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Zur Frage der Koordinaten des subjektiven Sehraumes der Biene

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Zusammenfassung

  1. 1.

    Bei senkrechter Dressuranordnung mit Flugloch gelingt nicht nur eine Rechts-Linksdressur auf spiegelbildliche Farb- und Helligkeitspaare, auch die ObenUntenbeziehung kann erlernt werden. Horizontalverschiebung der Oben-Untenmarken gegen das Flugloch stört nicht, bei Vertikal-verschiebungen dagegen erweist sich eine gewisse Fluglochabhängigkeit. Lagerichtigkeit der Teile gibt den Ausschlag, zudem besteht eine gewisse Bevorzugung des unteren Fluglochrandes. Klare Blaubzw. Gelbvorliebe fand sich nicht; bei den Hell-Dunkelpaaren ist Transposition zwar möglich, doch kann die durch sie veränderte Abhebung vom weißen Untergrund störend eingreifen.

  2. 2.

    Auch ohne Flugloch kann die Biene bei Vertikalanordnung sowohl die Rechts-Linksbeziehung, als auch die Oben-Untenbeziehung erlernen, wenn sie durch Farb- oder Helligkeitspaare ausgedrückt sind. Die Umrißgestalt spielt dabei keine Rolle, die Hälften der Merkmalspaare können ungestraft auseinandergerückt werden. Die Bedeutung des Fluglochs ist aber noch geringer als Friedländer es annahm: ist es vorhanden, so kann es als relatives Lokalzeichen dienen, muß es aber nicht. Fehlt es, so glücken die Unterscheidungen unter Umständen ebensogut.

  3. 3.

    Auch auf horizontaler Unterlage ohne Flugloch gebotene spiegelbildlich symmetrische Farbpaare werden unterschieden, sowohl bei RechtsLinks als auch bei Vorn-Hintenanordnung ihrer Hälften im Sinne der Anflugsrichtung. Auch diese Dressur ist von der Form der Außenkanten der Merkmalspaare unabhängig. Daher war in der Versuchsanordnung nichts enthalten, was, ähnlich wie das Flugloch in den Kästchendressuren, als fester Bezugspunkt hätte dienen können; in sämtlichen Versuchen der Arbeit wechselten die Merkmalspaare ständig ihren Ort (Drehscheibe). Als Bezugslinie kommt bei den Horizontalversuchen die Anflugsrichtung nachweislich nicht in Frage, wie die Versuche mit wechselndem Versuchsort beweisen. Wie aus sämtlichen Versuchen hervorgeht, dürfte der subjektive Sehraum der fliegenden Biene sowohl vor ihr (Vertikalanordnungen) wie unter ihr (Horizontalversuche) dieselben drei Raumkoordinaten besitzen wie der menschliche. Unabhängig von der eigenen Körperlage im Raum vermag sie jederzeit gesehenes Vorne und Hinten, Rechts und Links, Oben und Unten zu unterscheiden. Das hierzu nötige optische Bezugssystem dürfte ihr die deskriptive Ortskenntnis des Flugraumes geben, in dem sie eingeflogen ist bzw. die Lichtkompaßsteuerung oder beide zusammen.

  4. 4.

    Gegen Drehungen des Positivpaares in der Darbietungsebene der Vertikalanordnung sind die Wahlen verschieden empfindlich. Das Flugloch als Bezugspunkt scheint die Duldung von Drehungen zu erhöhen. Ohne Flugloch vertrug das vertikale Farbpaar Rechts-Links 90° Drehung, das Oben-Untenpaar (auch Schwarz-Grau) nur 20° bzw. 30°. Der durchs Flugloch gehende vertikale bzw. horizontale Balken durfte um 45° gedreht werden, ohne seinen Positivwert zu verlieren. Auch Dressuren auf RechtsLinks gegen Oben-Unten bzw. die umgekehrten gelangen, wobei Drehungen bis zu 45 bzw. 60° geduldet wurden. In der Horizontalanordnung wurden sowohl bei Rechts-Linkswie bei Vorn-Hintendressuren (im Sinne der Anflugsrichtung) Drehungen von 45° ertragen, solche von 90° nicht mehr.

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Dissertation der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Albertus-Universität Königsberg i. Pr. (D 10).

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Wiechert, E. Zur Frage der Koordinaten des subjektiven Sehraumes der Biene. Z. f. vergl. Physiologie. 25, 455–493 (1938). https://doi.org/10.1007/BF00338290

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