und Hinter uns steht nur der Herrgott – Ein Chirurg erinnert sich. Letzteres wurde im Jahr 1972 auch Grundlage einer 5‑teiligen Arztserie im Ersten Deutschen Fernsehen und der Name von Hans Killian somit auch dem nichtmedizinischen Publikum bekannt.

Bereits 1933 stellte Killian den Antrag auf Aufnahme in den NS-Dozentenbund. Zwei Jahre später wurde er außerordentlicher Professor für Chirurgie in Freiburg. Bei der Wiederbesetzung des Lehrstuhls in Kiel wurde er nicht berücksichtigt. Im Jahr 1943 erhielt er den chirurgischen Lehrstuhl an der Grenzlanduniversität Breslau, welche die nationalsozialistischen Vorgaben (Führerprinzip, Rassenhygiene) gegen den Ungeist jenseits der Grenzen vertrat. Ein Jahr später wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat des „Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen“ des Leibarztes Hitlers, Karl Brandt (1904–1948), berufen [4]. Diese Tätigkeiten im Dritten Reich können der Grund gewesen sein, warum er seit 1949 als freier Chirurg tätig war.

Die Bedeutung von Hans Killian für die Etablierung der Anästhesie als eigenständiges Fach in Deutschland ist unstrittig. Seine Rolle in den 1930er-Jahren ist bis auf seine Berufstätigkeit ungeklärt.

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H. Böhrer