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Das Kriegsende in Lippe

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Zusammenfassung

Als die Lippische Staatszeitung in einer ihrer letzten Ausgaben am 30. März 1945 zum blutigen Kampf „bis zum letzten Atemzug“ aufrief, kontrastierte dies erheblich zur Stimmung einer Bevölkerung, die sich immer noch weit vom Kriegsgeschehen entfernt glaubte. Der Major a.D. Hans Meurer gestand in seinen im Mai 1945 verfaßten Erinnerungen, daß er selbst „bis zu einem gewissen Grad die ganz ungerechtfertigte Sorglosigkeit, fast Gleichgültigkeit der Bevölkerung“ geteilt habe, obwohl der „amerikanische Feind“ dem „schönen, sonst so friedlichen Detmold gefährlich nahe gekommen“ war.1 Die Besetzung selbst erfolgte nach der Einnahme Oerlinghausens am 1. und Detmolds am 4. April überraschend schnell. Das Land wurde in wenigen Tagen überrollt, die amerikanischen Kampfverbände drangen zur Weser und weiter in Richtung Berlin vor. In Lippe war in diesem Zusammenhang noch ein prominentes Opfer zu beklagen: der Bürgermeister von Lemgo, Wilhelm Gräfer, wurde von einer Wehrmachteinheit festgenommen, standrechtlich verurteilt und hingerichtet, weil er mit den Amerikanern Verhandlungen zur friedlichen Übergabe der Stadt eingeleitet hatte.2 Gräfers Ermordung wurde auch außerhalb Lemgos rasch bekannt, dort jedoch gerüchteweise der SS angelastet.3 Dies ist ein weiteres frühes Anzeichen der für die Erinnerung an die NS-Zeit typischen Verschiebungen: in der Zuweisung der Verantwortung für die im Krieg begangenen Untaten an die SS, während der „Ehrenschild“ der Wehrmacht unter allen Umständen unbefleckt bleiben sollte.

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Referenzen

  1. Meurer: „Die Erste Aprilwoche“, S. 1.

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  2. Zu diesem Vorgang und zur Person Gräfers s. Arnd Bauerkämper, Werner Freitag u. Rainer Tegt: Zur Stellung des Bürgermeisters im Nationalsozialistischen Staat — Wilhelm Gräfer in Lemgo: Eine Fallstudie, in: Lippische Mitteilungen 51 (1982), S. 211–239.

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  8. Dies wird auch für andere Reichsteile von amerikanischen Beobachtern bestätigt, vgl. etwa die Reaktionen, die Martha Gellhorn im April 1945 im Rheinland notierte: „Die Amerikaner sind uns willkommen. Wir haben keine Angst vor ihnen; wir haben keinen Grund zur Angst. Wir haben nichts Unrechtes getan; wir sind keine Nazis. Man müßte es vertonen. Dann könnten die Deutschen diesen Refrain singen. Sie reden alle so.“ In: Enzensberger: Ruinen, S. 87. Eine Ausnahme stellt in Lippe die Einschätzung Hans Meurers dar, der sich, ohne konkreten Bezug auf die aktuelle Besatzungssituation, des „allgemeinen völkischen Untergangs“ sicher zu sein glaubte, s. Meurer, S. 36.

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  18. Diether Kuhlmann: Alter Stamm und neue Köpfe im Detmolder Rathaus, in: Stadt Detmold, Detmold in der Nachkriegszeit, S. 67–94, hier S. 92.

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  19. Drake erwartete ernsthaft, daß „die Leute, die irgendwie aktiv tätig gewesen sind, selber das Empfinden haben müßten, aus der Front herauszugehen“; die Debatte in den Landtagsprotokollen in L 80 Ia Gr. II 2 Nr. la.

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  21. Vgl. die verschiedenen Beiträge in Stadt Detmold, Nationalsozialismus.

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Ruppert, A., Riechert, H. (1998). Das Kriegsende in Lippe. In: Herrschaft und Akzeptanz. Veröffentlichungen der Staatlichen Archive des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 41. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-10298-4_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-663-10298-4_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

  • Print ISBN: 978-3-663-10299-1

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