Zusammenfassung
1. Die bleibenden Farbunterschiede verwandelterDixippus morosus beruhen nicht wie der physiologische Farbwechsel dieser Stabheuschrecken auf der Wanderung histologischer Elemente (Pigmentkörnchen), sondern auf verschiedenem Mengenverhältnis von drei Pigmenten, einem dunkelbraunen Melanin, einem grünen und einem orangeroten Lipochrom.
2. Das Vorherrschen bestimmter Farbtypen ist von der Beleuchtung abhängig, und zwar übt dieselbe Farbe von Papierschirmen gleichen Einfluß aus, ob reflektiertes oder durchgehendes Licht gleicher Intensität verwendet wird.
3. Wird derselbe Beleuchtungseinfluß zwei (parthenogenetische) Generationen hindurch zur Einwirkung gebracht, so steigert sich der Prozentsatz von Exemplaren, welche die für den gewählten Einfluß charakteristische Farbe tragen.
4. Neben dem Einfluß des äußeren Faktors macht sich aber auch die Farbe der Mutter in der Färbung ihrer Nachkommenschaft geltend, so daß also vorausgegangene Modifikationen übertragen werden können.
5. Ähnlich wie bei manchen Schmetterlingspuppen, z. B.Pieris brassicae, erzeugt weißliche Umgebung helle, rote, violette, blaue und schwarze dunkle, graue und Finsternis mitteliarbige, nämlich grünliche und bräunliche, gelbe reingrüneDixippus.
6. Neben den grünen kommen aber in gelber Umgebung auch ganz dunkleDixippus zum Vorschein, was mit der verschieden langen Einwirkung gelber Strahlen erklärt wird, während bei den Schmetterlingsraupen stets nur dasselbe kurze empfindliche Stadium dem Farbeinflusse offen steht. Im Gegensatze zu den bisherigen Puppenversuchen erzeugt reines Weiß auch grüneDixippus.
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Ein Auszug dieser Arbeit erschien mit gleichlautendem Titel als Mitteilung Nr. 52 aus der Biolog. Versuchsanstalt der Akademie d. Wiss., Zoolog. Abt. Vorstand H. Przibram im Akad. Sitzungsanzeiger Nr. 14, 1920.
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Przibram, H., Brecher, L. Die Farbmodifikationen der Stabheuschrecke Dixippus morosus Br. et Redt. Archiv für Entwicklungsmechanik der Organismen 50, 147–185 (1922). https://doi.org/10.1007/BF02093765
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