Zusammenfassung
Im Laufe ihres Lebens sind Frauen mit Behinderung einem erheblichen Gewaltpotenzial ausgesetzt. Aus bisherigen Studien, die überwiegend sozialwissenschaftlich und sonderpädagogisch orientiert sind, geht hervor, dass ihre Gewaltbetroffenheit die Betroffenheit anderer Personengruppen wie z. B. Nicht behinderter Frauen übersteigt. Der vorliegende Beitrag wählt einen biografieanalytischen Zugang zum Thema und fokussiert auf ein wenig beachtetes Feld: Betrachtet wird, inwiefern medizinische Behandlungen von Frauen mit Behinderung als Gewalt erlebt werden und in welcher Form diese Erfahrungen biografisch bearbeitet werden. Mit Rekurs auf Pascal Delhoms phänomenologischen Gewaltansatz und auf biografieanalytische Prämissen wird dabei konsequent an der subjektspezifischen Erleidens-/Verletzungsperspektive der betroffenen Frauen angesetzt.
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Demmer, C. (2016). ‚Grenzverletzungen‘. In: Bilstein, J., Ecarius, J., Ricken, N., Stenger, U. (eds) Bildung und Gewalt. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10810-6_4
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