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Zusammenfassung

Der mikroskopische Aufbau des Eidechsenknochens

  1. 1.

    Die Trennung des Periosts in Kambium und Faserschicht ist beim Sommertier deutlicher als beim Wintertier. Die Substantia compacta der Diaphyse besteht aus reiferer Tela ossea, entbehrt aber des durch Haltelinien betonten konzentrischen Aufbaues der Schildkrötenkompakta. Die groβe Markhöhle enthält zelliges und Fettmark und in Endostnähe reichlich Chromatophoren. Im Winterschlaf ist das Knochenmark stark hyperämisch, die Mark- und Fettzellen spärlicher, letztere auch kleiner.

  2. 2.

    Die enchondrale Metaphyse besteht aus primitiverem Knochen-gewebe, das mit dem reiferen der Diaphyse durch Kittlinien verbunden ist und zeigt oft modellierende Resorption wie bei Schildkröte und Säuger.

  3. 3.

    Die Epiphyse besteht bei dem schon recht groß gewordenen Tier noch ganz aus Knorpel, der dafür verkalkt ist, trägt aber schon zu dieser Zeit zwei große knöcherne Fortsätze, deren sehr primitive Tela ossea kontinuierlich aus dem Knorpel hervorgeht, später aber von reiferem Knochengewebe umgebaut wird.

  4. 4.

    Enchondrale Ossifikation: In der Knorpelwucherungsschicht fehlt die großzellige Zone. In der präparatorischen Verkalkungsschicht erreichen vor dem Winterschlaf in der verlangsamten, herbstlichen Wachstumsperiode die Knorpelzellen nicht ihre volle Größe. Wie bei der Schildkröte werden jeweils von einer breiten primitiven Markbucht gleich mehrere Zellsäulen des kalkhaltigen Knorpels abgebaut. Wie beim Säuger stellt die Epiphyse ihr Längenwachstum viel früher ein als die Diaphyse, was man am Auftreten einer epiphysären knöchernen Schlußplatte erkennt.

  5. 5.

    Beim ältesten untersuchten Tier war die Epiphyse schon ganz ossifiziert, aber eine, allerdings ganz verkalkte Epiphysenfuge war noch vorhanden.

  6. 6.

    Der kalklose Gelenkknorpel ist im Gegensatz zu dem des Menschen wesentlich dünner als seine Kalkschicht und läßt eine Gleit- und Druck-schicht nur andeutungsweise erkennen.

Die Bruchheilung bei der Eidechse

  1. 1.

    Bei der bis zum 100. Tage verfolgten Bruchheilung konnten vier Stadien unterschieden werden.

  1. a)

    Das Stadium des rein fibrösen Kallus drückt sich in einer ganz unbedeutenden Periostwucherung und im Auftreten eines zarten parostalen Kallus aus.

  2. b)

    Im Stadium des knorpeligen Kallus besteht dieser im wesentlichen aus dem periostalen, absolut genommen sehr reichlichen, hyalinen Knorpelkallus, der beide Bruchenden einhüllt, die aber im übrigen durch einen fibrösen intermediären Kallus zusammengehalten werden. Mit der Entfernung von der Bruchstelle läuft der periostale knorpelige in einen noch unscheinbaren knöchernen Kallus aus, dem später die überwiegende Bedeutung zufällt. Hingegen hat der schon vorhandene, unerhebliche, endostale knöcherne Kallus weder jetzt noch später eine große Bedeutung.

  3. c)

    Eigentümlicherweise stellt sich die enchondrale Ossifikation des massigen Knorpelkallus lange nicht ein, weshalb die Festigkeit durch Verkalkung des ganzen Knorpelmassivs angestrebt wird, die dieses Stadium charakterisiert. Um diese Zeit schiebt sich der knöcherne periostale Kallus immer mehr als Belegknochen über den Knorpelkallus vor und bereitet so seine zukünftige Hauptrolle vor. Der intermediäre fibröse Kallus ist zum Knorpel geworden.

  4. d)

    Der das Knorpelmassiv schalenförmig umgebende periostale knöcherne Kallus beider Bruchenden gelangt endlich zur Vereinigung und stellt von nun an die hauptsächlichste Verbindung beider Fragmente dar. Das so überflüssig gewordene, umschlossene Knorpelmassiv wird mehr vascular abgebaut als enchondral ossifiziert, woraus eine von spärlichen enchondralen Knochenbälkchen durchzogene neue große Markhöhle hervorgeht, die nach außen durch die periostale Kalluskortikalis abgeschlossen wird. Die enchondral entstandenen Knochenbälkchen werden später umgebaut. Dieses 4. Stadium dürfte noch nicht den endgültigen Zustand darstellen.

  1. 2.

    Während des Winterschlafes kommt die Kallusbildung selbst bei maximalster Ausdehnung des Versuches auch nicht in Spuren zustande, nicht einmal die Fortschaffung der Gewebstrümmer vollzieht sich. Nach dem Erumchen geht aber die Bruchheilung anstandslos vor sich.

  2. 3.

    Die Heilung des Knochenbruches gestaltet sich bei der Eidechse in mehrfacher Hinsicht anders als beim Warmblüter, für den die Ratte als passender Vertreter zum Vergleich gewählt wurde. Der ganze Heilungsvorgang ist bei der Eidechse viel langsamer und erfolgt nach einem anderen Plan. Insbesondere spielt beim Kaltblüter der Knorpelkallus durch sehr lange Zeit eine dominierende Rolle, in welcher Periode die erwünschte Festigkeit durch weitgehende Verkalkung des Knorpels angestrebt wird. Während beim Warmblüter vom Anfang an der knöcherne Kallus dominiert und der knorpelige sich auf die intermediäre Zone beschränkt. Die Tendenz, an der Bruchstelle der röhrenförmigen Diaphyse einen ebenfalls röhrenförmigen verbindenden knöchernen Kallus, wenn auch vorerst in noch unvollkommener Gestalt, hervorzubringen, wird bei der Eidechse so erreicht, daß sich der Knorpelkallus mit einer periostalen Knochenschale überzieht, wonach der zentrale Knorpelkallus enchondral abgebaut wird, während bei der Ratte der in ganzer Dicke knöcherne periostale Kallus beim Umbau vom primitiven zum sekundären Kallus nachträglich zentral ausgehöhlt wird, ebenso wie der intermediäre knorpelige bei seiner enchondralen Ossifikation.

  3. 4.

    Sowohl beim Kaltwie beim Warmblüter treten aber im Laufe der Bruchheilung im Neben- und Nacheinander die drei statischen Gewebe Bindegewebe, Knorpel und Knochen auf, und zwar in verschiedener und sich immer steigernder Vollkommenheit und unter ständigem Ersatz des im Anfang rasch entstandenen primitiven, durch ein später langsam entstandenes reiferes Gewebe. Dies ist eine Reminiszenz aus der Phylo- und Ontogenese der Stützgewebe und- organe, die sich aber unter den pathologischen Umständen der Bruchheilung unter dem ständigen Einfluß statischer Beanspruchung abspielt. Diesem Spiel bei zwei in der Tierreihe weit auseinanderliegenden Vertretern zu folgen, bei denen die Reminiszenzen so verschieden sind, war besonders anregend.

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Wallis, K. Über den Knochenkallus beim Kaltblüter. Z. Zellforsch 7, 257–289 (1928). https://doi.org/10.1007/BF00372488

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