Zusammenfassung
Mit vier Tieren (zwei Lemur mongoz und zweiLemur catta) wurden Versuche über Farbensinn angestellt. Nur mit den beiden Lemur mongoz wurden Resultate erzielt.
Das erste der beiden Tiere verwechselte jede der vier Hauptfarben je mit einer Gruppe von Graupapieren bestimmter Helligkeit. Dagegen zeigte es keine Verwirrung, wenn nach Dressur auf Grün gegenüber Gelb das Grün durch ein dunkles Grau ersetzt wurde, und übertrug weiter die Dressur auf Rot gegenüber Blau sehr leicht auf eine Wahl von Grün gegenüber Gelb. Hieraus wird gefolgert, daß das Tier die Farben als Graunuancen sah, also farbenblind war.
Mit dem zweiten Tiere wurde nur die Blauunterscheidung geprüft. Wenn auch hier bei bestimmten Graunuancen Verwechslung auftrat (was zeigt, daß die Farbe hauptsächlich als Grau gewisser Helligkeit gesehen wurde), so trat doch bei Fortsetzung der Versuche eine bessere Unterscheidung auf. Hieraus, und aus der Tatsache, daß es bei ihm wohl eine Verwirrung ergab, als bei der Dressur von Blau gegenüber Rot plötzlich das Blau durch ein Grau ersetzt wurde, wird geschlossen, daß diesem Tiere eine, wenn auch vielleicht schwache, Farbenunterscheidung nicht abzusprechen ist.
Das allgemeine Resultat, daß die Lemuren also einen nur sehr schwachen Farbensinn besitzen, stimmt mit den neueren Ergebnissen der Gehirnanatomie Henschens überein.
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de Haan, J.A.B., Frima, M.J. Versuche über den Farbensinn der Lemuren. Z. f. vergl. Physiologie 12, 603–631 (1930). https://doi.org/10.1007/BF00337899
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