Zusammenfassung
Lange Jahre schien Heimarbeit ein Relikt vergangener Jahrzehnte: Die Zahl der Heimarbeiter/innen — zu etwa 90 % Frauen — ging zurück und machte einen immer kleineren Anteil an den Erwerbstätigen aus. 2) Das alte Problem ihrer schlechten Entlohnung und ihrer schlechten Sicherung schien sich von selbst zu erledigen.
1904 „Wir haben früher geglaubt, daß man in der Hausindustrie mehr als im zentra- listischen Fabrikbetrieb gewisse freiheitliche Ideale verwirklichen könne. Wir haben gedacht, es würde dort noch freie Wahl der Arbeit sein und die ganze Persönlichkeit würde nicht von einem einzigen Apparat absorbiert. Aber diese Vorstellung haben wir im ganzen heute nicht mehr, wir sind zu der Ansicht gekommen, daß das wohl einmal vorhanden gewesene, vielleicht auch nicht vorhanden gewesene Dinge sind, die heute nicht mehr verwirklicht werden können. Wenn man sagt, die Arbeiterin arbeite aas freiem Willen täglich 15 Stunden, so sage ich: ‘Nein — nicht aus freiem Willen, sondern wegen des Lohnes!’ “
Prof. Alfred Weber (Nationalökonom; Verein für Socialpolitik) auf dem — von den Gewerkschaften einberufenen — Heimarbeiterschutz-Kongreß 1904 in Berlin
1984 „Heimarbeit machen nur die, die echt darauf angewiesen sind. Wegen des Kindes mache ich Heimarbeit. Ich habe einen 8-Stunden-Vertnag. Aber gleichzeitig wird gefragt, wer länger arbeitet. Wer nicht dazu bereit ist, der bekommt keine Arbeit. Die acht Stunden am Tag sind schnell vergessen“.
Datenerfasserin, alleinstehend, 1 Kind. Seit 5 Jahren Heimarbeiterin
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Das Zitat von A. Weber ist entnommen aus: H. Karpf, Heimarbeiter und Gewerkschaften, Köln 1980. Der vollständige Bericht der Datenerfasserin ist enthalten in: Ange- stel1tenmagazin, IG Metall-Beilage, 12/83, S. 16
1981 gab es in der BRD ca. 138 000 Heimarbeiter, ihr Anteil an den Erwerbstätigen betrug ca. 0,55% (1980). Zahlen aus: D. Bickenberg-Hansen / W. Geers, Heimarbeit. Arbeitspapier des Arbeitskreises Sozialwissenschaftliche Arbeitsmarktforschung (SAMF), Paderborn 1985. (Die Zahlen beziehen sich auf Heimarbeiter nach dem Heimarbeitsgesetzt)
D. Henkel / E. Nopper / N. Rauch rechnen mit 4% Teleheimarbeiterspotential bezogen auf die Erwerbstätigen von 1980. (Informationstechnologie und Stadtentwicklung, Stuttgart 1984, S. 109). H.Afheldt, Prognos AG, nannte kürzlich für Frankfurt 15–20% im Jahre 2000 (Frankfurter Rundschau vom 26. 10. 84 ).
Vgl. z. B. die Zahlen für Bayern (dem Bundesland mit den meisten Heimarbeitern): „Während 1974 der Anteil nur 3,4% betragen habe,, sei heute schon fast jeder zehnte Heimarbeiter Bayerns mit Büroarbeiten befaßt“ (Nürnberger Nachrichten vom 10.09.84). Die Zahlen beziehen sich auf Heimarbeiter nach dem Heimarbeitsgesetz.
W. Heilmann, Bringt ‘Telearbeit’ eine neue Heimarbeiterwelle? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Mai 83
H. U. Wegener, Advent der freien Texterfassung. In: Der Erfolg 12/82, S. 18
H. U. Wegener, a.a.O., S. 15
Entnommen aus: A. Bahl-Benker, Statt Hektik im Büro angenehmes Arbeiten daheim? In: E. Vogelheim, Frauen am Computer, Reinbek 1984
W. Heilmann, Fallbeisoiel Integrata: Telearbeit, Referat auf der Arbeitstagung „Das Büro an der Wende“ (IAO u.a.) Böblingen 1983, S. 5
Battelle-Institut, Informationstechnisch gestützte Heiniarbeit. Endbericht der Vorstudie, Frankfurt, 1932, S. 50
Heimarbeit: Ein radikaler Umbruch bahnt sich an. Computerwoche vom 23. 03. 84
Dieser Zusammenhang wird beispielsweise hergestellt in den Leitsätzen und Entschließungen der 19. CDA-Bundestagung 1981 in Mannheim: „Die sanfte Macht der Familie / Schritte zu einer familiären Gesellschaft“.
Zitiert nach Barbara Boettger, Steht die Vertreibung der Frauen aus Büro und Verwaltung bevor? In: Zukunft der Frauenarbeit — Neue Verhältnisse in Technopatria. Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis 9/10, 1983
Edzard Reuter, Klassische Hierarchie-Strukturen lösen sich auf oder zerbrechen. Politische Probleme auf dem Weg zur telematischen Gesellschaft. Frankfurter Rundschau vom 01.10.1981, Dokumentation
Vgl. zur Frage der sozialen Beherrschbarkeit der Telekommunikation: H. Kubicek, Milliarden-Investitionen und der Übergang zur Informationsgesellschaft — Probleme der sozialen Beherrschbarkeit integrierter Fernmeldenetze, Frankfurter Rundschau vom 22. 08. 84
Entschließungsantrag der SPD-Fraktion zur Frauenarbeitslosigkeit, Bundestagsdrucksache 10/1283 vom 11.04.84
Vgl. dazu H. Kubicek, Neue Technologien — neue Aufgaben der Mitbestimmung. Möglichkeiten und Grenzen sozialer Beherrschbarkeit der Neuen Informations- und Kommunikationstechniken. In: Die Mitbestimmung 1/85
IG Metall Gewerkschaftstag 1983 in München, Entschließung 9, „Neue Informationsund Kommunikationstechniken“. Vgl. auch DGB, Neue Informations- und Kommunikationstechniken, Stellungnahme vom Mai 1984
F. Farthmann, Gesellschaftliche Aspekte der Telearbeit. In: Die Betriebswirtschaft, 4/1984, S. 552
Vgl. die Berichte in WZB-Mitteilungen 23, Wissenschaftszentrum Berlin, März 1984, S. 39 f
Exemplarisch dafür sind die Repliken von W. Heilmann (Integrata). W. Schlaffke (Institut der deutschen Wirtschaft) und M. Tippmann (Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände) auf den Artikel von Farthmann (a.a.O.) In: Die Betriebswirtschaft, 1/1985, S. 102 ff
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1985 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this paper
Cite this paper
Bahl-Benker, A. (1985). „Telearbeit“ — Ein Beitrag zur Humanisierung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeitnehmer/Innen ?. In: Hansen, H.R. (eds) GI/OCG/ÖGI-Jahrestagung 1985. Informatik Fachberichte, vol 108. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70639-4_91
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-70639-4_91
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-540-15697-0
Online ISBN: 978-3-642-70639-4
eBook Packages: Springer Book Archive