Zusammenfassung
Nachdem in früheren Mitteilungen die normale Schwankungsbreite der Wasserstoffzahl der Hautoberfläche (Säuremantel der Haut), ferner die Lokalisation starker Abweichungen von der Norm (physiologische Lücken im Säuremantel) dargestellt worden waren, wird jetzt die Wasserstoffionenkonzentration in krankhaften Hautprozessen ermittelt.
Als Methode der Messung dient in der Mehrzahl der Fälle die Chinhydronepicutanelektrode in der Gaskettenapparatur, nur vereinzelt wird die Glocken- und Lupenwasserstoffgaselektrode angewandt; in diesen letzteren Fällen erfolgt gleichzeitig die Durchleitung eines Gasgemisches, bestehend aus Wasserstoffgas + 5,6 Vol.- % Kohlensäure. Während bei den regelmäßigen Kontrollmessungen an hautgesunden Stellen der gleichen Region sich stets hochacidotische Werte in dem früher ermitteltenp H-Bereich ergeben, zeigen krankhaft veränderte Hautpartien Verminde rungen der Wasserstoffzahl.
Bei atrophischen Prozessen findet man eine sehr enge, aber im sauren Bereich liegende Schwankungsbreite, bei schuppenden Affektionen mit Para- oder Hyperkeratose (Psoriasis, Seborrhöe, Ekzem u. a.) ist die Wasserstoffzahl stärker erniedrigt; sie erreicht jedoch noch nicht den Neutralpunkt.
Blasenbildende nichteiternde Prozesse (Ekzem, Dermatitis) lassen fast ausschließlich mehr oder minder ausgesprochen alkalische Werte erkennen; nur die echte Dyshidrosis weistentsprechend ihrem Charakter als Retentionscyste des ekkrinen Schweißes — hochacidotischep H-Zahlen auf.
Bei eiterbildenden Hautkrankheiten (Furunkel, Karbunkel, Streptodermie, Staphylodermie, Epidermophytie u. a.) richtet sich derp H-Wert nach dem Grade der Entzündung: hochgradig akute und entzündliche Prozesse mit reiner Eiterbildung ergeben relativ stark acidotische Werte, bei geringer Reaktion des Gewebes und erheblichen Serumbeimengungen zum Eiter findet man schwach saure bis alkalische Werte.
Ulceröse Prozesse (Lues III, Tuberkulose, Ulcus cruris u. a.) zeichnen sich meist durch ausgesprochen alkalische Werte aus; besonders gilt diese für schlecht heilende Geschwüre mit schlaffen Granulationen, während frischer granulierende Prozesse mit klinisch erkennbarer Heilungstendenz geringer alkalische bis schwach saure Werte aufweisen.
Die Entstehungsbedingungen der Wasserstoffzahl bei den einzelnen Hautkrankheitsprozessen werden erörtert. Erhebliche Abweichungen von der Norm nach der alkalischen Seite werden als pathologische Lücken im Säuremantel bezeichnet. Die Diskussion ihrer Bedeutung für die mikrobielle Komponente in der Pathogenese zahlreicher Hautleiden — besonders im Hinblick auf die Verringerung der Bakterienabwehrfähigkeit — und für die Dermatotherapie wird für die folgende Mitteilung unserer entsprechenden experimentellen Studien in Aussicht gestellt.
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III. Mitt. diese Wschr. 1938, 773.
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Marchionini, A. Säuremantel der Haut und Bakterienabwehr. Klin Wochenschr 17, 1831–1835 (1938). https://doi.org/10.1007/BF01766049
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01766049